2009/03/12

Weil ihr’s uns wert seid

Vor Jahren, so erzählte uns ein ehemaliger Missionar in Nigeria, war das noch so: Wenn wir in die Heimat anrufen wollten, mussten wir uns zuerst ins Auto setzen. Dann mussten wir sechs Stunden über abenteuerliche Pisten fahren, um das Haus des Superintendenten zu erreichen. Das war der nächste, der ein Telefon hatte. Doch wenn wir losfuhren, wussten wir nicht, ob es funktionieren würde oder ob überhaupt jemand zu Hause sein würde. Da kam es schon vor, dass wir zwölf Stunden unterwegs waren und nicht telefonieren konnten.

So gesehen, geht es uns richtig gut. Das Mobilfunknetz reicht bei gutem Wetter bis unter unseren Mangobaum und in eine unserer Zimmerecken. Doch wenn das nicht der fall sein sollte, bleibt immer noch das Festnetztelefon. Und selbst einen Internetanschluss haben wir im Haus. Wir sollten also keinen Grund zum Klagen haben. – Eigentlich.

Wie sooft – nicht nur in Afrika – sind es die scheinbaren Kleinigkeiten, die dann eben doch für Ärger sorgen. Ich versuche aufzuzählen:

1. In unserer Region gibt es nur einen Anbieter, und der macht sein Geschäft sowohl mit Telefon- als auch Internetanschlüssen. Diese Monopolsituation nutzt er weidlich aus. – Wie auch immer, das ist in der Marktwirtschaft nun mal so.

2. Das betrifft sowohl den Service, als auch die Preise.

3. Zum Stichwort Service: Die monatliche Gebühr geht nicht etwa zu überweisen, vielleicht sogar online. Nein, man muss das Geld ins Büro tragen und zwar jeweils vor 14 Uhr, weil danach wird das Geld zur Bank gebracht und die schließt nun mal um 15 Uhr.

4. Weiter zum Stichwort Service: Der Vertrag mit uns als Nutzern hat natürlich viele Zeilen Kleingedrucktes. Der Bitte, uns die auf Portugiesisch formulierten Bedingungen und besonders den Tarif zu erläutern, kommt man zwar wortreich nach. Trotzdem haben wir aber den Eindruck, dass uns die wichtigsten Informationen vorenthalten werden.

5. Dazu kommt, dass Vertragsänderungen seitens des Anbieters jedes mal zu unseren Ungunsten ausfallen – durch Fehler, die der Anbieter zu verantworten hat! So hat man uns seit Dezember 2008 monatlich den erweiterten Internetzugang abgerechnet, obwohl wir nur einen Basisvertrag haben. – Ob wir das zuviel gezahlte Geld gut geschrieben bekommen? Darüber müssten wir mit der Chefin verhandeln... Nein, sage ich, das kommt nicht in Frage. Das Geld steht uns zu! - Inzwischen sind Wochen vergangen und statt unser Problem zu lösen, hat man uns am 12.3. den Internetzugang abgeklemmt.

6. Wenn alles rechtens zuginge, müssten wir für eine Downloadkapazität von 2,5 GB umgerechnet ca. 50 Euro im Monat berappen – und das für einen Flaschenhals, durch den alles muss: langsam, langsam. Trotzdem ist das Luxus. Und der hat eben seinen Preis...

So ist das. Aber wie tröstete uns unsere gute Freundin Barbara: An irgendwas müsst ihr doch merken, dass ihr in Afrika seid! Eben. Und außerdem zahlen wir das alles gerne. Warum? Weil ihr es uns wert seid!

PS: Wider Erwarten hat man uns nun, da wir wieder einmal viel zu viel bezahlt haben, unverzüglich wieder ans Netz gebracht. Wunder über Wunder!

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