2009/11/25

Immer wieder dasselbe Thema

Gestern lasen wir in der Herrnhuter Losung 5. Mose 15,7:
„Du sollst dein Herz nicht verhärten und deine Hand nicht zuhalten
gegenüber deinem armen Bruder.“
Claudia sagt: Man liest das anders, wenn man in Afrika ist. Ich widerspreche ihr nicht. Doch ist es wirklich so? Auch in Deutschland wächst das Armutsproblem.
Wir hören und lesen davon.
Doch eines ist für mich tatsächlich anders hier in Afrika: Die allgemeine Armut rückt mir näher. Ich will das nicht. Es ist mir unangenehm. Doch ich kann es nicht ändern, sie rückt mir auf den Leib.
In Deutschland war für mich ein Wort wie das aus 5. Mose 15 eher ein allgemeiner Appell, den ich gerne weitergab. Inzwischen verbinde ich Gefühle damit. Ich spüre, wie das ist, wenn mir das Herz hart werden will, wenn meine Hand verkrampft.
Es stört mich, wenn der junge Mann mit dem Wahlkampf-T-Shirt der Frelimo mich anbettelt. Ich ärgere mich über das, was da steht: Mit Guebuza besiegen wir die Armut. Ja, sage ich zu ihm, Guebuza hat seine Armut ja schon besiegt. Warum kann er euch nicht helfen? – Noch im gleichen Moment denke: Du bist ungerecht! Was kann der Junge dafür? Der hat wahrscheinlich wirklich einfach Hunger... Oder will er vielleicht doch nur ein leichtes Geld verdienen, weil er denkt: Die Europäer haben’s doch...
Nein, ich kann nicht allen helfen. Nein, ich kann die Armut nicht besiegen. Nicht allein und nicht durch Almosen. Da müssen auch andere in die Pflicht genommen werden. Ohne eine gründliche Revision der Grundlagen unseres wirtschaftlichen und politischen Lebens wird das nicht abgehen. Selbst ehrenwerte Versuche wie die sogenannten „Millenniumsziele“ sind ja nicht mehr als Willensbekundungen mit mehr als zweifelhaften Erfolgsaussichten.
Nein, so naiv bin ich nicht. Ich denke nicht, ich könnte die Welt retten.
Andrerseits: 5 Meticais sind nicht einmal 15 Cent. Und wenn ich jedes Mal, wenn ich in die Stadt fahre, 10 Bettlern oder Trägern je 5 Meticais gäbe, würde mich das arm machen? Nein. Warum also fällt es mir so schwer, es zu tun?

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