2010/06/20

VON DAHEIM NACH HAUSE GEREIST

Nun sind wir bereits viereinhalb Tage wieder in Cambine. Sind wir schon richtig angekommen? Ja. Und nein. Ja, denn körperlich sind wir zweifellos hier. Wir spüren es deutlich: Es ist kühl geworden. Abends ziehen wir in diesen Tagen schon mal die Fleecejacke über. (Als wir am Mittwoch morgen in Johannesburg Aus dem Flugzeug stiegen, waren es dort gar -2°C!) Naja, und während ihr die längsten Abende des Jahres genießen könnt, ist es bei uns gegen 17.45 Uhr stockfinster. An diese langen dunklen Abende müssen wir uns erst wieder gewöhnen. Die CD's und DVD's, die ihr uns mitgegeben habt, werden uns dabei sicher eine gute Hilfe sein. Außerdem wird es nicht schaden, unsere Portugiesischfähigkeiten zu erweitern...

Doch zugleich sind wir noch nicht wirklich hier. Die Erlebnisse und Bilder der vergangenen drei Monate wirken in uns nach und werden uns wohl auch noch eine Weile begleiten und beschäftigen. Herzlichen Dank für alle Freundlichkeiten und Wohltaten, die uns bei den verschiedensten Begegnungen mit euch zuteil wurden: Schuhe putzen, Computer reparieren, Wunschessen kochen, ins Konzert oder Restaurant einladen, beim Wein beisammen sitzen und erzählen, uns durch eure Stadt führen, ein Fest miteinander feiern … und vieles andere mehr.

Doch nun beginnt der Alltag wieder. Thomas wird am Montag im Seminar Wiederholungsprüfungen abnehmen. Danach müssen neue Vorlesungen für das zweite Semester (Juli – November) vorbereitet werden. Im Waisenhaus wird Claudia anfangen, Einnahmen und Ausgaben für die vergangenen drei Monate nachzubuchen. Vergangenen Freitag kam ungeplant ein Zwillingspärchen (sieben Monate alte Mädchen) ins Heim. Nun müssen zwei Kinderbetten besorgt werden und manches andere dazu... Ihr spürt, langweilig wird es vorerst wohl nicht werden.

Und dann ist da ja noch die Fußball-WM im Nachbarland Südafrika. Hinfahren werden wir nicht. Wir waren ja erst lange unterwegs. Aber das eine oder andere Spiel werden wir uns im Fernsehen schon anschauen - auf alle Fälle die Spiele mit deutscher Beteiligung. Und – mit Verlaub – die anderen, die danach noch folgen werden, sicher auch.

Es ist schon eigenartig. Wir waren drei Monate in Deutschland. Nun sind wir für weitere zwei Jahre in Mosambik. An dem einem Ort sind wir daheim. Am anderen Ort sind wir zu Hause. In welcher Richtung wir auch unterwegs sind, wir reisen immer von daheim nach Hause. Manchmal kommt es uns freilich so vor, als sind wir weder da noch dort richtig Zu Hause. Aber das ist – Gott sei Dank! - nur wirklich selten der Fall.

Zwischen daheim und zu Hause auf dem Airport Charles De Gaulle in Paris


GRUSS VON UNTERWEGS

Mit leichter Verspätung kommen wir am Morgen des 16. Juni in Johannesburg an. Schon im Flugzeug sind die Fußballfans deutlich erkennbar. Chilenen mit Nationalflagge, Mexikaner mit riesenhaften Sombreros - im grünen Nationaldress natürlich. Eine Honduranerin mit dem Staatswappen auf dem T-Shirt. So viele Lateinamerikaner sind im Flugzeug, dass alle Durchsagen der französischen Crew ausnahmsweise auch in Spanisch erfolgen.

Auf dem Flughafen werden Fotoapparate gezückt. Ein überlebensgroßer Nelson Mandela mit dem Pokal in der Hand, im Hintergrund eines der neu gebauten Stadien. Da kommt keiner vorbei ohne abzudrücken. Es wimmelt von Menschen. Von den oberen Stockwerken schallen einzelne Vuvuzelas durch die offene Haupthalle des Airports. Ein südkoreanisches Fernsehteam erwartet eine Delegation. Mit Trommeln und Fahnenschwenken werden die Ankommenden begrüßt.

Zoll- und Sicherheitsleute zeigen Präsenz, aktiv werden müssen sie nicht. Auch kontrolliert wird an diesem frühen Morgen niemand. Alles macht den Eindruck eines großen Festes, zu dem Verwandte aus aller Herren Länder anreisen. Auch ohne ein großer Kenner oder Fan zu sein, denke ich: Ist doch schön, wenn Menschen aus so vielen Ländern friedlich zusammen kommen – nur wegen eines Spiels. - Möge es die ganze Zeit der Meisterschaft über so bleiben!