2011/11/29

schreien und lachen

Als ich vorhin im Waisenhaus war, schrie Arlindo lauthals und konnte gar nicht mehr aufhören. Zwei von den älteren Mädchen hatten ihn gewaschen und sollten ihn bettfertig machen. Doch Arlindo schrie. Eine hielt ihn fest, die andere zog ihm einen Schlüpfer über. Arlindo schrie, wand sich los, trat zur Seite, zog den Schlüpfer wieder aus und schrie. Das Spiel begann von Neuem und Arlindo schrie. Ich versuchte ihn zu beruhigen. Es gelang mir nur mühsam.

Dann kam Irene, die für ihn verantwortliche Mutter. Sie sah nur hin und fing an zu lachen: Ja, ich weiß, Arlindo mag den rosa Schlüpfer nicht. Sie nahm ihn auf den Arm. Er beruhigte sich und bekam einen anderen Schlüpfer. Jetzt wird er wohl friedlich schlafen.

Grade mal zwei Jahre ist er alt, Was er nicht will weiß er schon mal ziemlich genau. Ich bin gewiss, dass er nach und nach auch herausfinden wird, was er will. Und dass er es lernen wird, das auch angemessen auszudrücken. So intensiv, wie er heute geschrien hat, so strahlend kann er nämlich auch lachen.

Der junge Mann hinter der Piratin, das ist Arlindo.

2011/11/28

Adventskalender 4

Da machte sich auf auch Joseph aus Galiläa, damit er sich schätzen ließe, mit Maria, seinem vertrauten Weibe, die war schwanger.
Lukas 2:4-5

Auf traditionellen Weihnachtsbildern sind Maria und Joseph üblicherweise mit dem Esel unterwegs. Heute würden sie wahrscheinlich so ein überladenes Chapa-Taxi benutzen, wie das, das ich gestern in Maxixe überholte.

Adventskalender 3
























Über dem Arbeitsplatz schweben vier Engel.
Zwei schwarze, zwei weiße, hölzern und starr.
Nur der Wind setzt sie manchmal in Bewegung.

Der Wind weht, wo er will, heißt es in der Bibel.
Man sieht nicht, woher er kommt, wohin er fährt -
der Wind als Bild für den Geist, der Leben schenkt.

Wo er in uns fährt, erstarrte Herzen bewegt,
erwachen hölzerne Engel zum Leben,
werd ich für dich, wirst du für mich ein Engel sein.

Und keiner fragt mehr, welcher Farbe deine Haut sei.

2011/11/27

Adventskalender 2




Nur

wer

aufrecht

geht,

kann

Lasten

tragen.


Das haben afrikanische Frauen mich gelehrt.



Ich bin der Herr, euer Gott. Ich habe euch aufrecht gehen lassen. 3.Mose 26:13

2011/11/25

Adventskalender 1

In meiner Kindheit waren die Advents- und Weihnachtswochen die Zeit der Apfelsinen, die es sonst eher selten gab. Anfang, spätestens Mitte November beginnt in Cambine die Mangozeit. Sie dauert bis Mitte, Ende Januar. Nur dass die Mangos hier nicht mit dem Westpäckchen kommen müssen, sondern einfach so vom Baum fallen und zwar reichlich. So reichlich, dass man für den Preis, den man in einem deutschen Supermarkt zu bezahlen hat, hier eine ganze Waschschüssel voll Mangos bekommt. Und natürlich: Sie schmecken auch noch besser!

Bloß, wie isst man eigentlich eine Mango richtig? Wir wussten es auch nicht und haben es erst hier in Mosambik gelernt.

1. Man stellt die Mango aufrecht und schneidet mit einem scharfen Messer eine der flachen Wangen ab. Danach sieht die Mango dann so aus.


2. Man tut dasselbe auf der anderen Seite nochmal.


3. Die restliche Scheibe mit dem Stein wird dann so geschält.


4. Hmmm, guten Appetit!


5, Beim Abnagen des Steins bleiben oft Fruchtfasern zwischen den Zähnen hängen, darum empfehlen wir, Zahnstocher bereit zu stellen. Am besten "Winterzahnstocher" aus dem Karl-Valentin-Musäum.


Es ist schließlich November!

2011/11/21

Der Papa wird's schon richten?

Neuerdings werden nebenan, gleich gegenüber vom Gästehaus wieder Brötchen gebacken. Jahrelang war die Bäckerei außer Betrieb. In Backstube und Laden wohnten Schülerinnen der Sekundarschule. Auch der LKW der Mission parkt jetzt nachts immer vor der Bäckerei. Ich hatte mich schon gefragt, warum das so ist. Jetzt erfuhr ich es. Da hat einer die Initiative ergriffen. Der Fahrer, der mit dem Auto für die Mission Geld verdient, ist zugleich der Mann, der die Bäckerei wiederbelebt. Da findet sich einer nicht mehr damit ab, dass die Dinge nun mal sind, wie sie sind und bringt was in Bewegung.

