die neue Movitel-Antenne gleich neben dem Haus der Pastorin |
2013/11/28
Und wieder ein Funkloch weniger
2013/11/08
Zwei markante Bücher über Afrika
In den vergangenen Wochen bin ich auf
zwei Bücher aufmerksam geworden, die mir erwähnenswert scheinen,
auch wenn ich sie selber noch nicht in der Hand hatte.
Das erste Buch heißt „DAS ROTE
TRIKOT, Eine afrikanische Reise“ (von Sylvain Victor, Aladin Verlag
2013, 48 Seiten, 12,90 €) Es geht in diesem Bilderbuch fast ohne
Worte nicht um eine Reise im landläufigen Sinn. Es geht um den Weg,
den ein rotes Trikot mit der Nummer 8 nimmt: von Herstellung und
Kauf zur Nutzung durch einen Jungen irgendwo in Europa. Dann landet
es im Altkleidercontainer und die afrikanische Reise beginnt... Denn
am Ende trägt ein Junge aus Afrika das rote Trikot mit der Nummer 8. Die
Bildgeschichte folgt ihm und auf diese Weise erfahren wir als
Betrachter der Bilder viel über die Lebenswelt eines Kindes in
Afrika. Und darüber, dass Gebrauchtkleiderhandel nicht so
verwerflich ist, wie es manchmal dargestellt wird. Es ist die
Geschichte eines gebrauchten Kleidungsstückes, das Kinder, miteinander verbindet, die
einander nicht kennen. Genau das vermag die
Bildgeschichte auch, wir müssen ihr nur folgen. Am besten, indem wir das Buch gemeinsam mit einem Kind anschauen.
Mehr über das Buch finden Sie hier:
Das zweite Buch heißt „ES GIBT
DINGE, DIE KANN MAN NICHT ERZÄHLEN“ (von Kirsten Boie, Oetinger
Verlag 2013 112 Seiten,12,95€) Kirsten Boie gehört ja zu den
großen Kinderbuchautorinnen deutscher Sprache. Zumindest eine der
vier Geschichten dieses Büchleins habe ich gelesen. Sie war vor
Monaten in der ZEIT abgedruckt. Es ist beeindruckend – und
bedrückend zugleich – wie nüchtern sie die Lebenswelt von
AIDS-Waisen in Swasiland schildert. Die Autorin kennt die Situation
in diesem armen und von AIDS geplagten Ländchen zwischen Südafrika
und Mosambik aus eigener Anschauung. Die Geschichten, so schreibt
sie, seien ihre Art, die Eindrücke ihrer Reisen zu verarbeiten.
Nein, es ist keine leichte Kost, die hier geboten wird, dafür ist
die Wirklichkeit, die hinter den Geschichten steht, viel zu ernst.
„Kinder sollten die Geschichten frühestens mit zwölf Jahren lesen
– und nicht allein“, schreibt die ZEIT über das Buch. Und
Kirsten Boie schreibt im Nachwort zu ihrem Buch: „Ich könnte noch
viel mehr Geschichten erzählen, und all diese Geschichten sind wahr.
(…) Wenn die Geschichten traurig sind, kann ich es darum nicht
ändern. Trauriger als die Wirklichkeit sind sie nicht.“
Mehr über das Buch finden Sie hier:
2013/11/05
Gedanken Prüfung
Da sitzen vierzehn junge afrikanische
Männer und Frauen in Schulbänken. Sie sind über Schreibbögen
gebeugt und ordnen ihre Gedanken: Jahresabschlussprüfung am
Theologischen Seminar: Was meint der Begriff „sozialer Status?
Beschreiben Sie die unterschiedlichen Definitionen des Begriffs.
Jesus als Beispiel guter Kommunikation. Was zeichnet seine
Kommunikation aus? Schreiben Sie in englischer Sprache einen kurzen
Aufsatz über die anstehenden Wahlen und die allgemeine Situation in
Mosambik.
Ihnen gegenüber sitze ich: Professor
Tomás. Ein Stück konnte ich die jungen Menschen auf ihrem Weg
begleiten. Manches haben wir in den vergangenen Jahren voneinander
gelernt. Mitunter haben wir uns nur schwer miteinander verständigen
können, zu unterschiedlich waren die kulturellen Hintergründe. Auch
die Sprache blieb ein Hindernis. Portugiesisch ist nicht nur für
mich eine angelernte Fremdsprache. Auch manche der Studierenden sind
in ihr nicht zu Hause.
Im fernen Frankfurt sitzen heute die
Verantwortlichen beieinander, die über meine Zukunft entscheiden.
Schon werden wir öfters gefragt: Wohin werdet ihr gehen, wenn ihr
nach Deutschland zurückkommt? Als Pastor der methodistischen Kirche
kann ich mir das nicht aussuchen. Ich werde an einen Ort geschickt.
Das heißt: meine persönliche Entscheidungsfreiheit ist gering. Das
heißt aber auch: Ich muss mir nach der Rückkehr nicht mühsam eine
Arbeitsstelle suchen. Und das hat seinen Wert, zumal mit Mitte
fünfzig. So geht mir vieles durch den Kopf in diesen Tagen.
