2009/11/20

Andere Länder – andere Sitten?

Da wo unser Mangobaum steht, gab es neulich großes Geschrei. Es war am Nachmittag. Die Kinder aus dem benachbarten Kindergarten kamen ans Fenster. Auf der Straße blieben die Leute blieben stehen. Was war geschehen?

Einer habe ein Schwein gestohlen, hieß es. Er habe es geschlachtet und das Fleisch dann verkauft – auf eigene Rechnung versteht sich. Und dieser eine sei grad an unserem Haus vorbei gelaufen. Und jemand habe ihn erkannt. Und weiter?

Man griff ihn sich, fesselte ihn und verprügelte ihn. Heftig. Auch Studenten und Lehrer des Theologischen Seminars standen dabei. Einige mischten wohl auch mit. Nach einigen Minuten meinte einer von ihnen, es reiche. Genug geprügelt. Der Lärm legte sich. Die Menschen gingen weiter. Die Kinder kehrten an ihre Spiele zurück. Den Geprügelten führte man derweil gefesselt zu der Familie, die er bestohlen hatte. Was dort mit ihm geschah? Ich weiß es nicht.

Andere Länder – andere Sitten. Gilt das auch, wenn es um die Prügelstrafe geht? Um Selbstjustiz? Was, wenn einer mal zu lange schlägt oder zu derb? Aus Versehen. Oder mit Absicht. Weil vielleicht noch eine alte Rechnung offen ist...? Andererseits: Wegen eines gestohlenen Schweines geht hier keiner zur Polizei. Man hat da so seine Erfahrungen. Die Polizei tritt erst bei schwereren Delikten in Aktion. Mit Diebstählen beschäftigen die sich nur, wenn bei den „Richtigen“ eingebrochen wird, heißt es.

Die einfachen Leute in ihren Hütten ohne sichere Schlösser - was bleibt ihnen anderes übrig, als Selbstjustiz zu üben? Bei aller damit verbundenen Problematik. Nichts tun wäre Ermutigung zu weiteren Diebstählen. In aller Öffentlichkeit Prügel zu beziehen, das vergisst man dagegen nicht so schnell. Weder als Dieb, noch als Zuschauer.

Alles, was Recht ist? - In Ländern wie Mosambik versteht man darunter etwas anderes als in Europa.

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