Mosambik, so heißt es, könnte in ein paar Jahren seine Armut überwunden haben. Der Grund dieser Hoffnung liegt im Boden des Landes. Große Mengen an Gold, Kohle und vor allem Erdgas sind entdeckt worden. Nun wird die Infrastruktur geschaffen, die Schätze zu heben. Internationale Konzerne drängen ins Land. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob die Zivilgesellschaft, einschließlich der Parteien und der Regierung, stark genug sein, um den zu erwartetenden Reichtum gerecht zu verteilen. Wird es zu verhindern sein, dass sich nur Wenige ihre Taschen füllen, während das Land insgesamt und die Bevölkerung wieder einmal nichts davon abbekommen? Wer von denen, die Macht und Einfluss haben, sollte daran interessiert sein?
Zweifel sind erlaubt. "Jetzt ist die Zeit, um reich zu werden". Laut Oscar Monteiro, einem ehemaligen Minister der mosambikanischen Regierung, scheinen manche so zu denken, die jetzt an der Macht sind. Nicht alle sind so skeptisch. Kristian Lempa z.B., Rohstoffexperte der deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit, meint: "Mosambik könnte eine positive Überraschung werden. Das Land hat aus den Fehler anderer rohstoffreicher Länder in Afrika gelernt."
Hoffen wir, dass Lempa recht behält. Zu fragen bleibt trotzdem, woher er seinen Optimismus nimmt. Ich teile ihn nicht.
In der ZEIT, 2013/06 vom 31. Januar findet sich der gesamte Artikel von Philipp Hedemann. Hier klicken.
2013/03/14
2013/03/09
3 - 2 = 11
Ich lese in der Zeitung: In Deutschland
wird über das „Sitzenbleiben“ diskutiert. Es soll generell
abgeschafft werden. Kinder, die den Lernstoff eines Schuljahres nicht
verinnerlicht haben, sollen das Jahr trotzdem nicht wiederholen
müssen. In Deutschland, so lese ich, will man von Ländern wie
Großbritannien oder Finnland lernen. Dort wird schwächeren Schülern
nicht mit Sitzenbleiben gedroht, sondern Nachhilfeunterricht
angeboten. Keine schlechte Idee, finde ich.
In Mosambik bleiben Kinder auch nur
sehr selten sitzen. Von der 1. bis zur 5. Klasse gilt das System der
automatischen Versetzung unabhängig vom Leistungsstand. Allerdings
ohne das Angebot von Nachhilfeunterricht. Das ist verhängnisvoll. So
kommt es, dass Kinder in der 2. Klasse oft noch nicht bis 10 rechnen
können und dass selbst in höheren Klassen viele Schüler nur
ansatzweise lesen können.
Um das auszugleichen bieten wir im
Waisenhaus seit einigen Jahren außerschulischen Nachhilfeunterricht
an, täglich vier Gruppen. Dazu gibt es seit einiger Zeit
Einzelnachhilfe. Claudia z.B. arbeitet mit António. Sie sagt: Er hat
die Grundlagen nicht verstanden. Er hat keine Vorstellung vom Wert
einer Zahl oder von der Bedeutung und dem Klang eines Buchstabens.
Wie soll er da den Stoff bewältigen können, der in der 2. und den
folgenden Klassen auf ihn zu kommt?
in einer Grundschulklasse in Cambine |
Die Direktorin des Waisenhauses hatte
vor Beginn des Schuljahres Antónios Lehrer gebeten, ihn die 1.
Klasse wiederholen zu lassen. In diesem Fall sei das besser für das
Kind. Der Lehrer hat das strikt abgelehnt. Ich frage einen
Pastorenkollegen, der als Lehrer an einer Sekundarschule arbeitet, warum das so ist..
Ja, sagt der, das Bildungssystem in
Mosambik ist ein großes Problem. Jedes Jahr gibt es neue Gesetze. Je
nachdem, woher das meiste Geld kommt, ändern sich die Regeln. Im
Moment hat Frankreich das Sagen, also muss ein Schwerpunkt auf den
Französischunterricht gelegt werden. Es gibt aber gar nicht genug
Französischlehrer. Eigentlich, sagt er, wäre es auch wichtiger, den
Unterricht der portugiesischen Sprache zu verbessern.
