2014/08/04

Cambine Kalender - August 2014


MOZAMBIQUE
 
I like to spend some time in Mozambique
The sunny sky is aqua blue
And all the couples dancing cheek to cheek
It's very nice to stay a week or two

And fall in love just me and you.
There's a lot of pretty girls in Mozambique
And plenty time for good romance
And everybody likes to stop and speak

To give the special one you seek a chance
Or maybe say hello with just a glance.
Lying next to her by the ocean
Reaching out and touching her hand

Whispering your secret emotion
Magic in a magical land.
And when it's time for leaving Mozambique
To say goodbye to sand and sea

 You turn around to take a final peek
And you see why it's so unique to be
Among the lovely people living free
Upon the beach of sunny Mozambique


Es war im Jahr 1976, als Bob Dylan seine Platte DESIRE veröffentlichte. Ich finde, sie enthält einige seiner schönsten Lieder. Ob nun der Song MOZAMBIQUE zu ihnen gehört, mag jeder für sich selbst entscheiden. Eine Strandromanze: gemeinsam am Meer liegen, Händchen halten, süße Worte flüstern. Manche seiner Fans meinten, aus Dylans Hymne eine Unterstützung der damals noch jungen Volksrepublik herauszulesen. 1975 war der ein Jahrzehnt andauernde Krieg gegen die Kolonialmacht Portugal endlich zu Ende gegangen. Doch schon zeichnete sich der Konflikt zwischen den ehemaligen Verbündeten FRELIMO und RENAMO ab. Was damals niemand wissen konnte: Es folgte ein blutiger Bürgerkrieg, der das Land weitere 16 Jahre in Mitleidenschaft zog. So gesehen ist Dylans Romanze eher Schnulze als politisches Statement.

Und doch: Wer einmal ein paar Tage und Nächte an einem mosambikanischen Strand zugebracht hat, der wird diesen Zauber nie vergessen. Eine unserer Besucherinnen während der vergangenen Jahre brachte es auf den Punkt: „Tage, wie aus der Zeit gefallen“. In der Tat, so empfinden auch wir das oft, wenn wir uns für ein paar Tage nach Pomene davon machen, unserer bevorzugten Lodge etwa 120 km nördlich von Cambine auf einer Sandzunge zwischen Meer und Lagune gelegen. Eine „Auszeit“ im wahren Sinn des Wortes.

Voriges Wochenende waren wir wieder dort – ein letztes Mal zum Abschied nehmen. Die Ruhe geniesen. Sich sattsehen an der Natur. Lange Strandwanderungen unternehmen. Muscheln sammeln. Im Sand spielen wie Kinder. Morgens überm Meer die Sonne hinter beeindruckenden Wolkengebirgen aufgehen sehen. Abends auf der anderen Seite der Halbinsel über der Lagune ihren tiefroten Untergang beobachten. Staunen, wie schnell die Sonne hinter dem Horizont verschwindet. Eine Ahnung davon bekommen, mit welcher unvorstellbaren Geschwindigkeit wir durch das Weltall schießen. Mond und Sterne bewundern, die Milchstraße, die sich wie ein weiß schimmerndes Band quer über den Himmel zieht, das Kreuz des Südens, den Skorpion...

Apropos Skorpione, bei aller Begeisterung für die Natur nicht vergessen, dass es die nicht nur am Himmel gibt! Wilhelm Raabes Rat „Sieh auf zu den Sternen. Gib Acht auf die Gasse.“ gilt auch für den mosambikanischen Sand. Nicht nur einmal sind wir vor Schlangen erschrocken, die lautlos an uns vorbei glitten. Wirklich gefährliche Begegnungen sind uns bisher erspart geblieben. Gott sei Dank! Trotzdem, der Schreck sitzt mir jedes Mal in den Knochen. Ich nehme ihn als notwendige Erinnerung: Auch an ihrem schönsten Ende sind wir nicht „aus der Welt gefallen“. Auch da ist unser Leben gefährdet, zerbrechlich. Auch da sind wir noch immer Zeitgenossen und Lebensgefährten der anderen, die mit uns – in diesem Moment – den Planeten bevölkern und denen es nicht vergönnt ist, in Ruhe und Frieden die Schönheit der Natur zu geniesen. 

(PS: Ich bin spät dran diesen Monat: Es gab wieder mal Probleme mit dem Netzzugang.)

