So, nun ist es wirklich ein ganzer Monat geworden, in dem sich im Blog nichts tat! Nein, es ist nicht so, dass wir euch nichts mehr verraten wollten. Und es liegt auch nicht daran, dass es nichts Berichtenswertes gegeben hätte. Nicht einmal den Vorwand, ich hätte keine Zeit gehabt, kann ich ehrlicherweise geltend machen. – Also genug der Vorrede, ich erspare euch weitere Ausreden und fang einfach mal an zu erzählen.
Das Wichtigste zuerst: Im Gesundheitszentrum wird gebaut. Endlich! Die Elektriker haben begonnen, die Installation grundlegend zu erneuern. Das war längst fällig gewesen und auch das Geld dazu war da. Doch nun haben die Arbeiten begonnen. Darüber hinaus werden wir weitere Instandsetzungen und Renovationen angehen können. Das Geld dazu ist zum Teil schon da, der Rest ist uns sicher zugesagt worden. Wieder einmal sind die Cambinefreunde aus Lage/NRW mit engagiert, dazu das Diakoniewerk Martha-Maria Nürnberg, die EmK-Weltmission und UMCOR, das Katastrophenhilfswerk der weltweiten Evangelisch-methodistischen Kirche.
Die Dächer müssen erneuert werden, zum Teil Türen und Fenster. Moskitonetze und Gitter müssen angebracht werden, um die Sicherheit zu erhöhen. Und vor allem: die Geburtshilfeabteilung muss gründlich erneuert werden. Die heftigen Regenfälle im Dezember und Januar des vergangenen Sommers haben das Gebäude so in Mitleidenschaft gezogen, dass wir es vorübergehend aufgeben mussten. Auch der Raum, in dem die werdenden Mütter wohnen, gleicht eher einem Stall als einem Wohnraum. - Gott und den Spendern sei Dank, dass wir diese nicht länger tragbaren Zustände nun ändern können.
Immer wieder werden wir gefragt, wie es denn um die Versorgung mit Medikamenten steht. Im Moment gut. Die Lieferungen treffen rechtzeitig und meist auch vollständig ein, so dass kaum jemand weggeschickt werden muss, dem nicht geholfen werden kann.
Die Arbeit am Theologischen Seminar nimmt ihren normalen Verlauf. Das erste Semester des Studienjahres 2009 neigt sich dem Ende entgegen. Ende Mai werden wir Prüfungen haben. Dann geht es in die Ferien. Claudia unterrichtet im Moment ja auch eine Einheit pro Woche „Einführung in die Hygiene“. Was ihr genau so wie mir zu schaffen macht, ist immer noch unser mangelhaftes Sprech- und Verstehvermögen. Einen vorbereitenden Text vortragen, ist nicht das Problem. Aber sobald es Nachfragen gibt oder wir mit den Studierenden ins Gespräch kommen, beginnen die Probleme. Es wird nötig sein, sobald als möglich, einen weiteren Intensivsprachkurs zu absolvieren.
Besuche: Im Grunde gibt es zwei verschiedene Arten von Besuchergruppen in Cambine. Die einen – oft Vertreter des Staates – kommen nach Cambine, weil der Ort bekannt ist wegen Eduardo Mondlane, dem Gründer der mosambikanischen Befreiungsbewegung. Er ist der berühmteste Schüler von Cambine. 2009 jährt sich der Briefbombenanschlag, dem er zum Opfer fiel zum 40. Mal. Das ist natürlich auch ein Grund, Cambine zu besuchen. Die anderen Gruppen sind kirchliche Gruppen aus Mosambik, den USA oder Deutschland. Sie kommen, weil in Cambine eine Konferenz stattfindet oder weil sie dort Projekte besuchen oder einen Arbeitseinsatz leisten wollen. Die Nürnberger Gruppe war die erste dieser Art in diesem Jahr, weitere werden folgen. Im Juni kommen Freiwillige aus Missouri/USA, um im Waisenhaus, den von ihnen gespendeten Speisesaal fertig zu bauen.