Außerdem fließt viel Geld aus Fonds
zur Bekämpfung des Analphabetismus ins Bildungssystem. Die
Geberländer setzen für diese Unterstützung zeitliche
Rahmenbedingungen: Innerhalb einer Frist von, sagen wir, fünf
Jahren, soll die Analphabetenrate um soundsoviel Prozent sinken.
Ich kann diese Logik verstehen. Sie
soll ein Ziel formulieren. Doch ist sie wirklich hilfreich? Führt
sie wirklich dazu, dass am Ende mehr Menschen lesen können? Ich
denke, hier liegt der Grund, weshalb Antónios Lehrer seinen Schüler
unbedingt versetzen will, auch wenn er weder rechnen noch lesen oder
schreiben kann. Wichtiger als die Kenntnisse seines Schülers scheint
ihm die Planerfüllung zu sein. Davon hängt schließlich die
Finanzierung der Schule ab.
Hinzu kommt eine weitere Schwierigkeit.
Mehr als die Hälfte der Bevölkerung Mosambiks sind junge Menschen.
Die Schulen müssen zweischichtig genutzt werden. Die eine Hälfte
der Schuljugend geht morgens, die andere Hälfte nachmittags in die
Schule. Trotzdem sind die Klassen sehr groß. Es fehlt an Lehrmitteln
und Ausstattung. So bleibt oft nur Frontalunterricht. Wer begabt ist,
kann auch da was lernen. Wer aber schwach ist, oder die
portugiesische Sprache nicht gut beherrscht, hat kaum eine Chance.
Claudia und viele andere
Nachhilfelehrerinnen und -lehrer werden sich also auch künftig mühen
müssen, damit schwächere Schüler ihre Chance bekommen. Dass das
weder den Schülern leichtfällt, noch den meist unausgebildeten
Nachhilfelehrern, ist klar.
Wieviel ist 3-2? fragt Claudia. António
überlegt kurz. Dann antwortet er fragend: 11? Fast richtig, möchte
ich antworten, um ihn zu ermutigen. Es ist halt nur eine 1 zu viel.
Wieder mal da
Eigentlich ist Reginaldo ein Guter. Und
Almerinho auch. Obwohl die beiden sehr unterschiedlich sind.
Almerinho fällt allenfalls durch seine helle Haut auf. Anders als
seine beiden Schwestern, die auch im Waisenhaus leben, wirkt er recht
angepasst und still. Reginaldo ist auch kein lautes aufsässiges
Kind. Er hat nur ein Problem: Er hält es nicht aus, lange am selben
Ort zu bleiben. Deshalb hat er sich schon öfters aus dem Waisenhaus
verdrückt. Mal bleibt er für einige Tage bei Verwandten. Mal
schläft er irgendwo im Busch.
Nun ist Reginaldo wieder einmal
verschwunden. Und mit ihm Almerinho. Beide sind grade mal 14. Kinder
sagen, sie hätten die beiden mit Orlando gesehen, einem älteren
Jungen, der schon vor Monaten das Waisenhaus verlassen hat. Wir
suchen nach den drei Jungs. Wir informieren das Jugendamt. Die lassen
im Radio eine Suchmeldung verbreiten. Nichts. Keine Reaktion.
Zwei Wochen später. Veronica, eine der
Waisenhaus-Mütter, fährt mit dem Chapa zu ihrer Familie. Aus dem
fahrenden Auto sieht sie Reginaldo. Sie ruft die Direktorin an. Wir
sind gerade gemeinsam auf derselben Straße unterwegs. Als wir wenig
später am beschriebenen Ort ankommen, ist niemand mehr zu sehen. Und
dann ist Reginaldo plötzlich wieder da. Jemand hat ihn aufgelesen
und zurück ins Waisenhaus gebracht.
Wir stellen ihn zur Rede. Er erzählt,
leise, ängstlich, sicher befürchtet er, bestraft zu werden. Orlando
sei gekommen und habe sie gelockt, mit ihm zu kommen. Er habe ein
Mobiltelefon verkauft, um an Geld zu kommen. Mit diesem Geld seien
sie erst mal zum Baden an den Strand gefahren. Dann hätten sie sich
auf den Weg nach Maputo gemacht. Hätten mal hier, mal dort
übernachtet. Ihr eigentliches Ziel sei Südafrika gewesen.
