2009/12/10

Alle Jahre wieder kurz vor Weihnachten

Wo tagt heuer die Jährliche Konferenz? – In Mosambik ist die Frage schnell beantwortet. War sie im letzten Jahr in Chicuque zu Gast, ist sie es in diesem Jahr in Cambine. Es gibt nur zwei Konferenzgemeinden. Und wann tagt die Konferenz? Auch das ist klar: entweder zwischen ersten und zweiten Advent oder zwischen dem zweiten und dritten.

Am Tag der Anreise herrscht auf der Piste nach Cambine reger Verkehr. Nicht nur Chapas trifft man, auch Busse und Lastwagen. Die Delegierten reisen nicht einzeln an. Sie kommen in Gruppen aus ihren jeweiligen Distrikten. Und sie reisen auch nicht ohne Begleitung an, denn irgendwer muss für die Delegierten ja auch sorgen. Eine gemeinsame Konferenzverpflegung gibt es nicht. Deshalb befinden sich im Gepäck der Delegierten nicht in erster Linie Konferenz-, sondern eher Schlafunterlagen, große Kochtöpfe, Brennholz und Lebensmittel... Auf dem Dach eines Kleinbusses, hinter dem ich fuhr, war eine Ziege angebunden. Ein Distrikt reiste gar mit einem lebenden Ochsen an. Den stifteten sie für die Verpflegung der Delegierten. Noch lebt das Tier, soweit ich weiß. Aber am Sonnabend, wenn wir das 30. Jubiläum der Frauenordination feiern, wird es wohl Rindfleisch geben.

Im Konferenzprogramm steht: Mittwoch, 16:30 Uhr, Eröffnungsgottesdienst. Da aber längst nicht jeder ein solches Blatt in Händen hat, wird immer wieder gefragt: Wann geht’s denn eigentlich los? Naja, bekam ich zur Antwort, das hängt auch davon ab, wann denn die Leute so ankommen.


Konferenzdelegierte in der Kirche von Cambine

Das ist für mich vielleicht das Befremdendste an der Art, wie hier „die Konferenz“ stattfindet. Vieles ist improvisiert und manches eröffnet dann in der Durchführung durchaus Möglichkeiten, es das nächste Mal besser vorzubereiten. Andererseits weiß tatsächlich keiner, ob die Mehrzahl der Konferenzdelegierten pünktlich anreisen wird. Es kann schon sein, dass ein Reisebus nicht zu der Zeit abfährt, die im Plan steht, sondern erst wenn genügend Fahrgäste da sind. Dann kommt er eben auch später an, na und?


Frischer Wind tut gut - auch in der Kirche -
besonders bei afrikanischen Temperaturen.

Heute sind es gut und gerne 35 Grad im Schatten. Das bedeutet: Nicht nur die Debatten sind heiß. Auch die Delegierten schwitzen. Nicht nur den aus den USA angereisten Gästen und uns Europäern, auch den Afrikanern steht der Schweiß auf der Stirn. Viele sind trotzdem feierlich gekleidet: die Männer mit Anzug, weißem Hemd, Krawatte, im typisch rot-weißen Kostüm die methodistischen Frauen. Manche tragen auch für den Anlass extra bedruckte Polohemden. Eine junge Pastorin, die im vergangenen Jahr ihre erste Dienstzuweisung erhalten hat, fragte ich, was denn der in Xitswa geschriebene Satz auf ihrem Rücken bedeuten würde. Sie lächelte etwas verlegen, dann übersetzte sie mir: „Superintendent Rodrigo, wir lieben dich von Herzen!“

Tagen wird die Konferenz bis Sonntag. Dann wird die versammelte Gemeinde den Abschlussgottesdienst feiern und Bischöfin Joaquina wird die Predigt halten. Die Kollekte wird nacheinander Distrikt für Distrikt gesammelt werden. Sie wird sich auf 112.381 Meticais belaufen. Das steht schon mal fest. Möglicherweise werden es auch mehr sein. Die genannte Summe markiert nur das Ziel, das es zu erreichen und zu überbieten gilt. Und mit viel Gesang und Tanz wird es der Gemeinde wohl auch gelingen.



Die Evangelisch-methodistische Kirche in Mosambik befindet sich in einer schwierigen Phase des Umbruchs. Es gibt Probleme im Miteinander, an manchen Stellen mangelt es an Transparenz und viele hauptamtlich Angestellte der Kirche, auch Pastoren und Pastorinnen, haben seit Monaten kein Gehalt bezogen. Möge es den Konferenzdelegierten gelingen, in einer konstruktiven und geistlichen Atmosphäre Entscheidungen zu treffen, die geeignet sind, die anstehenden Fragen zu lösen: Herr, erneuere deine Kirche – und fange bei mir an!