Im Juli erwarten wir die Cambinefreunde aus Lage/NRW. Wir freuen uns sehr, dass gemeinsam mit ihnen auch unser Freund Christoph Lasch aus Bad Klosterlausnitz uns besuchen wird. Diese Gruppe wird an vielen verschiedenen Stellen im Dorf im Einsatz sein: im Waisenhaus, am Theologischen Seminar, im Gesundheitszentrum und natürlich auf den Dächern, wo die Solaranlagen zu finden sind. Und weitere eher private Besuche sind angekündigt.
Es wird also nicht langweilig werden. Und ich nehme mir vor. Euch möglichst regelmäßig zu berichten. Und sollte es doch mal wieder zu einer Pause kommen, nehmt es mir nicht krumm. Dann tun wir einfach, dass was Afrikaner auch oft tun (müssen). Wir bitten euch um „paciencia“ – Geduld. Irgendwann wird es wieder was Neues zu lesen geben. Und bis dahin habt ihr ja auch anderes zu tun, als unseren Blog zu verfolgen.
2009/05/19
Über das mosambikanische Gesundheitswesen
An dieser Stelle vielleicht ein erklärendes Wort zur Organisation des Gesundheitswesens in Mosambik. Hier gibt es eine strenge Hierarchie der Einrichtungen, die sich auch in der personellen Besetzung und der Versorgung mit Medikamenten und Hilfsmitteln ausdrückt.
Auf unterster Ebene gibt es die Gesundheitsposten, die man ehesten als Beratungsstellen beschreiben kann. Hier arbeiten sogenannte Gesundheitshelfer und es gibt nur die nötigsten Medikamente. Ein Gesundheitszentrum wie in Cambine gehört schon auf die nächsthöhere Ebene. Hier arbeiten neben den Gesundheitshelfern auch ausgebildete Schwestern und Pfleger, dazu meist auch noch eine erfahrene Hebamme, die manchmal auch einen entsprechenden Abschluss hat. Wer hier nicht behandelt werden kann, z.B. HIV/AIDS-Patienten, wird in ein Landkrankenhaus überwiesen. Dort gibt es dann auch Ärzte und sogenannte „Tecnicos“, einen medizinischen Grad, den wir in Deutschland nicht kennen. Tecnicos sind ausgebildete Pfleger, die eine zweijährige Fortbildung absolviert haben, ohne Arzt geworden zu sein. Dennoch haben sie Aufgaben zu übernehmen, die anderswo allein den Ärzten übertragen sind, z.B. operieren. Weiter oben in der Stufenfolge der Einrichtungen gibt es noch die jeweiligen Zentralkrankenhäuser auf Provinz- und Landesebene. Dort gibt es dann auch Spezialisten verschiedener Fachrichtungen.
Die Versorgung mit Medikamenten erfolgt in drei Standardsortimenten, von denen das sogenannte „Kit C“ wieder nur eine Basisauswahl darstellt, während „Kit A“ schon alle notwendigen Schmerzmittel, Antibiotika und Antimalariamedikamente enthält. Medikamente sind insofern besonders wichtig, als es in weiten Teilen des Landes ja kaum andere Möglichkeiten der Behandlung gibt. Die Wege ins nächste (Zentral-) Krankenhaus sind oft sehr weit. Die zur Verfügung stehenden Transportmittel sind einfach und teuer.
Ein Beispiel: Wer in Cambine nicht im Zentrum wohnt und zum Beispiel Zahnschmerzen hat, der muss vielleicht schon mal 30-40 Minuten Fußweg zurücklegen, bis er an die Chapahaltestelle kommt. Das erste Chapa fährt morgens um sechs. Auf der offenen Ladefläche geht es dann durch Sonne oder Regen bis an die Hauptstraße. Dort muss er auf den Anschluss warten. Der Kleinbus bringt ihn dann nach Maxixe. Dort steigt er um ins Chapa nach Chicuque. Wenn er dort ankommt, sind gut und gerne zwei Stunden vergangen. Um aber beim Zahnarzt nicht allzu lange warten zu müssen, sollte man um sechs Uhr morgens bereits vor seiner Tür sitzen...