Neulich kamen wir miteinander ins Gespräch. Er war gerade dabei, den Lastwagen zu reparieren. Baujahr 1992, für afrikanische Verhältnisse geradezu ein Jungwagen. Er klagte über den Zustand des Autos. Über die Jahre sei er zwar oft überladen, dafür aber selten gepflegt worden. Auf meine Frage, warum das so gewesen sei, antwortet er mit einer unerwarteten Einsicht.

„Wenn man daran gewöhnt ist,“ sagt er und hält inne. Dann schaut er ehrfürchtig zum Himmel auf und fährt bedächtig fort, „dass Gott schon immer wieder Geld schickt, fällt es schwer zu lernen, mit den Dingen verantwortlich umzugehen.“

Ein Satz, der in Deutschland nicht weniger richtig ist als in Afrika. Ein Satz, der darauf hinweist, dass auch Geber Verantwortung tragen für das, was sie mit ihren Gaben bewirken. Die Ambivalenz des Geldes: Es kann Felder zum Blühen bringen und Brunnen zum Fließen. Und es kann zugleich Menschen korrumpieren und zu verantwortungslosem Handeln verführen. Dessen sollten wir uns immer bewusst sein, als große Banken genau so wie als kleine Leute.

Sparsame Afrikaner

Die Grafik mit den Brotstapeln fand ich neulich in der ZEIT. Sie soll zeigen, wie unterschiedlich in verschiedenen Gegenden dieser Welt mit Lebensmitteln umgegangen wird. Und es stimmt mit unseren Erfahrungen überein: hier im südlichen Afrika werden tatsächlich weniger Lebensmittel weggeworfen als z.B. in Deutschland.

Doch ist das nicht nur Ausdruck der Verschwendung durch die Reichen. Wer arm ist, kann und will es sich nicht leisten, Brot oder Fleisch oder andere Speisen wegzuwerfen, auch wenn diese schon schimmlig sind oder auf andere Weise verdorben. Und wenn, wie neulich, mal längere Zeit der Strom ausfällt, darf man mit gutem Grund bezweifeln, dass alle an- oder aufgetaute Ware aus den Regalen der Geschäfte verschwindet.

Und wenn wir schon von Lebensmitteln in Afrika reden, dann muss man auch fragen: Wieso kommen die in Mosambik meistverkauften tiefgefrorenen Brathähnchen aus Brasilien? Und wieso wird der meiste Reis, den wir in Mosambik zu kaufen kriegen, in Pakistan und Thailand angebaut, wo es doch auch hier möglich wäre? - Ist das nicht auch Verschwendung?

Über Antworten kann man streiten. Einige findet man wohl in den Regeln des Weltmarktes. Denn es kann ja nicht mit rechten Dingen zugehen, wenn Hühner, die in Brasilien gemästet, geschlachtet und eingefroren und auf die andere Seite des Ozeans transportiert werden, dort dann billiger sind als einheimisches Geflügel.

Doch dazu kommen auch hausgemachte Fehler: Fachleute werfen der mosambikanischen Regierung lange schon vor, dass sie den landwirtschaften Sektor im Land zu wenig fördert. Stattdessen verpachtet sie in großem Stil Ländereien an ausländische Investoren, die darauf dann Jatropha anbauen, die Pflanze, aus deren Öl man Biosprit gewinnt. Man darf vermuten, dass diese Politik eher den kurzfristigen Gewinninteressen dient, als einer nachhaltigen Versorgung der Bevölkerung mit preiswerten einheimischen Lebensmitteln.

Ja, im Süden Afrikas gehen viele Menschen sparsamer mit Lebensmitteln um als in Europa oder Amerika. Aber der eigentliche Grund dafür ist die Armut. Und die hat viele - fragwürdige - Ursachen.

Letzten Sonntag im Gottesdienst...

Es war nicht in Cambine, sondern in Barrane, eine anderthalbe Autostunde von Cambine entfernt im Hinterland. Dort wurde eine neu gebaute Kirche eingeweiht. So was ist allemal ein Höhepunkt. Und die werden hier ausgiebig gefeiert. Letzten Sonntag dauerte es fünf Stunden, von 9 Uhr morgens bis 14 Uhr am Nachmittag. Für mich ist das ein neuer Rekord. Aber nicht dass ich besonders froh darüber wäre, im Gegenteil. Solche Veranstaltungen gleichen mehr einer Geiselnahme als einem Gottesdienst. Interessant war allerdings, mit welchen Instrumenten der Gemeindegesang begleitet wurde. Vielleicht eine Anregung für Posaunenchöre in Deutschland... Doch sehen Sie selbst: