2010/12/31

Gutes neues Jahr


Liebe Verwandte, liebe Freunde,

am letzten Abend des alten Jahres grüßen wir Euch herzlich aus dem ziemlich leeren Cambine und wünschen euch einen guten und gesegneten Anfang im neuen Jahr des Herrn 2011!

Eure Claudia und Thomas

2010/12/27

Cambine Adventskalender 20

Pfingsten ist vorbei...

Ja, natürlich, Weihnachten ist auch vorbei. Aber Pfingsten eben auch. Und an beiden Festen passt der folgende kleine Witz: Auf dem ökumenischen Kirchentag in München soll es gewesen sein. Einer fragt den anderen: Sag mal, bist du Pfingstler? Und der andere soll geantwortet haben: Nää, iech bie doch Ärzgebirger. Iech bie eher ä Weihnachtler!

Weihnachten in Mosambik ist eher was für Pfingstler, nicht dass es da besonders spirituell zuginge oder charismatisch. Das nicht, aber erzgebirgisch sozialisierte Weihnachtler sind hier, was das Fest angeht, wirklich auf sich selbst gestellt. Leider gilt das in Cambine erfahrungsgemäß auch vom Gottesdienst. Darauf muss man sich erst einstellen...

Dann allerdings kann es ganz reizvoll sein, Weihnachten ohne großes Drumherum zu erleben. Den 25. mit den Kindern und Jugendlichen im Waisenhaus verbringen. Geschenke verteilen. Auch selber eins bekommen. Kurz die Nachbarin besuchen, die neulich ihren Sohn verloren hat. Übers Internet einen Rundfunkgottesdienst miterleben und die bewegende Predigt mühelos verstehen. Und natürlich Bachs Weihnachtsoratorium - immer noch und immer wieder rührt es uns an:

Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die Tage,
Rühmet, was heute der Höchste getan!
Lasset das Zagen, verbannet die Klage, ...

Genau das werden wir tun - und Weihnachtler bleiben. Denn wie hat Sepp Herberger gesagt:
Die Christbaumkugel ist rund.
Der Advent hat vier Wochen.
Und nach dem Fest ist vor dem Fest.

(Oder so ähnlich.)

2010/12/24

Cambine Adventskalender 19

Frohes Christfest - Feliz Natal - Merry Christmas


Denn er ist unser Friede,
der aus beiden eines gemacht hat
und den Zaun abgebrochen hat,
der dazwischen war,
nämlich die Feindschaft.
Epheser 2:14


20 Jahre nach der Wiedervereinigung Deutschlands gibt es noch viele trennende Zäune und Mauern in unserer Welt. Aber da ist auch die Botschaft des Engels an die Hirten von Bethlehem:

Ehre sei Gott in der Höhe
und Friede auf Erden
bei den Menschen seines Wohlgefallens.

Diese große Sehnsucht und Hoffnung verbindet uns,
frohes Christfest!



Porque ele é a nossa paz,
o qual de ambos fez um;
e tendo derribado a parede da separação
que estava no meio, a inimizade.
Efésios 2:14


20 anos depois da reunificação de Alemanha ainda existem muitas paredes da separação no nosso mundo. Mas também existe a mensagem do anjo aos pastores de Belém:

Glória a Deus nas maiores alturas,
e paz na terra entre os homens,
a quem ele quer bem.

Estamos juntos naquela grande saudade e esperança,
feliz Natal!



For he is our peace,
who has made both one and
has broken down the middle wall
of partition between us.
Ephesians 2:14


20 years after the reunification of Germany still exist many walls of partition in our world. But there is also the message of the angel to the shepherds of Bethlehem:

Glory to God in the highest
and on earth peace.
Good will toward men.

We are together in this great longing and hope,
merry Christmas!