2014/07/02

Kopfkino - Kopfverband

João ist verletzt. Der selber keinem was zuleide tut, hat einen Stein abgekriegt. Große Platzwunde am Kopf. Geworfen hatte den Stein Domingos, sein Waisenhausbruder. Eigentlich wollte er einen anderen treffen. Der habe ihn provoziert, heißt es. Neulich gab es schon einmal so einen Zwischenfall. Da warf Domingos mit einem großen Holzscheit um sich. Das traf damals nur den Solarwassererhitzer. Eine Glasröhre ging zu Bruch. Die konnte ersetzt werden. Was aber, wenn er einmal aus Versehen eines der kleineren Kinder trifft?

Was geht in Domingos vor? Weiß er nicht, dass sein Verhalten nicht akzeptabel ist? Er weiß es. Aber manchmal kann er sich trotzdem nicht kontrollieren. Domingos ist 30 Jahre alt. Als Kind wurde er gezwungen, Soldat zu sein. Was da mit ihm geschah, weiß keiner genau. Wir können nur mutmaßen, dass die Erlebnisse von damals ihn bis heute verfolgen. - Irgendwie müssen wir Domingos vor sich selber schützen. Auch zum Schutz der anderen.

João mit seinem Kopfverband

Cambine Kalender - Juli 2014



With a little help of my friends

Wenn wir in Maxixe durch die Straßen fahren, sehen wir fast immer Autos mit Logos von Hilfsorganisationen: UNICEF, Ärzte ohne Grenzen, Samaritan's Purse, USAid, HANDICAP, SOS Kinderdörfer, GIZ und andere mehr. Dazu kommen die kirchlichen Hilfswerke und Missionen. So viele Helfer. So viele Projekte. Wahrscheinlich sind die meisten davon sinnvoll und erfüllen einen guten Zweck. HANDICAP zum Beispiel ist eigentlich eine internationale Hilfsorganisation für Körperbehinderte. In Mosambik beteiligen sie sich intensiv an der Räumung der gefährlichen Landminen. Wer wollte da etwas Kritisches dagegen einwenden?

Trotzdem, ich will ehrlich sein: die Vielzahl der Helfer ist mir nicht geheuer. Und ich sage das, obwohl ich selber einer von ihnen bin. Sind die Mosambikaner wirklich so hilfsbedürftig? Können sie die Dinge nicht selber in die Hand nehmen? Und wenn nicht, warum nicht?

Viel ist über das Thema Entwicklungshilfe in den letzten Jahren geschrieben und gestritten worden. Den einen ist es viel zu wenig, was da getan wird, den anderen viel zu viel. Das geht bis dahin, dass manche – afrikanische! - Kritiker der Entwicklungshilfe vorschlagen, die Hilfsorganisationen sollten sich komplett zurück ziehen. Nur so, sagen sie, könne man den Regierungen begreifbar machen, dass das, was die Hilfsorganisationen leisten, eigentlich zu deren ureigener Verantwortung gehört.

Ich glaube, dieses Argument ist richtig. Nur die Schlussfolgerung kann ich nicht teilen. Natürlich erleichtert der Zufluss von Hilfsgeldern und -gütern es den einheimischen Eliten oft genug, sich schamlos schadlos zu halten. Oft an den durchaus vorhandenen Einkünften aus der Förderung von Bodenschätzen und manchmal auch an den Hilfsgeldern selber. Ich meine aber, dass sich die entwickelten Länder im Norden trotzdem nicht aus der Verantwortung stehlen dürfen. Wir sind verpflichtet, mit den unterentwickelten Ländern im Süden zu kooperieren. Wir dürfen nicht so tun, als habe es den Kolonialismus nie gegeben. Oder als sei er nur eine Art Vorform von Entwicklungshilfe gewesen, die den Armen Schulen und Krankenhäuser gebracht hätte. Als wäre es im Kolonialismus nicht auch und vor allem um Ausbeutung gegangen!

Nicht zu vergessen die politische Bevormundung. Eine Ursache vieler aktueller Konflikte in Afrika liegt in der sogenannten „Berliner Konferenz“ von 1884/85. Damals zogen die Kolonialmächte die Grenzen ihrer Einflussgebiete ohne Rücksicht auf Siedlungsgebiete einheimischer Völker. Keiner fragte, in welchem Verhältnis sie zueinander standen. So wurden oft genug rivalisierende Völkergruppen in gemeinsame Staatsgebilde gepresst und zusammengehörige Siedlungsgebiete getrennt. Die dramatischen Folgen sind bis heute zu spüren.