Auf unterster Ebene gibt es die Gesundheitsposten, die man ehesten als Beratungsstellen beschreiben kann. Hier arbeiten sogenannte Gesundheitshelfer und es gibt nur die nötigsten Medikamente. Ein Gesundheitszentrum wie in Cambine gehört schon auf die nächsthöhere Ebene. Hier arbeiten neben den Gesundheitshelfern auch ausgebildete Schwestern und Pfleger, dazu meist auch noch eine erfahrene Hebamme, die manchmal auch einen entsprechenden Abschluss hat. Wer hier nicht behandelt werden kann, z.B. HIV/AIDS-Patienten, wird in ein Landkrankenhaus überwiesen. Dort gibt es dann auch Ärzte und sogenannte „Tecnicos“, einen medizinischen Grad, den wir in Deutschland nicht kennen. Tecnicos sind ausgebildete Pfleger, die eine zweijährige Fortbildung absolviert haben, ohne Arzt geworden zu sein. Dennoch haben sie Aufgaben zu übernehmen, die anderswo allein den Ärzten übertragen sind, z.B. operieren. Weiter oben in der Stufenfolge der Einrichtungen gibt es noch die jeweiligen Zentralkrankenhäuser auf Provinz- und Landesebene. Dort gibt es dann auch Spezialisten verschiedener Fachrichtungen.
Die Versorgung mit Medikamenten erfolgt in drei Standardsortimenten, von denen das sogenannte „Kit C“ wieder nur eine Basisauswahl darstellt, während „Kit A“ schon alle notwendigen Schmerzmittel, Antibiotika und Antimalariamedikamente enthält. Medikamente sind insofern besonders wichtig, als es in weiten Teilen des Landes ja kaum andere Möglichkeiten der Behandlung gibt. Die Wege ins nächste (Zentral-) Krankenhaus sind oft sehr weit. Die zur Verfügung stehenden Transportmittel sind einfach und teuer.
Ein Beispiel: Wer in Cambine nicht im Zentrum wohnt und zum Beispiel Zahnschmerzen hat, der muss vielleicht schon mal 30-40 Minuten Fußweg zurücklegen, bis er an die Chapahaltestelle kommt. Das erste Chapa fährt morgens um sechs. Auf der offenen Ladefläche geht es dann durch Sonne oder Regen bis an die Hauptstraße. Dort muss er auf den Anschluss warten. Der Kleinbus bringt ihn dann nach Maxixe. Dort steigt er um ins Chapa nach Chicuque. Wenn er dort ankommt, sind gut und gerne zwei Stunden vergangen. Um aber beim Zahnarzt nicht allzu lange warten zu müssen, sollte man um sechs Uhr morgens bereits vor seiner Tür sitzen...
Andre Länder - andre Denkweisen, zum Beispiel: Moskitonetze
Claudia erzählt. Sie fragte eine Kollegin, ob sie denn zu Hause ein Netz hätte. Sie bejaht. Claudia fragt weiter: Und benutzt du es auch? Sie verneint. – Warum denn nicht? - Na, die Tochter hat keins. - Dann gib ihr doch dein Netz. – Aber dann hab ich doch keins... - So bleibt auch das eine vorhandene Netz ungenutzt.
Was ist das? Gleichgültigkeit? Unverstand? Oder vielleicht Solidarität? Wenn du kein Netz hast, dann will auch ich meins nicht nutzen? - Es fällt mir schwer, diese Logik zu verstehen. Ich denke an den Ausspruch Henning Mankells, dass er fünfundzwanzig Jahre brauchte, um zu begreifen, „dass wir alle aus derselben Familie kommen.“ - Ich fange an zu verstehen, warum das so ist.
Was ist das? Gleichgültigkeit? Unverstand? Oder vielleicht Solidarität? Wenn du kein Netz hast, dann will auch ich meins nicht nutzen? - Es fällt mir schwer, diese Logik zu verstehen. Ich denke an den Ausspruch Henning Mankells, dass er fünfundzwanzig Jahre brauchte, um zu begreifen, „dass wir alle aus derselben Familie kommen.“ - Ich fange an zu verstehen, warum das so ist.
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