Claudia + Thomas Guenther
Cambine, Moçambique, 2010/12/24

2010/12/23

Cambine Adventskalender 18

Leise rieselt der Schnee

Als Kind hat unsereins natürlich auch Klavierunterricht gehabt und dabei mindestens fünf Klavierlehrerinnen verbraucht. Doch trotz des Verbrauchs von mindestens fünf Klavierlehrerinnen kann ich bis heute nur ein einziges Weihnachtslied auf dem Klavier spielen: Alle Jahre wieder, kaum dass am Weihnachtsbaume die Lichter brennen: “Leise rieselt der Schnee”. Klavier besitzen wir längst keines mehr, bei einem solchen Repertoire lohnt es sich nun wirklich nicht, sich das ganze Jahr die Stube mit einem sperrigen Tastenkasten zu blockieren. Allerdings, jetzt hier im Erzgebirge haben wir doch wieder ein kleines, sogenanntes Harmonium in der Stubenecke stehen; ich meine so ein Ding, wo man, wie früher bei den Nähmaschinen – hier allerdings mit beiden Füßen – unentwegt unten treten muss, damit sich oben etwas rührt, beziehungsweise bei Tastendruck gewisse Töne erschallen. “Harmonium und Männerchor, so stell ich mir die Hölle vor”, soll der alte Kreuzkantor Mauersberger gesagt haben. Freilich, bei uns nicht Männerchor, sondern Familienkreis, einschließlich Denny-Oma. Nun haben in dem Musikkasten freilich auch schon Mäuse gewohnt. Und feindlich ist die Maus der Kunst, vor allem der höheren Kunst, vor allem die Erzgebirgsmaus. Trotz hektischen beidfüßigen Auf-der-Stelle-Tretens unten im Pedal geben gewisse Tasten nur schwachen, respektive gar keinen Laut. Und dann ist da noch dieses, schon in der Kindheit gefürchtete b in der Notenschrift, das plötzlich zur Bedienung von schwarzen Tasten auffordert. Kurzum, da die Familie singt (die Enkel als Bestandteil einer nicht mehr persönlich zu gesanglicher Äußerung fähigen Zukunft natürlich anderweitig beschäftigt) – gibt es ausgerechnet bei den wichtigsten Stellen wie: in den Herzen ist's warm/still schweigt Kummer und Harm besonders disharmonische Harmoniumaussetzer. Und während die Familie hört, wie furchtbar ich spiele, höre ich, wie furchtbar die Familie singt. Doch gerade dieses ins Leere ausschwingende Ganz-Alleine-Singen gibt unserem familienbedingt nun einmal bescheidenen Beitrag zusätzlich noch etwas unbedingt Glaubhaftes, eine so sonst kaum geäußerte, besondere Verlorenheit. Die altertümelnde Wendung still schweigt Kummer und Harm ist da plötzlich weit entfernt vom Ich-bin-fit-Getue der Okay-Gesellschaft – drückt also unsere wirkliche Angst, unsere wirkliche Sehnsucht nach Geborgenheit aus. (Das Wort Harm ist übrigens nicht völlig synonym mit Kummer, sondern bedeutet – nach Adelung – anhaltende, hochgradige Betrübnis).
Jedenfalls bin ich meinen, nun schon vor fünfzig Jahren so leichtsinnig verbrauchten Klavierpädagoginnen nun doch zu großem Dank verpflichtet. Und wenn ich alljährlich wieder wie wild in die Pedalen trete und abermals die Töne aussetzen und ich aus Furcht vor den schwarzen Tasten massiv daneben greife, glänzet tatsächlich von draußen der weihnachtliche, sprich: tief verschneite Wald herein – halb bedrohlich und halb zu Verstehen gebend, wie gut wir es eigentlich haben in unserer Erzgebirgsstube: Freue Dich, Christkind kommt bald. Und selbst wenn es zu Weihnachten wie immer zufällig regnet, herrscht Weihnachten trotzdem Winter, schon von der Kindheit her: still und starr ruht der See. Ein Phänomen, das bereits anzeigt, wie sehr wir eigentlich Weihnachten brauchen – damit es endlich einmal stille wird:
Leise rieselt der Schnee...



Diesen Text des Schriftstellers Thomas Rosenlöcher habe ich aus dem Kalender "Sächsische Heimat 2008" des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz übernommen.

