2012/09/30

Zu Gast in Schweden

Gemeindebesuche in Schweden? Ja, daran lag uns sehr. Unser Dorf Cambine wäre nicht, was es ist, ohne das langjährige Engagement der methodistischen Kirche in Schweden. Immer wieder trafen wir in Gemeinden auf Menschen, die einst in Cambine als Missionare arbeiteten oder als deren Kinder dort aufwuchsen. Man zeigte uns Fotografien aus den 60er Jahren. Auf ihnen ist ein gutes Dutzend von weißen Kindern und Jugendlichen zu sehen. Sie alle lebten damals gemeinsam mit ihren Missionars-Eltern in Cambine.

In Stockholm trafen wir Ann-Marie und Rune Korswing,
schwedische Pioniermissionare in Mosambik (1959-75)

Die enge Beziehung vieler schwedischer EmK-Gemeinden zur Partnerkirche in Mosambik hat darin ihren Grund. Diese Beziehung zu pflegen ist unser Anliegen, denn die methodistische Kirche in Schweden befindet sich in einem tief greifenden Umbruch. Man könnte auch von einer Spaltung sprechen. Bisher war die methodistische Kirche in Schweden Teil der weltweiten United Methodist Church, die im deutschen Sprachbereich offiziell Evangelisch-methodistische Kirche heißt. Nun ist die EmK in Schweden gemeinsam mit der baptistischen und der Missionskirche Teil einer neu gegründeten Kirche, die  „Gemensam Framtid“ heißt: Gemeinsame Zukunft.


Gemensam Framtid - Ist das ein Kirchenname? Für mich ist es vor allem Ausdruck der verwegenen Hoffnung, dass sich aus der Verschmelzung von drei sehr unterschiedlich geprägten mehr oder minder kleinen Kirchen eine gemeinsame Zukunft für alle drei eröffnen werde. Ob das gelingt? Man kann es nur hoffen. Etwa ein Drittel der schwedischen EmK-Gemeinden und Pastoren teilen diese Hoffnung nicht. Sie haben sich entschieden, künftig nicht zur neuen Kirche zu gehören und werden sich wohl der schwedischsprachigen EmK in Finnland anschließen. Bei unserem Besuch geht es uns vor allem darum, allen zu danken, die sich auf vielfältige Weise der Arbeit in Cambine und Mosambik verbunden wissen. Und zugleich liegt uns daran, die engagierten Gemeinden und Kirchenglieder zu ermutigen, in ihrem Einsatz nicht nachzulassen, ganz gleich ob sie künftig zur „Gemeinsamen Zukunft“ oder weiter zur EmK gehören wollen. Die EmK in Mosambik jedenfalls und speziell wir im Waisenhaus Cambine sind nach wie vor sehr auf diese Partnerschaft angewiesen.

In Eksjö, z.B., einer Kleinstadt in Smaland, liegen die Kirchgebäude der EmK und...



der Missionskirche an zwei gegenüberliegenden Ecken derselben Kreuzung.

Urlaub und Reisedienst - schon vier Wochen unterwegs in Europa

Nun sind wir schon einen ganzen Monat in Europa unterwegs. Knapp fünf weitere Wochen liegen noch vor uns. In Emails, die uns aus Mosambik erreichen, wünscht man uns immer wieder einen schönen Urlaub. Dass wir hier im reichen Teil der Welt nicht nur Urlaubszeit verbringen, sehen unsere mosambikanischen Freunde anscheinend nicht. Wie sollten sie auch? Für viele von ihnen bleibt das, was wir derzeit erleben, einfach nur ein Traum: zwei Monate reisen durchs gelobte Land. Dass auch das nicht nur Lust und Freude bedeutet, ist ihnen kaum zu vermitteln. Auch wir hätten einst vieles in Kauf genommen, nur um einmal außerhalb unseres halbierten Ländchens unterwegs zu sein.

Ja, wir haben auch schöne Ferientage erlebt: zuerst im Kreise der Familie danach gemeinsam mit einer Rüstzeitgruppe. Opi Karl, Thomas' Vater, konnte am 5. September bei insgesamt guter Gesundheit seinen 80. Geburtstag feiern. Viele kamen, um zu gratulieren und sich mit zu freuen.  Von seinen Geschwistern ist Opi Karl der letzte Überlebende. Es war schon bewegend mitzuerleben, wie der Jubilar in einer kurzen Rede die versammelten Gäste ansprach. Im Rückblick erscheinen einem auch acht Lebensjahrzehnte als eine gar nicht so lange Zeit.


Der Jubilar mit dem Überraschungsgast, dem Bandonionspieler Dieter Seidel
aus Carlsfeld/Erzgebirge
 
Wenige Tage vorher feierten wir gemeinsam mit Claudias Clan Jakobs Schulanfang. So konnten wir wieder einmal in unserer ehemaligen Wohnung in Klosterlausnitz zu Gast sein. Auch wir selber werden älter. Das wurde uns z.B. daran bewusst, dass Jakob bei Frau Meier Lesen, Schreiben und Rechnen lernen wird, derselben Lehrerin, mit der einst Marei ihre Schulzeit begann. Die ist inzwischen 23 Jahre alt und wird uns aller Voraussicht nach Ende November zu Großeltern machen.

Jakob, der ABC-Schütze

Gemeinsam mit ihr und einigen anderen lieben Menschen erlebten wir Mitte September eine gute Woche in Kloster auf Hiddensee. Schön, dass es die Rüstzeit „Reif für die Insel“ immer noch gibt. Vor Jahren hatten sie Roland Fritzsch aus Crottendorf und Thomas gemeinsam begonnen. Auch wenn wir auf der Insel den Abschied vom Sommer und den Einzug des Herbstes erlebten, tat das dem gemeinsamen Erleben keinen Abbruch.


Hiddensee, wie wir es lieben

Es war einfach gut, zur Ruhe zu kommen und Körper und Geist vom Ostseewind einmal richtig durchlüften zu lassen, zumal wir das in einer fröhlichen und zugleich geistlichen Atmosphäre gemeinsam mit lieben Menschen erleben konnten. Für uns bleibt Hiddensee die schönste Insel Deutschlands, auch wenn wir das eigentlich gar nicht beurteilen können, weil wir die meisten anderen ja gar nicht kennen.


Hiddensee, wie wir es auch lieben

 Den Rest der Zeit verbrachten wir mit Gemeindebesuchen. Sie führten uns ins Erzgebirge und ins Lippische Land. Im Moment sitzen wir im Zug von Östersund in Mittelschweden zurück nach Stockholm. Danach werden wir im Raum Bremen zu Gast sein und zum Schluss nochmal in Sachsen und Thüringen.

In Detmold beim Besuch einer Ausstellung mit Bildern
der Schwestern Nelly und Nelsa Guambe aus Chicuque/Mosambik