Erinnerungen an unseren schwierigen
Anfang in Mosambik. Fragen: Hat es sich gelohnt? Was haben wir
gelernt? Konnten wir etwas bewegen? Wo sind wir an unsere Grenzen
gestoßen? Fragen, auf die ich noch keine abschließende Antwort
habe. Eindrücke allenfalls, Gedanken, die zu ordnen sein werden.
Gedanken an die Zukunft: Wird es schwer
werden, sich nach sieben Jahren auf einem afrikanischen Dorf wieder
in Deutschland zurecht zu finden? Und nach zweiundzwanzig Jahren
anderer Tätigkeit wieder in eine Gemeinde. Werde ich dem gewachsen
sein? - Ich weiß es nicht. Ich hoffe.
Und wie wird es in Mosambik
weitergehen?
Zunächst richtet sich die Sorge vieler
auf die Frage: Wird der innere Frieden halten? Der Friedensschluss
von Rom beendete 1992 den blutigen Bürgerkrieg zwischen RENAMO und
FRELIMO. Seither sind die Gegner leidlich friedlich miteinander
umgegangen. Nun zeigt es sich ganz deutlich, dass Mosambik nicht mehr
ist als eine Fassadendemokratie. Weder die regierende FRELIMO, noch
die größte Oppositionspartei RENAMO sind an einem fairen Prozess
politischer Entscheidungsfindung interessiert. Die anderen
Oppositionsparteien, wie z.B. die Demokratische Bewegung Mosambiks
(MDM), sind auffällig zurückhaltend mit ihren Äußerungen. Am
ehesten sind es noch die Kirchen, die sich zu Wort melden und zum
Frieden mahnen.
Spreche ich mit Menschen, so lachen sie
meist. Doch es kommt mir nicht ehrlich vor. Es scheint mir eher ein
resigniertes Lachen zu sein, erwachsen aus dem Empfinden von
Machtlosigkeit: Die Mächtigen machen ja eh, was sie für richtig
halten. Das Volk wird nicht gefragt. Wie damals in den 70er und 80er
Jahren, als die weltpolitische Lage noch vom Ost-West-Konflikt
geprägt war. Darum geht es heute nicht mehr. Doch geht es in der
aktuellen Krise sicher auch nicht um das Wohl des Volkes. Nächstes
Jahr werden Präsidentschaftswahlen stattfinden. Nach der Verfassung
darf Guebuza nicht noch einmal antreten. Wird er willens sein, die
Macht abzugeben? Manche sagen: Der aktuelle Konflikt liegt ganz in
Guebuzas Interesse. Hat er Grund, den Notstand auszurufen, darf er
erst mal weiterregieren.
Für andere sind die aktuellen
Gewalttätigkeiten schlicht Verteilungskämpfe. Wer darf am
erwarteten Rohstoffboom verdienen und wer nicht? Statt für das noch
gar nicht vorhandene Geld einen Zukunftsfond anzulegen, aus dem man
später das Land entwickeln und wirksam die Armut bekämpfen könnte,
kauft die Regierung schon jetzt in Europa hochmoderne Kriegsschiffe
ein. Vor einiger Zeit schlug die Weltbank vor, die erteilten Lizenzen
für die Rohstoffförderung neu zu verhandeln, um bessere Konditionen
für Mosambik zu erreichen. Die Regierung ließ sich darauf nicht
ein. Man fragt sich warum. Darf man vermuten, dass manche der an der
Vergabe der Lizenzen Beteiligten bei einer Neuverhandlung viel zu
verlieren hätten? Manche sehen das so.
Gibt es eine Chance, den Frieden im
Land zu erhalten? Ich denke: ja. Aber m.E. erwächst diese Chance
nicht zuerst aus purer Friedensliebe oder der vorrangigsten Pflicht
einer Regierung, für das Wohl des Volkes zu sorgen. Es wäre schon
viel, wenn sich bei den Kontrahenten die nüchterne Erkenntnis
durchsetzte, dass ein neuer Bürgerkrieg dem Investitionsklima im
Land sicher beträchtlich schaden würde. Das würde dann
möglicherweise auch die eigenen zu erwartenden Einkünfte
empfindlich schmälern. Könnten es am Ende sehr eigennützige Motive
sein, die dem Spiel mit dem Feuer eine Grenze setzen? Ich hielte es
zumindest nicht für verwerflich.
Allerdings hoffe ich zugleich, dass die
aktuelle Krise in Mosambik bei den politisch Verantwortlichen in
Deutschland ein Umdenken hervorruft. Mosambik ist nicht so
demokratisch, wie sie es gerne hätten. Es ist durchaus kein
Musterschüler in der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit. Der
Vergleich mit anderen afrikanischen Ländern ist nur ein schwaches
Argument. Es gibt noch viel zu tun, um eine wirkliche und nachhaltige
Entwicklung in Mosambik auf den Weg zu bringen. Dazu wird das Land
auch weiterhin starke und selbstbewusste Partner brauchen.
Deutschland sollte einer von ihnen sein.
Noch immer sitze ich an meinem
Lehrerpult. Noch immer neigen sich die Studierenden über ihre
Prüfungsbögen. Werden sie das Wissen und Können, das sie in ihrem
Studium erwerben, anwenden, um ihr Land voran zu bringen? Ich weiß
es nicht. Ich hoffe.
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