2010/12/21

Cambine-Adventskalender 17

Siehe unten!

Heute kam der Weihnachtsgruß von Thomas Kemper bei uns an. Die folgende Zeichnung habe ich ihm entnommen. Sie stammt von einem unbekannten Künstler aus dem Projekt, in dem Thomas vor vielen Jahren in Brasilien arbeitete, der Gemeinschaft der Leidenden der Straße.

Ja, was hat das zu bedeuten, dass Gott nicht zuerst bei den Etablierten, den Wohlgeratenen und Besserverdienenden ankommt? Im Palast des Königs Herodes hat man noch gar nichts von dem gehört, wonach die drei weitgereisten Sternkundigen fragen. Auch die, deren Türen den Unterkunft für die Niederkunft Suchenden verschlossen bleiben, haben offenbar keine Ahnung davon, wer da vor ihnen steht. Eine gute Frage: Wenn das hochheilige Paar nach Bethlehem muss, weil es von dort stammt, müsste es dort doch auch Verwandte geben. Warum nimmt sie von ihnen keiner auf?

Die ersten, denen die Augen aufgehen, haben keinen König im Stammbaum, kein ausgebuchtes Gästehaus als Einnahmequelle. Es sind Hirten, Außenseiter, immer ein wenig schmutzig. Sie riechen nach Tier und leben auf dem Feld, haben keine feste Bleibe. Die anderen, die Anständigen und Gutfunktionierenden, behandeln sie gerne von oben herab. Doch nun kommt von ganz oben herab der Heiland bei ihnen an - und nicht zuerst bei denen in gehobener Stellung. An den höheren Töchtern und Söhnen geht er erst einmal vorbei, um bei denen anzukommen, die ganz unten sind.

Wollen wir das eigentlich wissen, wenn wir im Warmen am gut gedeckten Tisch sitzen und „das Fest“ feiern? Es muss uns die Festfreude nicht verderben, aber die Frage muss schon erlaubt sein:

Was soll das heißen, dass Gott diejenigen zuerst aufsucht, die ganz unten sind?



Hier ist der Weihnachtsgruß von Thomas Kemper in vollem Wortlaut zu finden: http://new.gbgm-umc.org/ (in englischer Sprache)

2010/12/18

Cambine Adventskalender 16

Da macht sich auf auch ...

D. fliegt nach Burundi. N. fährt nach Tete. M. ist sowieso schon in Brasilien. Und überhaupt reist, wer nur irgendwie kann, noch vor den Feiertagen aus Cambine ab. Das erklärt ein wenig das Erstaunen in den Gesichtern unserer mosambikanischen Nachbarn, wenn wir sagen: „Wir bleiben über Weihnachten in Cambine.“ - Das können sie nur schwer verstehen.

„Ihr als Europäer könnt es euch doch leisten“, scheinen sie zu denken. „Warum fliegt ihr nicht auch heim, um mit eurer Familie Weihnachten zu feiern?“ Man sieht förmlich, wie sie innerlich den Kopf schütteln. Manchmal kommen wir fast in Erklärungsnot. Dass es uns zu teuer ist, können wir zwar sagen, aber so recht glaubt uns das hier niemand. Dass uns der Schnee in Deutschland abhält – das wäre gelogen. Was sollen wir also sagen?

Gar nichts werden wir sagen. Nur dass es so ist, wie es ist. Und dass wir den Weihnachtstag mit den Kindern aus dem Waisenhaus verbringen, werden wir sagen. Und dass wir am 26. ganz für uns alleine an den Strand fahren, werden wir vielleicht noch sagen. Aber vielleicht auch nicht.

Warum eigentlich sollten wir uns rechtfertigen müssen?

