2012/04/08

Ostern in Cambine

Natürlich wird in Cambine das Osterfest ausgiebig gefeiert. Das Fest ist zwar am Sonntag schon vorüber, den Ostermontag als Feiertag gibt es in Mosambik nicht. Dafür beginnen die Feierlichkeiten etwas früher. Karfreitag, und für manche auch Gründonnerstag, gelten hier als Tolerância. Das heißt, wer es sich leisten kann, macht frei, und wer nicht nicht, geht spätestens mittags auch nach Hause. Und weil Cambine ein Missionsdorf ist, fällt am Theologischen Seminar gleich an beiden Tagen der Unterricht aus.

Im Gottesdienst am Mittwoch nachmittag fand dieses Jahr eine Fußwaschung statt. Anschließend wurde der Film "Die Passion Christi" gezeigt. Am Donnerstag nachmittag 14 Uhr ist die Gemeinde zum Abendmahlsgottesdienst geladen. Am Karfreitag beginnt der Gottesdienst bereits eine Stunde früher. Traditionell ist das in Cambine kein ausgesprochen stiller Moment. An diesem Nachmittag wird das Passionsgeschehen nachgespielt. Und das geht natürlich nur lautstark und mit viel Bewegung.

Grotesk war, dass einige mit geschwärzten Gesichtern spielten. Afrikaner, die sich das Gesicht schwärzer als schwarz färben? Offenbar wollten sie auf diese Weise spielerisch unterstreichen, dass diejenigen, die Jesus nach dem Leben trachteten, die Bösen sind. Und ich bin mir sehr gewiss, dass keiner der Beteiligten sich dabei auch nur andeutungsweise des darin enthaltenen Antisemitismus bewusst gewesen ist. Am Schluss wird Jesus gekreuzigt. Und mit Handies und Kameras wird alles festgehalten.

In der Osternacht selber ziehen Gemeindeglieder singend und Halleluja rufend durch den Ort. Morgens um acht beginnt dann der letzte Gottesdienst am Osterwochenende. Mir schien, nach all dem anderen Programm waren die Brüder und Schwestern dann doch etwas müde. Der Pastor hatte jedenfalls seine liebe Mühe, die Gemeinde zu lebendigem Gesang zu animieren. Die rechte Osterfreude war auf den Gesichtern nicht zu sehen. Das soll nicht heißen, dass es etwa traurig zugegangen wäre, keineswegs. Doch angesichts der wahrhaft unglaublichen Osterbotschaft kam ihm das Halleluja einfach zu leise vor. Und so ließ er es wiederholen und forderte mehr Lautstärke ein. Schade, dass die Osterbotschaft das nicht aus eigener Kraft vermochte. Mit Taufen und Konfirmation ging der Gottesdienst dann zu Ende.

(Ich selber hatte all die Tage mit einer starken Erkältung zu tun, vermutlich mit einer Mittelohrentzündung. Klar, es wird langsam Winter, statt 30ºC haben wir nur noch 25ºC. Da kann man sich schon mal erkälten...)

Kleider spenden für Afrika?

Wer kennt sie nicht, die cremefarbenen Altkleidercontainer mit dem roten Kreuz darauf? Sie stehen an Supermärkten oder auf Parkplätzen. Gebrauchte Kleidung in gutem Zustand soll in ihnen, nein, eben gerade nicht entsorgt werden. Altkleidersammlungen sollen die getragenen Stücke einer neuen Nutzung zuführen. Deshalb sollen sie ja in gutem Zustand sein und keine Lumpen. Doch was geschieht wirklich mit diesen Kleidungsstücken? Sind sie eine Spende, die unentgeltlich weitergegeben wird und die buchstäblich die Nackten kleidet? Die also denen hilft, Kleidung zu bekommen, die sich keine kaufen können? Oder sind sie der kostenlose Rohstoff für eine Versorgungsindustrie, an der sich Zwischenhändler in Deutschland und anderen Teilen der Welt eine goldene Nase verdienen? Die Meinungen darüber gehen weit auseinander.

Wer in Mosambik mit offenen Augen durch die Straße geht, sieht immer wieder Kleidung, die aus Spenden stammen muss. Sehr beliebt: Event-Shirts von Radlertag in X oder vom Feuerwehrball in Y. Oder auch Saisonware: Weihnachtsmannmützen mit blinkenden Lämpchen oder T-Shirts mit Weihnachtsbaum oder Rudolf, dem Rentier. Auch begegnen einem mitunter ganze Sätze von deutschen Fußballdressen verteilt über eine Stadt oder Region. Die sind ganz sicher nicht durch ein Partnerschaftsprojekt hierher gekommen. Die kamen mit Sicherheit über die Altkleiderspende und wurden keineswegs ehrenamtlich weiter verteilt. Die wurden verkauft.

Wir haben für die Kinder im Waisenhaus auch schon solche Kleidung gekauft. Wenigstens ist sie vergleichsweise preiswert. „Das Kilo für 1,20 Dollar“ hieß der Artikel zum Thema, den ich neulich in der ZEIT fand. Das scheint mir sehr optimistisch gerechnet zu sein. Wir zahlen in Maputo beim Zwischenhändler fast viermal so viel: für den 25-Kilo-Ballen Jungshosen für das Alter 6-15 Jahre bei gutem Wechselkurs 3,80 € pro Kilo.

Schafft dieser Handel in den Zielländern einheimische Arbeitsplätze? In der Textilbranche sicher nicht. Und die Händler sind in Mosambik auch nicht Mosambikaner, sondern die Großfamilien aus Indien oder Pakistan, die ohnehin einen Großteil des Handels kontrollieren. Bleiben die einheimischen Träger, die die Ballen ins Auto transportieren. Die kriegen einen Zehner dafür. Aber das ist ja wohl nicht die Absicht derer, die mit ihrer Kleiderspende möglicherweise meinen, einem Armen dieser Welt einen Dienst zu erweisen.

Was also tun? Keine Kleider mehr in den Container? - Wem wäre damit geholfen? Niemandem. Es sei denn, man gibt die Kleider direkt in einer Kleiderkammer ab. Auf jeden Fall wird es gut sein, sich zu informieren, was mit den Spenden geschieht. Das liegt auch in der Verantwortung der regionalen Kreisverbände. Und da kann man z.B. anrufen

Wer mehr dazu lesen möchte, findet hier zwei Links:
Das Kilo für 1,20 Dollar– Artikel in der ZEIT
10 Fragen und Antworten des DRK zum Thema

2012/04/03

von wegen Schnappi!

Heute ging eine bewegende Nachricht über den Bildschirm: ein Kind wurde von einem Krokodil angefallen. So brutal das ist, normalerweise ist das keine Meldung wert. Es passiert immer mal wieder, dass Menschen durch Krokodile umkommen. Das Besondere heute war, dass der Junge nur vergleichsweise leicht verletzt wurde.

Im Fernsehinterview erzählte er, was geschehen war: Er und sein Freund seien mit ihren Tieren zum Wasser gegangen. Weil es so warm war, sei er selber auch ins Wasser gegangen. Als er von hinten angerempelt wurde, meinte er, es sei sein Freund gewesen. Es war aber ein Krokodil... Gebissen wurde er am Rücken, an der Brust und an der Hand. Und doch ging alles glimpflich ab. Er hat überlebt und er hat keine Gliedmaßen verloren!

Zuschauer riefen an und boten dem Jungen Hilfe an. Was er denn jetzt am dringensten brauche, fragten viele. Um die Antwort war der 8-Jährige keinen Moment verlegen. Kleidung, sagte er, und dann möchte er studieren. Jetzt könne er das noch nicht. Weil sein Vater nicht mehr lebe, müsse er sich um die Tiere kümmern. Da bleibe keine Zeit für die Schule. Was er am dringendsten brauche, sei Zeit zum Lernen.