2011/06/01

Rohre legen und Füße waschen


Um ehrlich zu sein: Ich hatte meine Zweifel. Als ich hörte, dass eine Gruppe freiwilliger Helfer aus den USA nach Cambine kommen würde, um bei der Renovation des Gästehauses zu helfen, dachte ich: Kabelgräben stemmen und alte Fenster ausbauen, das mag ja noch angehen. Aber für die Neuinstallationen in Küche und Bad, da braucht man doch Fachleute. - Was soll das bloß werden?

Doch um nochmal ehrlich zu sein: Ich habe mich getäuscht! Die Helfer waren wirklich eine Hilfe. Auf der Baustelle natürlich zu allererst, aber nicht nur dort. Pastor Clarence, zum Beispiel, hat Tage lang gemalert. Und am Wochenende hat er im Theologischen Seminar für die Studierenden und die Pastorinnen und Pastoren der Umgebung ein zweitägiges Seminar über methodistische Geschichte und Theologie gehalten. Oder Maribeth, die 68-jährige Kinderärztin aus Kalifornien. Assistiert von den beiden Krankenschwestern Nancy und Claudia hat sie im Waisenhaus alle Kinder bis 12 untersucht, im Gesundheitszentrum geholfen (wo ja normalerweise kein Arzt tätig ist). Zusätzlich hat sie Weiterbildungsvorträge gehalten.


Und zweimal sind wir die 50 Kilometer nach Anhane gefahren, wo von ihren Familien verstoßene Witwen gemeinsam in einem Wohnprojekt leben. Die Häuser befinden sich weit außerhalb der Stadt. Strom, gibt es keinen. Für das Trinkwasser gibt eine Handpumpe. Allerdings wurde der benachbarte Gesundheitsposten kürzlich geschlossen. Nun sind die Frauen von jeder ärztlichen Versorgung abgeschnitten, denn das Projekt hat weder ein Auto noch das Geld, den Transport ins nächstgelegene Krankenhaus zu bezahlen. Bis zum Einbruch der Dunkelheit wurden alle Frauen untersucht und, soweit es möglich war, behandelt. Und auch die Nichtmediziner in der Gruppe konnten sich nützlich machen: Sie wuschen den Frauen die geschundenen Füße.


Inzwischen sind die Helfer wieder abgereist. Aber sie haben Spuren hinterlassen. Spuren der Verbundenheit über Kontinente und Kulturen hinweg. Nun kommt es darauf an, dass wir, die wir hier leben, als Einheimische und Missionare, selber die Initiative ergreifen und die begonnene Arbeit fortsetzen. Abzuwarten, bis die Helfer im nächsten Jahr wieder hier vorbeikommen, ist nicht genug!