2010/12/17

Cambine Adventskalender 15

Nito reist nach Norden

Morgens um halb sechs ist es in Cambine nicht mehr so ruhig, wie man meinen könnte. Das erste Pick-up-Taxi ist schon angekommen. Kinder mit Kanistern auf den Schultern holen Wasser. Frauen tragen im Wickeltuch ihre Kinder und gehen zur Feldarbeit. Ich bin mit dem Auto unterwegs an die Kreuzung. Nito, meine Kollege, reist nach Hause. Schon gestern hat er das Busbillet gekauft. Vor sechs muss er an der Haltestelle sein, an der Cruzamento, zehn Kilometer von Cambine entfernt. Wir dürfen uns nicht verspäten: Denn ist der Bus einmal gestartet, wartet er nicht auf späte Passagiere.
Wir sind rechtzeitig zur Stelle. Noch ist es an der Hauptstraße ruhig. Am Straßenrand wickelt eine Mutter ihr Kind. Enten watscheln an ihr vorbei. Im Sand liegen zwei leere Weinflaschen. Die Frauen mit den Schüsseln voller Mangos sind noch auf dem Weg hierher. In einer halben Stunde wird die Haltestelle ein geschäftiger Marktplatz sein.
Es ist zehn vor sechs. Nito ruft den Busfahrer an. Ich bin zur Stelle, sagt er ihm. Nimm mich mit! Fahr nicht vorbei! Siebzehn, achtzehn Stunden Busfahrt liegen vor ihm. Dazu eine Übernachtung irgendwo. Doch im Moment, so hört er den Fahrer sagen, sei er noch gar nicht losgefahren. Er habe erst drei Fahrgäste. Das sei zu wenig. Für so eine lange Strecke müsse der Bus schon besser besetzt sein. Er jedenfalls werde noch eine Weile warten, vielleicht kommen ja noch Passagiere.
Und Nito? Was bleibt ihm übrig, als auch zu warten. Gerade hatte er mir erzählt, dass er frühestens morgen um 10 oder 11 Uhr am Ziel sein werde. Nun kann es auch 15 oder 16 Uhr werden oder noch später. Wer weiß das schon?

2010/12/15

Cambine Adventskalender 14

Halleluja und Fast Food

Was man unter einem "Mob" zu verstehen hat, ist allgemein bekannt: eine aufgewühlte Menge Volk. Seit einiger Zeit gibt es auch den sogenannten "flash mob". Menschen verabreden sich per Mobiltelefon oder Internet, zu einer bestimmten Zeit an einen bestimmten Ort zu kommen und dort gemeinsam etwas zu tun. Das kann bedrohlich sein, muss aber nicht, wie der folgende kleine Film zeigt. Wir haben den Link von Barbara Hüfner-Kemper aus New York zugeschickt bekommen. Herzlichen Dank!

http://www.youtube.com/user/AlphabetPhotography#

Ist es nicht ein wenig wie bei den Hirten in der Weihnachtsgeschichte? Mitten im ganz und gar Alltäglichen tut sich plötzlich eine andere Welt auf und nach einem kurzen Erschrecken glänzen die Augen der Menschen vor Staunen über das, was sie da hören und sehen.

2010/12/14

Cambine Adventskalender 13

Oh, es riecht gut...

Sauna, nur ohne Tauchbecken. So ein Tag war heute. Trotzdem, Claudia hat Plätzchen gebacken, gemeinsam mit Maria Alexandre, Gilda und Maria Xavier. Für die drei Mädchen aus dem Waisenhaus war es natürlich ein Fest. Nicht nur wegen der süßen Reste, die es immer zu schleckern gibt, wenn gebacken wird, sondern auch weil sie Tia Claudia mal ein paar Stunden ganz für sich haben konnten.

Cambine ist umgeben von Abertausenden Kokospalmen. Schon die Kinder klettern die nackten Stämme hinauf, dass uns Ungeübten vom bloßen Zuschauen schlecht wird. Frische Kokosnüsse kann man als Fastfood am Straßenrand kaufen. Kokosöl, Kokosfasern - die Pflanze ist hier allgegenwärtig. Kokosmakronen kennt allerdings keiner.

Es liegt an den Eiern. Die sind den Leuten hier einfach zu teuer, als dass sie sie in der nötigen Menge zu Plätzchen verbacken könnten. Heute aber wurden Makronen gebacken aus selbst hergestellten Kokosraspeln und frischen Eiern.

Noch so ein Grund, warum die Mädchen heute einen guten Nachmittag hatten.

2010/12/11

Cambine Adventskalender 12

Noch ist die Ware heiß

Während Thomas in der Kirchenbank schwitzte, stand Claudia zu Hause in der Küche und schwitzte. Als sei es nicht ohnehin schon warm genug, brannte den gesamten Vormittag über der Gasherd. Sonnabend vor dem 3. Advent. Plätzchen backen. Und weil bei uns zugleich die Mangos vom Baum fallen, hat sie noch Marmelade und Chutney gekocht. Appetitlich sieht es schon mal aus, finde ich.


Ob es schmeckt, werden wir morgen probieren, wenn alles abgekühlt sein wird. Eigentlich kann es gar nicht anders sein: das Chutney muss schmecken! Sind ja lauter gute Sachen drin: Mangos natürlich, Apfel und Zwiebel, Ingwer und Chilli, Knoblauch und Sternanis, Kardamom und Curry, Lorbeer, Nelken und Zimt. "So exotisch hat es in meiner Küche noch nie gerochen", sagte Claudia danach. - Und dabei haben wir noch gar nicht von den Plätzchen gesprochen...

Cambine Adventskalender 11

Es gibt viel zu tun

Die Entscheidungen sind getroffen: Die Evangelisch-methodistische Kirche in Mosambik wird die Gehaltszahlungen an ihre hauptamtlichen Mitarbeiter grundlegend anders strukturieren. Bisher zahlten die Gemeinden "ihre/n" Pastor/in direkt von dem Geld, das im jeweiligen Monat eingenommen wurde. Und wenn das zu wenig war, blieb für das Gehalt nichts übrig. Und wenn es einen Konflikt zwischen Pastor und Gemeinde gab, war das Gehalt ein sehr effizientes Druckmittel. Künftig wird das Gehalt aus einem zentralen Gehaltsfond gezahlt werden, der aus den Umlagen der Gemeindebezirke finanziert werden soll. Zusätzlich muss die Kirche die 2012 auslaufenden Transferzahlungen aus der Partnerkonferenz Missouri ausgleichen. Das ist eine gewaltige Herausforderung!

Sie ist nur zu bewältigen, wenn die Kirche ihre Organisationsstruktur und ihren gesamten Dienst grundsätzlich auf den Prüfstand stellt. Vielleicht ist es schon ein wenig spät, damit zu beginnen. Aber ein Anfang ist gemacht. Von sechzehn Superintendentenstellen bleiben tatsächlich nur noch sechs übrig. In einem zweiten Schritt wird dann auch die Zahl der Distrikte, die vorerst weiterbestehen sollen, auf sechs reduziert werden. Ab sofort soll das neue System in sechs Distrikten einen Probelauf absolvieren. Ab Juli 2011 soll es dann in der gesamten Konferenz angewandt werden.
Zusätzlich sollen die Projekte der Kirche künftig mehr Gewinn abwerfen: Bücherläden, Gästehäuser, Landwirtschaftsbetriebe und die Tischlerei in Cambine. Auch das ist ein ehrgeiziges Vorhaben, denn in dem Zustand, in dem sich viele dieser Projekte derzeit befinden, sind sie eher ein Teil des Problems als eine Hilfe zu seiner Lösung.
Es soll auch zahlreiche personelle Veränderungen geben. Aber das hört man nur hinter vorgehaltener Hand. Noch bis morgen ist das Chefsache. Dann wird die Bischöfin die neue Dienstzuweisungsliste verlesen. Hoffentlich gibt es nicht wieder so viele Verweigerer wie im letzten Jahr!

2010/12/08

Cambine Adventskalender 10

Kokosnüsse, Mangos und Bougainvilleablüten

... bekam heute im Begrüßungsgottesdienst zu Jährlichen Konferenz die Bischöfin überreicht. Das ist nun mal für unsere Gegend typisch.

Doch jenseits der schönen Gesten wird in den nächsten Tagen hart gearbeitet werden müssen. Weitreichende Entscheidungen gilt es zu treffen. Die Zahl der Distrikte soll von 16 auf 6 reduziert werden. Das ist nur scheinbar eine rein verwaltungstechnische Entscheidung, denn mit dieser Strukturänderung fallen ja auch zehn (vergleichsweise gut bezahlte) Superintendentenstellen weg.

Und noch tiefgreifender: Das Gehaltssystem für die Pastoren soll grundlegend verändert werden. Künftig soll das Gehalt nicht mehr von der jeweiligen Gemeinde, sondern von der zentralen Gehaltskasse gezahlt werden. Die soll aus Umlagen der Gemeindebezirke gespeist werden. Für die Pastorinnen und Pastoren wäre das eine enorme Verbesserung - vorausgesetzt, die Gemeindebezirke sind willens und in der Lage, die Umlagen regelmäßig und pünktlich zu überweisen.

Wie auch immer, das begeisterte Singen lassen sich die mosambikanischen Brüder und Schwestern nicht verbieten. Gut so!

Cambine Adventskalender 9

... und zum Dritten!

Gestern war es drei Jahre, dass wir in Moçambique angekommen sind.
- Und wir haben glatt nicht dran gedacht. Ist das ein gutes Zeichen?
Wir haben beschlossen, es so zu deuten. Also:

... auf ein Viertes!

2010/12/07

Cambine Adventskalender 8

Jährliche Konferenz in Chicuque

Heute beginnt in Chicuque die Jährliche Konferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche in Mosambik. Eigentlich ja erst morgen, aber wenn man schon zusammenkommt, muss man die gemeinsame Zeit auch nutzen.
So wurde für heute noch ein zusätzliches Seminar angesetzt, zu dem alle Pastoren und Pastorinnen eingeladen sind. Um neun sollte es beginnen.
Die Gäste aus den USA, die referieren sollen, sind aber erst heute morgen um fünf in Maputo aufgebrochen. Sieben Stunden brauchen sie bestimmt, um in Chicuque anzukommen. So wird die Konferenz also irgendwann beginnen, irgendwann nachdem die Gäste eingetroffen sein werden. Und bis dahin werden die Pastorinnen und Pastoren ihre gemeinsame Zeit schon irgendwie sinnvoll zu nutzen wissen.


Als ich heute morgen das Auto vollpackte, um einige Studenten und Dozenten samt Gepäck zur Konferenz zu fahren, stand die Frage, wer wird sich hinten in den Kofferraum zum Gepäck setzen. Der Direktor meinte, es könnten doch eigentlich die beiden Pastoren hinten sitzen. Doch es war deutlich zu spüren: Auf diesem Ohr waren sie taub. So stiegen schließlich die beiden Studentinnen hinten ein. - An sich kein Problem. Und doch wird auch an einem so unscheinbaren Beispiel deutlich, wie fest hier auch in der Kirche das traditionellen Rollenbewusstsein in den Köpfen der Menschen verankert ist. Wir haben zwar eine Bischöfin, wir arbeiten vielleicht auch kooperativ mit ihr zusammen, aber deshalb muss noch lange kein Mann, der auch noch Pastor und Lehrer ist, hinten bei den Koffern sitzen.

2010/12/06

Cambine Adventskalender 7

Kirschen im Dezember?

Ein in Deutschland weithin unbekanntes Adventslied erzählt, wie Maria und Joseph auf dem Weg nach Bethlehem in einem Kirschgarten rasten. Mit Verweis auf das Kind unter ihrem Herzen bittet Maria Joseph, ihr Kirschen zu pflücken. Der aber reagiert patzig: Soll doch der Vater des Kindes dir Kirschen pflücken!
Da neigt sich der Kirschbaum, streckt Maria einen Zweig entgegen und sie kann Kirschen pflücken. Für Joseph ist klar: Gott selber, der Vater von Marias Kind, hat das bewirkt. Er erschrickt und bittet ihn um Vergebung: Was hab ich getan? Herr, hab Erbarmen mit mir!
Das Lied wurde nachweislich bereits im 15. Jahrhundert gesungen. Es greift zurück auf eine Legende aus dem sogenannten Pseudo-Matthäus, einer apokryphen Bearbeitung des biblischen Matthäusevangeliums aus dem 7. Jahrhundert nach Christi Geburt.
Es existieren viele Aufnahmen dieses Liedes, die derzeit bekannteste findet sich auf dem Weihnachtsalbum „If on a winter's night...“ von Sting. Anzuhören und zu sehen unter:

