2010/09/07

Maputo brennt nicht

Es kommt mir alles ziemlich unwirklich vor. Es ist Sonntag, 5. September 2010. Noch heute morgen war ich voller Sorge im Blick auf die Zustände in Mosambik. Von Streik, Unruhen, Straßenbarrikaden war die Rede. Im Fernsehen zeigte man schießende Polizisten und verwundete Demonstranten. Von sechs bis zehn Toten war die Rede. „Maputo burning“ lautete die Schlagzeile einer südafrikanischen Regionalzeitung.

Nun sind wir in Maputo angekommen, im noblen Hotel am feinen Ende der Stadt. Wir sitzen auf dem Balkon. Die Stadt ist hell erleuchtet. Laute Musik dringt zu uns herauf. Wir sind in der Stadt unterwegs. Die Vorstadt, in der die Unruhen begannen, durchqueren wir auf der Schnellstraße. Alles scheint wie immer. Nahe dem Präsidentenpalast patroullieren bewaffnete Polizisten.

Was wir sehen, sind nur die Schäden, die die Auseinandersetzungen der vergangenen Woche hinterlassen haben: Spuren von brennenden Reifen im Asphalt. Zerstörte Zäune. Geplünderte Läden, Verletzte, Tote sehen wir nicht. Es ist Sonntag, da sehen wir nicht einmal den Zorn, der die Unruhen hervorgerufen hat.

Ich will an einem Automaten Geld abheben. Der Wachmann, mit dem ich spreche, redet von den Sorgen der armen Leute. Weil in Mosambik kaum Getreide angebaut wird, muss man Weizen und Reis auf dem Weltmarkt kaufen. Wegen der großflächigen Brände in Russland und der verheerenden Überschwemmung in Pakistan sind beide Grundnahrungsmittel in den vergangenen Monaten von Woche zu Woche teurer geworden. In der Folge soll nun der staatlich festgelegte Brotpreis angehoben werden. Auch von Preiserhöhungen bei Wasser, Strom und Kraftstoff war die Rede gewesen. Doch das scheint vorerst vom Tisch zu sein.

Die Lebenshaltungskosten werden trotzdem weiter steigen. Den zahllosen Menschen, die keine oder nur geringe regelmäßige Einkünfte haben, macht das Angst. Und doch: der Staat kann die Lebensmittelpreise nicht immer weiter subventionieren. Sein Budget reicht schon jetzt nicht, um alle Aufgaben angemessen zu finanzieren.

Wir fahren weiter. Unten am Meer feiern die Menschen. Uns scheint, es sind mehr als an einem gewöhnlichen Sonntag, Liebespaare, Familien, Männergesellschaften. Uns erreicht eine anonyme SMS: Keine Gewalt! Keine Vandalismus. Heute spielt Mosambik gegen die Elfenbeinküste. Da müssen wir zusammenhalten, damit wir unser Spiel gewinnen! - „Unser Spiel“, ist damit nur das Fußballspiel gemeint?

Am Sonntagabend liegt Partystimmung über der Stadt. Die Gaststätten sind voll. Von Spannung spüren wir nichts. Wir sind in Polana, dem Viertel derer, die den angekündigten Preiserhöhungen gelassen entgegen sehen können.

Doch was wird am Montag morgen geschehen, am anderen Ende der Stadt, in Matola und Machava und all den anderen Vierteln, in denen das einfache Volk lebt? Das weiß keiner, sagt der Wachmann neben dem Geldautomaten. Da spürt man sie wieder, die Spannung. Sie ist immer noch da. Sie kann jederzeit neue Funken schlagen.

3 Kommentare:

  1. Ich versteh das irgendwie nicht ganz. Warum stand nun in den Zeitungen, dass Maputo brennt? Hatte das was mit Spiel zu tun?

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  2. Mit Spiel hatte das alles nichts zu tun. Es war ernst, so ernst, dass es einigen Menschen immerhin das Leben kostete. Es gab in Maputo Unruhen. An etlichen Stellen brannten auch Autoreifen. Es gab Barrikaden. Trotzdem: die gesamte Situation war weit davon entfernt, dass Maputo insgesamt von den Unruhen erschüttert worden wäre oder gar gebrannt hätte, wie es die zitierte Schlagzeile suggerieren wollte. Darauf wollte ich hinweisen.

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  3. Guten Tag,

    ich werde bald mit meiner Frau als Missionar nach Mabuto gehen.

    Wer kann mir Auskunft geben über Lebensmittelpreise in Supermärkten und Bekleidungsgeschäften (auch Babykleidung)

    Vielen Dank
    nicetie@web.de

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