Heute hat uns A. besucht. Seit einigen
Monaten lebt und arbeitet er als Pastor in einer kleinen Gemeinde im
hohen Norden Mosambiks. Doch eigentlich ist „Gemeinde“ gar nicht
das richtige Wort. Wie er erzählt, handelt es sich lediglich um eine
kleine Gruppe armer Leute, die in einem kleinen Ort leben irgendwo im
Hinterland zwischen Nampula und Capo Delgado. „Dort oben“, sagt er, „ist alles anders
als hier im Süden.“
Zum Beispiel die Entfernungen. Auf den
fünfhundert Kilometern von Cambine nach Maputo kommt man durch drei
Provinzen. Im Norden gibt es Distrikte (Landkreise), die sind genau so
groß. Auch die Kultur ist anders. Das Volk der Makonde, das im Süden
Tansanias und im Norden Mosambiks zu Hause ist, hat eine sogenannte
matrilineare Kultur. Das heißt zum Beispiel, dass bei einer Heirat
nicht die Frau in die Familie des Mannes wechselt, sondern umgekehrt:
Der Mann geht als Fremder in die Familie der Brautmutter über. Zudem
ist die muslimische Bevölkerung im Norden wesentlich zahlreicher als
hier in Inhambane.
Das heißt auch, dass die kulturellen
Unterschiede im Norden insgesamt größer sind als im Süden. A.
sagt, das zeige sich auch in deutlichen Formen des Tribalismus.
Makonde z.B. kaufen vor allem bei anderen Makonde ein. Und auch die
Muslime leben eher unter sich. So kommt es, dass zu A.s
Gemeindegruppe kaum Einheimische gehören.
Methodisten im Norden, das sind vor allem aus dem
Süden Zugezogene. Und weil sie überwiegend mit dem
Wenigen auskommen müssen, was sie auf ihren kleinen Feldern ernten, ist auch
ihre Kirchgemeinde ziemlich arm. „Eigentlich“, sagt A., „sollte ich
laut Dienstvertrag monatlich 5500 Meticais verdienen.“ (Das sind
umgerechnet etwa 170 Euro.) „Soviel Geld bekomme ich aber
allenfalls in einem halben Jahr in die Hände“, berichtet er. „Und
wenn Gemeindeglieder krank sind, kommen sie gewöhnlich zu mir und
bitten um Geld für die Fahrt zum Doktor und für Medikamente. Was
soll ich tun? Ich habe ja selber nicht genug.“
Und was sollen wir tun? Was können
wir tun? - Ja, wir können helfen, mit Geld vor allem. Allerdings nur
punktuell. Wir können dazu beitragen, dass A. nicht hungern muss.
Doch weder können wir ihm das Gehalt zahlen, für das eigentlich
seine Kirche verantwortlich ist. Noch können wir die Armut seiner
Gemeindeglieder beseitigen. Da müsste der Staat aktiv werden, indem
er endlich bessere Rahmenbedingungen für die kleinbäuerliche
Landwirtschaft schafft. Doch die Regierung in Maputo ist weit
entfernt, die Kirchenleitung übrigens auch. A. sprach ziemlich offen
davon, dass auch in der Kirche Geld versickert. Ich frage ihn, ob das
denn von seinen Kolleginnen und Kollegen niemand anspräche. Da
lächelt er nur ein wenig. Und schweigt.
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