Schule in Mosambik
Natürlich ist sie vergleichbar mit
Schule in Deutschland. Und natürlich ist Schule in Mosambik ganz
etwas anderes als Schule in Deutschland. Was würden zum Beispiel
Schüler einer 5. Klasse in Deutschland sagen, wenn sie im Unterricht
auf dem Fußboden sitzen müssten oder unter einem Baum? Und wer von
ihnen ein Lehrbuch hätte, müsste es mit seinem Nachbarn teilen?
Um zu verstehen, vor welchen
Herausforderungen das Bildungssystem in Mosambik steht, muss man sich
vor allem folgende Situation vergegenwärtigen. Nur 3% der
Gesamtbevölkerung ist über 65 Jahre alt. Dafür sind über 45% 14
Jahre oder jünger. Die Altersgruppe zwischen 15 und 24 Jahren bildet
weitere 21% der Gesamtbevölkerung. Das heißt, 2/3 aller
MosambikanerInnen befinden sich in einem Alter, in dem sie
normalerweise eine Schule, Hochschule oder Universität besuchen. So
viele Ausbildungsplätze kann ein armes Land wie Mosambik gar nicht
anbieten. Das gilt besonders von Hochschulen und Universitäten.
In den Grund- und Sekundarschulen ist
der Unterricht deshalb so gelegt, dass die eine Hälfte der
Schuljugend morgens den Unterricht besucht, die andere Hälfte
nachmittags. Und trotzdem sind die Klassen mit bis zu fünfzig,
sechzig Kindern viel zu groß, als dass man sich um jeden einzelnen
kümmern könnte. Wer nicht leicht begreift, bleibt schnell zurück.
Weil das aber nicht automatisch heißt, dass man nicht versetzt wird,
gibt es viele Schüler, die noch am Ende der 6. Klasse nicht richtig
lesen und schreiben können. Das wiederum ist verhängnisvoll für
deren weiteren Ausbildungsweg.
Trotzdem, die Regierung bemüht sich.
Wohin man in Mosambik kommt, fast überall gibt es Schulen. Selbst im
kleinsten Dorf irgendwo im Busch gibt es zu allermeist einen
Fußballplatz, eine Kapelle und eine Schule, auch wenn sie oft nur
ärmlichst ausgestattet ist.
In Mosambik sind Schuluniformen üblich.
Das hat aus meiner Sicht eine problematische und eine gute Seite. Das
Gute an den Uniformen ist, dass alle Kinder ordentliche Schulkleidung
haben, zumindest am Anfang des Schuljahres. Schwer zurecht komme ich
mit dem militärischen Drill, für den die Uniform auch ein Sinnbild
ist.
Der Schultag beginnt mit einem
Fahnenappell. Während die Nationlflagge gehisst wird, stehen die
Kinder klassenweise stramm in der Morgensonne, die Hände an der
Hosennaht, und singen zackig die Nationalhymne. Schulleiter und
Lehrer stehen ihnen gegenüber wie Offiziere und nehmen den Appell
ab. Oft werden die Schüler im Unterricht nicht bei ihrem Namen
gerufen, sondern bei ihrer Nummer. Als ich das einmal miterlebte und
den Lehrer fragte, warum er das tue, konnte er den Grund meiner Frage
gar nicht verstehen: Das ist einfacher so. Das sind die so gewöhnt.
- Mag sein, aber ist das ein Argument, über das man mit einem
Pädagogen diskutieren müsste?
Schule in Mosambik. Für mich als
Europäer bleibt vieles befremdlich. Eines allerdings nicht: Dass
Bildung für die vielen jungen Menschen der Schlüssel ist, der ihnen
die Tür zur Zukunft öffnen kann. Und dass die mosambikanische
Gesellschaft das erkannt hat. Dass sie es fördert, zu wenig
vielleicht und möglicherweise nicht mit den richtigen Mitteln und
Methoden. Aber einigen der Kinder auf Bild sieht man trotzdem an,
dass sie mit Freude bei der Sache sind. Dem Jungen in der Mitte des
Bildes zum Beispiel. Er lebt im Waisenhaus und wird Pedro pequeno
genannt, der kleine Peter, weil es außer ihm noch drei andere Pedros
dort gibt.