Dann ziehen schwere schwarze Wolken auf. Endlich: Es regnet! Gott hat unsere Gebete erhört, sagen die Beter. Möge es nicht gleich wieder aufhören! Und es hört nicht auf, Tag und Nacht regnet es, nur von kurzen Pausen unterbrochen. Mal fällt der Regen sanft und andauernd, dann wieder so heftig, dass der Sandboden ihm nicht widerstehen kann. Felder und Straßen werden ausgespült. Wasser spült Schlamm in die Hütten aus Palmwedeln. Durch die Wellblechdächer dringt das Wasser auch ins Innere der festen Häuser.
Nicht nur in Cambine regnet es, im ganzen Süden Mosambiks, dazu in Südafrika und Simbabwe. Die großen Flüsse Mosambiks kommen alle aus dem Hinterland. Und wenn es dort anhaltend regnet, gibt es in der mosambikanischen Küstenebene jedesmal ein Problem.
Wir sind unterwegs in Nordosten Südafrikas. Gemeinsam mit Freunden wollen wir in den Kruger Park. Wir hören: Viele Gates sind gesperrt. Brücken und Straßen sind nicht passierbar. Zuviel Regen! Ob wir überhaupt in den Park dürfen? Wir werden es sehen. Matthias, der Ranger, ruft uns an: Fahrt nach Malelane. Dort ist das Gate noch offen. Bleibt auf den asphaltierten Hauptstraßen! Alle anderen Wege sind gesperrt. Wir halten uns an den Rat und haben zwei gute Tage im Park.
Nicht alle akzeptieren, dass die Straße gesperrt ist. |
Wir sehen allerdings auch, dass überall Wasser steht. Keine Tiere, die morgens und abends zum Fluss gehen um zu trinken. Sie haben es nicht nötig. Sie finden Wasserstellen überall. Die Flüsse gleichen Seen. Wasserläufe, die sonst Bächlein waren, haben nun Wege und Brücken überspült.
sonst ein kleiner Bach - ein Zufluss zum Sabie River |
Sabiebrücke nahe beim Camp Lower Sabie |
Das Camp, in dem wir die zweite Nacht zubringen wollten, ist nicht erreichbar. Wie fragen uns: Was wird werden, wenn wir in wenigen Tagen von Maputo nach Norden fahren wollen? Da müssen wir diese Flüsse überqueren. Wird die Flut die Küstenebene vor uns erreichen?
Nun sind wir auf dem Heimweg. Es gab Schwierigkeiten an der Grenze. Um alle unsere Wege erledigen zu können, mussten wir einen Tag länger in Maputo bleiben. Abends im Quartier hören wir: Die Stadt Chokwe steht unter Wasser. Sie liegt etwa 70 Kilometer nordöstlich der Hauptstraße. Noch ist die N1 nach Norden geöffnet. Doch wer weiß, wie lange? Am nächsten Morgen brechen wir früher auf als sonst.
In der Nkomati-Ebene sehen wir rechts und links der Straße überflutete Wiesen. Doch es scheint keine Gefahr zu geben. Voriges Jahr um diese Zeit hatte hier der Fluss die Hauptstraße unterspült. Sie blieb einige Tage unpassierbar.
Auf einem Damm in der Limpopo-Ebene warten Menschen auf ihre Evakuierung |
Wir fahren weiter und erreichen die Limpopo-Ebene nahe der Stadt Xai-Xai. Hier führt die Straße für zehn Kilometer über einen etwa drei Meter hohen Damm. Rechts und links ist er von Wasser umgeben. Noch steht das Wasser einen reichen Meter unterhalb der Straße. Man sagt, es wird weiter steigen. Wir sehen, dass Menschen ihr Hab und Gut in Sicherheit bringen. Ganze Rinderherden werden durch die Fluten in Sicherheit gebracht.
eine Rinderherde wird in Sicherheit gebracht |
Auf der anderen Seite des Tales liegt Xai-Xai, die Hauptstadt der Provinz Gaza. Sie teilt sich in die Unterstadt in der Flussebene und die sichere Oberstadt. Wir sehen, dass einzelne Supermärkte und Bürohäuser offenbar schon evakuiert sind. Restaurant und Tankstellen haben noch geöffnet. Polizeiautos mit Sirenen fahren hin und her. Wir sehen Lastwagen, auf denen Menschen sitzen, die ihren Hausrat in die Oberstadt bringen. Dort hat die Stadtverwaltung eine Busch- und Wiesenfläche als Raum für Notunterkünfte bereit gestellt.
WIr erreichen Cambine. In den Flusstälern unserer Region sieht es nicht ganz so dramatisch aus. Die Flüsse sind kürzer. Sie haben kleinere Einzugsgebiete. Doch auch hier hat der Regen ausgereicht, viele Felder zu überschwemmen, leider auch die Reisfelder des Landwirtschaftsprojektes. Der Reis war für die Kinder des Waisenhauses bestimmt. Nun werden wir ihn im Laden kaufen müssen.
Reisfeld vor der Flut |
Reisfeld überflutet |
Am Sonntag im Gottesdienst werden die Beter wieder ihre Stimmen erheben. Um Regen werden sie dann wohl nicht mehr flehen. Sie werden Gott um Hilfe anrufen für die, die Hab und Gut verloren haben, ihr Haus und die erwartete Ernte. Und wir werden Geld und Hilfsgüter sammeln, um die zu unterstützen, die Hilfe brauchen. Denn das Leben wird weitergehen.
PS: Inzwischen ist die N1 sowohl im Limpopotal gesperrt, als auch in der weiter südlich gelegenen Nkomati-Ebene.