Es geht nur miteinander! Die Schwierigkeit besteht darin, angemessene Formen von Zusammenarbeit zu finden. Das fällt um so schwerer, je größer und je offizieller der Rahmen ist. Hier sind vor allem Politik und Wirtschaft in der Pflicht, gerechte Strukturen zu schaffen, die für beide Seiten von Nutzen sind. Bleibt der Rahmen aber persönlich und überschaubar, finden sich fast immer gute Möglichkeiten zu kooperieren. Zum Beispiel in Cambine: vor Jahren wurde das Gästehaus renoviert. Geld kam aus Deutschland und den USA. Getan wurde die Arbeit von freiwilligen Helfern aus den USA und Mosambik. Das hilft den mosambikanischen Eigentümern und zugleich denen, die Mosambik besuchen. Genau so läuft es beim Bau des neuen Studentenwohnheims. Studenten des Theologischen Seminars arbeiten zusammen mit freiwillen Helfern aus Virginia, USA.

Miteinander arbeiten und feiern, das stiftet Gemeinsamkeit. Das hilft, einander über kulturelle, historische und geographische Grenzen hinweg verstehen zu lernen. Natürlich, auch diese Form der Begegnung ist nicht frei von Problemen. Und sie löst auch nicht die großen Fragen der wirtschaftlichen und politischen Beziehungen. Dennoch halte ich diese Form der Zusammenarbeit für sinnvoll. Sie kann den persönlichen Horizont erheblich weiten. Menschen überschreiten die Grenzen ihrer Kultur, und sie tun es nicht als Touristen. Sie begeben sich an Orte und in Lebensbedingungen, die sie in keinem der üblichen Reisekataloge finden. Wer schon einmal an so einer Begegnung teilgenommen hat, weiß es aus eigener Erfahrung: Das Fremde bleibt nicht fremd. Es gewinnt Gestalt. Es verbindet sich mit Gesichtern, Namen, Menschen. Das passiert nicht vor dem Fernsehschirm. Das gelingt nur mit Hilfe der Freunde, die wir gewinnen, indem wir aufbrechen, ihnen zu begegnen.

typisches Motto amerikanischer Freiwilliger

Pfingsten in Cambine

Es ist Sonntagmorgen 6.15 Uhr. Das Telefon klingelt. Die Pastora steht vor unserem noch verschlossenen Gartentor. Sie müsse mich sprechen. Gestern abend habe sie einen Anruf aus Maputo erhalten. Sie müsse heute dringend dahin. Ob ich sie um neun nach Maxixe fahren könnte? Ich kann. Doch eigentlich ist es ja Gottesdienstzeit. Ob sie denn einfach so wegkönne am Pfingstsonntag? Ach, sagt sie, ich muss.

Kurz vor neun fahre ich zum Pastorhaus. Die Pastora duscht noch. Hundert Meter von ihrem Haus entfernt hat inzwischen der Pfingstgottesdienst begonnen, in dem sie eigentlich hätte sein sollen. Den hat sie heute morgen an einen Kollegen übergeben. In Cambine geht das so kurzfristig. Durch das Theologische Seminar gibt es viele Pastoren. Und wenn sie doch mal keiner findet, wird ein Student verpflichtet. Das sind die Jüngsten. Die wehren sich noch weniger als die anderen.

Als wir losfahren, frage ich die Pastora, warum sie denn so Hals über Kopf nach Maputo müsse. Jaaa, sagt sie gedehnt und stöhnt dabei vieldeutig, unsere Chefs... Gestern sei dieser Anruf gekommen, dass heute (Pfingstsonntag!) eine Sitzung sei und ab morgen ein Seminar, an dem sie teilzunehmen habe. Ich frage zurück: Doch nicht nur du allein? Nein, sagt sie, da seien noch fünf, sechs andere aus der Region dabei. Die seien auch alle gestern erst informiert worden. Worum es in dem Seminar denn ginge, frage ich, und wo genau es stattfinde. Das wisse sie nicht. Das habe man ihr nicht gesagt. Ich versuche eine letzte Frage: Werdet ihr dazu schweigen in Maputo? Oder werdet ihr den Chefs sagen, dass sie so nicht mit euch umgehen können? Die Pastora lächelt verlegen und schweigt. - Wie sie wohl auch schweigen wird, wenn sie in Maputo mit ihren Chefs in jenem Seminar sitzen wird, von dem sie noch nicht mal das Thema kennt.