http://www.youtube.com/watch?v=CVTganOzERI



Cherry Tree Carol

When Joseph was an old man, an old man was he
He courted Virgin Mary, the queen of Galilee
He courted Virgin Mary, the queen of Galilee

When Joseph and Mary were walking one day
Here is apples and cherries so fair to behold
Here is apples and cherries so fair to behold

Then Mary spoke to Joseph so meek and so mild
"Joseph, gather me some cherries for I am with child"
"Oh Joseph, gather me some cherries for I am with child "

Then Joseph flew in anger, in anger he flew
"Oh, let the father of the baby gather cherries for you"
"Oh, let the father of the baby gather cherries for you"

So the cherry-tree bowed low down, low down to the ground
And Mary gathered cherries while Joseph stood down
And Mary gathered cherries while Joseph stood down

Then Joseph took Mary all on his right knee
Crying, "Lord, have mercy for what I have done"
Crying, "Lord, have mercy for what I have done"

When Joseph was an old man, an old man was he
He courted Virgin Mary, the queen of Galilee
He courted Virgin Mary, the queen of Galilee

2010/12/05

Cambine Adventskalender 6



mehr Advent im Advent

Kirchweihe in Massinga. Das war gestern. Studienjahresabschlussfest am Theologischen Seminar. Das war heute. Gestern fünf Stunden Gottesdienst, heute nur drei. - 2. Advent in Cambine.
Die fünf jungen Leute in den schwarzen Talaren, das sind die Absolventen des Theologischen Seminars in diesem Studienjahr. Nach vier Jahren Ausbildung werden sie am nächsten Sonntag ihre erste Dienstzuweisung erhalten. In der nächsten Woche findet in Chicuque - etwa 35 Kilometer von hier - die Jährliche Konferenz (Synode) der methodistischen Kirche statt. Noch so ein Termin im Advent. In Deutschland wäre das undenkbar. Zum Glück. Denn trotz allem vorweihnachtlichen Trubel und Getöse, auch entgegen aller Säkularisierung, das Fest der Geburt Christi ist tief in unserer Kultur verwurzelt.
So wie es selbst von den geografischen, klimatischen und kulturellen Bedingungen in Europa geprägt wurde, so hat es im Gegenzug auch die europäische Kultur beeinflusst. Zwei Weihnachtsfeiertage plus Heiligabend zeugen davon. Und selbst, wenn es oft nur mangelhaft gelingen mag, irgendwie wollen viele die Advents- und Weihnachtszeit als besondere Zeit im Jahr erleben. In Mosambik erlebe ich das nicht so.
Vor einem anderen Hintergrund als in Deutschland sind wir also genau wie ihr, selbst dafür verantwortlich, wie adventlich wir uns die Adventszeit gestalten - trotz Kirchweih, Studienjahresabschluss und Jährlicher Konferenz.

Cambine Adventskalender 5

Eine Zollstocklänge

4.12. - Heute abend schnell noch mal nach Chicuque: die Torte abholen für das Studienjahresabschlussfest morgen.
Natürlich habe ich gelernt: In Afrika keine Autofahrten nach Einbruch der Dämmerung! Meist halte ich mich dran. Immer geht es freilich nicht. Wie heute. Als wir wegfahren, ist es noch hell.
Auf dem Rückweg nach Cambine: es ist schon ziemlich duster, ein schwerer LKW im Gegenverkehr. Seine beiden Scheinwerfer blenden mich. Vor mir auf der Fahrspur eine Frau, dunkle Haut, dunkle Kleidung. Ich seh sie im letzten Moment. Es fehlt nicht viel und ich hätte vor der Entscheidung gestanden: sie oder ich? - Aber ich kann noch ausweichen.
Manchmal entscheidet eben eine Zollstocklänge oder ein Wimpernschlag darüber, wie es weitergeht im Leben. Ich hatte die notwendigen zwei Meter zu Verfügung. Gott sei Dank! Sonst könnte ich jetzt nicht so locker darüber berichten.

