Da klopft jemand an die Tür. Er bittet mich, die junge Frau nach Hause zu fahren. Ihre Familie wohnt fünf Autominuten außerhalb des Dorfes. Als wir dort ankommen, ist außer einer entfernten Verwandten keiner da. Wir setzen die junge Frau auf eine Matte und stellen ihr Gepäck ab. Eine Theologiestudentin spricht ein langes Gebet und wir fahren zurück. Ich frage meine Begleiter, welche Krankheit die junge Frau wohl hat. Das wüssten sie nicht, sie seien ja keine Ärzte, sagen sie. Sie sei eben sehr krank.
Ich sage: Mir scheint, die junge Frau hat AIDS. Und nun, als es ausgesprochen ist, das böse Wort, stimmen meine Begleiter mir zu. Ja, sagen sie, und wenn ihre Familie nach Hause kommen und sie finden wird, dann wird es sicher richtig Ärger geben. Denn dann müssen sich alle der Realität stellen, dass da unter ihnen eine ist, die nicht nur sehr krank ist, sondern an AIDS leidet.
Wenn zwölf von hundert Erwachsenen eines Volkes „sehr krank“ sind und niemand nennt die Krankheit beim Namen, obwohl jeder ihn kennt, dann ist nicht nur das Immunsystem einzelner sehr krank, sondern das der gesamten Gesellschaft.
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