2014/06/01

Cambine Kalender - Juni 2014



Schule in Mosambik

Natürlich ist sie vergleichbar mit Schule in Deutschland. Und natürlich ist Schule in Mosambik ganz etwas anderes als Schule in Deutschland. Was würden zum Beispiel Schüler einer 5. Klasse in Deutschland sagen, wenn sie im Unterricht auf dem Fußboden sitzen müssten oder unter einem Baum? Und wer von ihnen ein Lehrbuch hätte, müsste es mit seinem Nachbarn teilen?

Um zu verstehen, vor welchen Herausforderungen das Bildungssystem in Mosambik steht, muss man sich vor allem folgende Situation vergegenwärtigen. Nur 3% der Gesamtbevölkerung ist über 65 Jahre alt. Dafür sind über 45% 14 Jahre oder jünger. Die Altersgruppe zwischen 15 und 24 Jahren bildet weitere 21% der Gesamtbevölkerung. Das heißt, 2/3 aller MosambikanerInnen befinden sich in einem Alter, in dem sie normalerweise eine Schule, Hochschule oder Universität besuchen. So viele Ausbildungsplätze kann ein armes Land wie Mosambik gar nicht anbieten. Das gilt besonders von Hochschulen und Universitäten.

In den Grund- und Sekundarschulen ist der Unterricht deshalb so gelegt, dass die eine Hälfte der Schuljugend morgens den Unterricht besucht, die andere Hälfte nachmittags. Und trotzdem sind die Klassen mit bis zu fünfzig, sechzig Kindern viel zu groß, als dass man sich um jeden einzelnen kümmern könnte. Wer nicht leicht begreift, bleibt schnell zurück. Weil das aber nicht automatisch heißt, dass man nicht versetzt wird, gibt es viele Schüler, die noch am Ende der 6. Klasse nicht richtig lesen und schreiben können. Das wiederum ist verhängnisvoll für deren weiteren Ausbildungsweg.

Trotzdem, die Regierung bemüht sich. Wohin man in Mosambik kommt, fast überall gibt es Schulen. Selbst im kleinsten Dorf irgendwo im Busch gibt es zu allermeist einen Fußballplatz, eine Kapelle und eine Schule, auch wenn sie oft nur ärmlichst ausgestattet ist.

In Mosambik sind Schuluniformen üblich. Das hat aus meiner Sicht eine problematische und eine gute Seite. Das Gute an den Uniformen ist, dass alle Kinder ordentliche Schulkleidung haben, zumindest am Anfang des Schuljahres. Schwer zurecht komme ich mit dem militärischen Drill, für den die Uniform auch ein Sinnbild ist.

Der Schultag beginnt mit einem Fahnenappell. Während die Nationlflagge gehisst wird, stehen die Kinder klassenweise stramm in der Morgensonne, die Hände an der Hosennaht, und singen zackig die Nationalhymne. Schulleiter und Lehrer stehen ihnen gegenüber wie Offiziere und nehmen den Appell ab. Oft werden die Schüler im Unterricht nicht bei ihrem Namen gerufen, sondern bei ihrer Nummer. Als ich das einmal miterlebte und den Lehrer fragte, warum er das tue, konnte er den Grund meiner Frage gar nicht verstehen: Das ist einfacher so. Das sind die so gewöhnt. - Mag sein, aber ist das ein Argument, über das man mit einem Pädagogen diskutieren müsste?

Schule in Mosambik. Für mich als Europäer bleibt vieles befremdlich. Eines allerdings nicht: Dass Bildung für die vielen jungen Menschen der Schlüssel ist, der ihnen die Tür zur Zukunft öffnen kann. Und dass die mosambikanische Gesellschaft das erkannt hat. Dass sie es fördert, zu wenig vielleicht und möglicherweise nicht mit den richtigen Mitteln und Methoden. Aber einigen der Kinder auf Bild sieht man trotzdem an, dass sie mit Freude bei der Sache sind. Dem Jungen in der Mitte des Bildes zum Beispiel. Er lebt im Waisenhaus und wird Pedro pequeno genannt, der kleine Peter, weil es außer ihm noch drei andere Pedros dort gibt.

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