Cambine Adventskalender 4

Sei doch kein Frosch

1. Dezember in Maputo. Noch immer sind wir hier. Die letzten Besorgungen haben wir am vormittag erledigt: einen Blinkschalter für den Land Rover organisieren, das fehlende Teil für unser Auto ist leider noch nicht aufzutreiben, ein Koffer für eine Waisenhausmutter und eine Tonerkartusche für unseren Drucker.
Atemberaubend, welche Preisunterschiede es da gibt. Im ersten Laden, in dem ich fragte, wollten sie über 8.500 Meticais (etwa 180 Euro). Gekauft habe ich die Kartusche dann in einem Laden wenige hundert Meter entfernt für 1.750 Meticais (also etwa 37 Euro). Erklär mir einer den Unterschied...
Wir sitzen im Vorgarten des französischen Kulturzentrums mitten in der Stadt. Hier gibt es frischen Fruchtsaft und immer was zu sehen. Im Hintergrund hören wir den Soundcheck. Es scheint heute eine Veranstaltung zu sein. Kindergruppen gehen an uns vorbei in Richtung Saal. Es muss also etwas für Kinder sein. Wir gehen ihnen nach und sehen, wie der Saal sich füllt. Transparente sind an den Wänden angebracht: „AIDS ist eine unheilbare Krankheit, aber du kannst dich schützen“, steht da geschrieben. An anderer Stelle: „1. Dezember Welt-AIDS-Tag“.
Dann beginnt das Programm. Zwei Mädchen, höchstens vierzehn Jahre alt, begrüßen die Anwesenden. Eine Kindergruppe tanzt und singt und untermalt den Inhalt ihres Liedes mit klaren Gesten.
„Wir grüßen alle Kinder, die HIV-positiv sind“, singen sie: Und: „Wir grüßen alle, deren Eltern an AIDS gestorben sind. - Lasst nicht zu, dass nun auch noch eure Hoffnung stirbt.“
Als ein Geistlicher ein kurzes Wort an die Kinder richtet und mit uns allen betet, geht ein als Frosch verkleideter Mensch durch die Reihen und verteilt Kondome.

2010/12/04

Cambine Adventskalender 3

Hier werden sie geholfen

30.11. - Heute morgen in der Autowerkstatt zog ich die Nummer: 935. „Wir sind stolz darauf, Ihnen dienen zu dürfen“, stand da geschrieben. Doch weder die Nummer, noch der stolze Spruch hatten irgendeine Bedeutung. Schon nach einer halben Stunde stand ich - unverrichteter Dinge - wieder auf der Straße. Für diese Werkstatt sei unser Auto viel zu alt, bedeutete man uns. Dabei stand an der Wand in großen roten Buchstaben der gleiche Name geschrieben wie auf dem Typenschild unseres Wagens. Man schickte uns von einem zum anderen und war kein bisschen stolz darauf, uns helfen zu können.

Schließlich landeten wir bei dem Händler, bei dem wir vor drei Jahren unseren Gebrauchten im stolzen Alter von vierzehn Jahren erworben hatten. Für afrikanische Verhältnisse sozusagen als Jungwagen. Dort am Straßenrand, direkt neben dem fließenden Stadtverkehr, im Halbschatten unter einem Baum wurde uns geholfen. Ohne eine Nummer zu ziehen und ohne stolze Sprüche.

Ich will nicht über TOYOTA schimpfen. Ich will mich nur selber hüten, den Mund zu voll zu nehmen.