Wir kommen in Maxixe an. Bevor ich sie zum Bus bringe, müssen wir noch Lebensmittel kaufen. Für die Kinder, die mit ihr im Haus wohnen und die die nächsten Tage und Nächte allein dort sein werden. Auch für sich kauft sie einen Pack Bananen. Fürs Frühstück, sagt sie, hatte sie noch gar keine Zeit.

Gegen elf bin ich wieder zurück in Cambine. Gemeindeglieder kommen mir entgegen. Der Gottesdienst scheint aus zu sein. Was werden sie dort erlebt haben? Den Geist Gottes, der Menschen dazu bringt, freimütig von dem zu reden, was ihnen am Herzen liegt? - Ach wenn es doch so wäre!

Die Realität in Mosambik ist oft ganz anders. Freimütig zu reden, das kostet überall auf der Welt Überwindung. In Mosambik erlebt man das nach meiner Erfahrung aber noch seltener als irgendwo sonst, zumal im Verhältnis zu Vorgesetzten. Das ist in der Regel angstbesetzt. Eine Kultur der kritischen Solidarität gibt es hier anscheinend nicht. Im offenen Gespräch gemeinsam nach Lösungen zu suchen, das hat kaum einer gelernt. Vieles geschieht per Weisung. Und die wird in der Regel nicht angefragt. Wer es doch einmal wagt, sich zu widersetzen, bekommt mit großer Wahrscheinlichkeit die Folgen zu spüren. Auch in der Kirche.

2014/06/01

Cambine Kalender - Juni 2014



Schule in Mosambik

Natürlich ist sie vergleichbar mit Schule in Deutschland. Und natürlich ist Schule in Mosambik ganz etwas anderes als Schule in Deutschland. Was würden zum Beispiel Schüler einer 5. Klasse in Deutschland sagen, wenn sie im Unterricht auf dem Fußboden sitzen müssten oder unter einem Baum? Und wer von ihnen ein Lehrbuch hätte, müsste es mit seinem Nachbarn teilen?

Um zu verstehen, vor welchen Herausforderungen das Bildungssystem in Mosambik steht, muss man sich vor allem folgende Situation vergegenwärtigen. Nur 3% der Gesamtbevölkerung ist über 65 Jahre alt. Dafür sind über 45% 14 Jahre oder jünger. Die Altersgruppe zwischen 15 und 24 Jahren bildet weitere 21% der Gesamtbevölkerung. Das heißt, 2/3 aller MosambikanerInnen befinden sich in einem Alter, in dem sie normalerweise eine Schule, Hochschule oder Universität besuchen. So viele Ausbildungsplätze kann ein armes Land wie Mosambik gar nicht anbieten. Das gilt besonders von Hochschulen und Universitäten.

In den Grund- und Sekundarschulen ist der Unterricht deshalb so gelegt, dass die eine Hälfte der Schuljugend morgens den Unterricht besucht, die andere Hälfte nachmittags. Und trotzdem sind die Klassen mit bis zu fünfzig, sechzig Kindern viel zu groß, als dass man sich um jeden einzelnen kümmern könnte. Wer nicht leicht begreift, bleibt schnell zurück. Weil das aber nicht automatisch heißt, dass man nicht versetzt wird, gibt es viele Schüler, die noch am Ende der 6. Klasse nicht richtig lesen und schreiben können. Das wiederum ist verhängnisvoll für deren weiteren Ausbildungsweg.

Trotzdem, die Regierung bemüht sich. Wohin man in Mosambik kommt, fast überall gibt es Schulen. Selbst im kleinsten Dorf irgendwo im Busch gibt es zu allermeist einen Fußballplatz, eine Kapelle und eine Schule, auch wenn sie oft nur ärmlichst ausgestattet ist.

In Mosambik sind Schuluniformen üblich. Das hat aus meiner Sicht eine problematische und eine gute Seite. Das Gute an den Uniformen ist, dass alle Kinder ordentliche Schulkleidung haben, zumindest am Anfang des Schuljahres. Schwer zurecht komme ich mit dem militärischen Drill, für den die Uniform auch ein Sinnbild ist.

Der Schultag beginnt mit einem Fahnenappell. Während die Nationlflagge gehisst wird, stehen die Kinder klassenweise stramm in der Morgensonne, die Hände an der Hosennaht, und singen zackig die Nationalhymne. Schulleiter und Lehrer stehen ihnen gegenüber wie Offiziere und nehmen den Appell ab. Oft werden die Schüler im Unterricht nicht bei ihrem Namen gerufen, sondern bei ihrer Nummer. Als ich das einmal miterlebte und den Lehrer fragte, warum er das tue, konnte er den Grund meiner Frage gar nicht verstehen: Das ist einfacher so. Das sind die so gewöhnt. - Mag sein, aber ist das ein Argument, über das man mit einem Pädagogen diskutieren müsste?

Schule in Mosambik. Für mich als Europäer bleibt vieles befremdlich. Eines allerdings nicht: Dass Bildung für die vielen jungen Menschen der Schlüssel ist, der ihnen die Tür zur Zukunft öffnen kann. Und dass die mosambikanische Gesellschaft das erkannt hat. Dass sie es fördert, zu wenig vielleicht und möglicherweise nicht mit den richtigen Mitteln und Methoden. Aber einigen der Kinder auf Bild sieht man trotzdem an, dass sie mit Freude bei der Sache sind. Dem Jungen in der Mitte des Bildes zum Beispiel. Er lebt im Waisenhaus und wird Pedro pequeno genannt, der kleine Peter, weil es außer ihm noch drei andere Pedros dort gibt.

2014/05/19

Die letzte Runde ist eingeläutet

Im April waren wir noch einmal in Deutschland, bevor wir im September Mosambik ganz verlassen werden. Mit dem Jahr 2014 endet auch unser Vertrag. Am 1. Januar 2015 beginnt dann offiziell der Dienst in der Friedenskirchgemeinde Chemnitz. Bis dahin gibt es noch viel zu tun: Reisedienst in Deutschland, Umzug. Und vorher noch: Unsere Arbeit hier in Mosambik zu Ende bringen. Sie in andere Hände legen. Für August erwarten wir unsere Nachfolger Claus und Renate Härtner.

Die Bauarbeiten im Waisenhaus werden wohl auch sie noch einige Zeit beschäftigen. Aber wir kommen voran. Und das tut gut. Auch wenn nicht wir das Projekt zu Ende führen können. Das erste neue Haus kann bald bezogen werden. Im zweiten neuen Haus läuft der Innenausbau. Und beim dazugehörigen Sanitärgebäude werden gerade die Wände hochgezogen.

Das Sanitärgebäude wird Toiletten und Waschgelegenheitn für 20 Kinder bieten.

In jedem der beiden neuen Wohnhäuser soll eine Hausmutter mit bis zu
zehn Kindern leben.

Cambine Kalender - Mai 2014


Ist es nicht schön, wenn jemand ganz bei der Sache ist?

Ich weiß nicht, was Nércio so aufmerksam beobachtet hat, als das Bild entstand. Doch man sieht ihm an: Er ist ganz dabei. Etwas ist da. Das zieht seinen Blick auf sich. Das hat sein Interesse geweckt. Das gibt ihm Stoff zum Nachdenken. So schenkt er ihm seine Aufmerksamkeit. Eine große Sensation wird es nicht gewesen sein. Die gibt es in Cambine nicht.

Neulich kam ich ins Waisenhaus und war im Nu von zehn Kindern umringt. Sie nahmen meine Hand und zerrten an der Hose. Sie zogen mich zu einem Strauch. „Cor“, sagten sie immer wieder, „Farbe“ und wiesen mit ihren kurzen Fingern in die grünen Äste. Es dauerte eine Weile, bis ich es sah: Da saß ein Chamäleon! Gut getarnt, aber einer von ihnen hatte es entdeckt. Das mussten sie mir zeigen. So standen wir da und schenkten ihm eine Minute oder zwei unsere Aufmerksamkeit. Wir schauten zu, wie das Chamäleon nichts tat – und es war überhaupt nicht langweilig.

Ein schöner Ausdruck: seine Aufmerksamkeit schenken. Nicht sich zusammenreißen. Nicht sich zwingen. Auch nicht sich zwingen lassen. - Es sich gönnen. Sich die Freiheit nehmen und selbst entscheiden, wem oder was man seine Aufmerksamkeit schenkt. Für einen Moment oder zwei. Und irgendwann sieht man die Welt mit neuen Augen.

Nércio ist ganz bei der Sache