Als sie am Rand der Hauptstraße in
einem Verkaufsstand übernachten wollten, hätte sie die Polizei
aufgegriffen. So seien sie für einige Tage in einer Familie
untergebracht worden. Ihm, Reginaldo, habe es dort aber nicht
gefallen. Drum sei er abgehauen. Wieder mal. Nur weil er sich nicht
getraut hätte, sei er nicht von sich aus ins Waisenhaus zurückgekommen.
Ob er den Weg zu jenem Haus
wiederfinden würde? Ja, sagt er, ganz sicher. Am nächsten Tag
machen sich drei Erwachsene mit ihm auf den Weg. Sie fahren auf der
Hauptstraße eine ganze Strecke nach Süden. 50-60 Kilometer sind es
bestimmt. Das waren die Jungs zu Fuß gegangen. Sie kommen im Haus
jener Familie an. Da sind die beiden anderen bereits weiter gezogen.
Reginaldo ist wieder im Waisenhaus.
Wohin die beiden anderen unterwegs sind, können wir nur vermuten. In
einer ruhigen Minute nehme ich Reginaldo in den Arm. Ich frage ihn,
ob er denn nicht auch Angst hätte, so ganz allein im Busch in der
Nacht: Skorpione, Schlangen, böse Menschen? Doch, sagt er, er hätte
schon Angst...
Bisher allerdings hat es ihn noch nie
davon abgehalten, nach Kurzem immer wieder das Weite zu suchen. Im
Waisenhaus hat er ein Bett, drei regelmäßige Mahlzeiten am Tag, dazu Menschen,
die sich um ihn sorgen und jeden früh muss er zur Schule. Wie lange
wird er das diesmal aushalten?
2013/03/02
Warum der Papst wirklich zurückgetreten ist
Hier in Mosambik macht folgende Geschichte die Runde:
Der
Fahrer des Papamobils erwartet Papst Benedikt XVI in Rom auf dem
Flughafen. Als er ankommt, legt er die Taschen in den Kofferraum. Es waren nicht
wenige. Als er wieder eingestiegen ist, bemerkt
er, dass der Heilige Vater noch immer vor dem Papamobil steht und
sich nicht auf seinen Platz setzen will.
“Seine
Heiligkeit sollten einsteigen, dass wir abfahren können.”
“Mein
Sohn, ich hatte immer einen Fahrer. Nie hatte ich selber Gelegenheit, die
Freude des Fahrens zu spüren. Bitte, lass mich das
Papamobil selber in den Vatikan fahren.”
“Aber, Eure Heiligkeit, das könnte mich meinen Arbeitsplatz kosten”, sagt der Fahrer und wünscht sich, an diesem Tag nie aufgestanden zu sein.
“Mein Sohn, ich bin der Papst und ich bitte dich, lass mich ans Steuer. Du kannst auch mit einer göttlichen Belohnung rechnen.” Ein wenig ärgerlich lässt er den Papst hinter dem Steuer Platz nehmen, während er selbst sich nach hinten setzt, auf den Platz des Papstes.
Der Papst lässt den Motor an und gibt Gas. Schon nach Kurzem zeigt die Tachonadel 240 km/h. Da hören die beiden Polizeisirenen. Sie werden gestoppt. Ein Polizist nähert sich dem Papamobil. Als er sieht, wer am Steuer sitzt, tritt er zwei Schritte zurück und ruft über Funk seinen Chef.
“Wachtmeister Silva hier. Ich habe hier jemand sehr Wichtigen mit 240 Sachen gestoppt. Was soll ich tun?”
“Wer ist es denn? Ein Minister?”
“Wichtiger, Chef.”
“Aber, Eure Heiligkeit, das könnte mich meinen Arbeitsplatz kosten”, sagt der Fahrer und wünscht sich, an diesem Tag nie aufgestanden zu sein.
“Mein Sohn, ich bin der Papst und ich bitte dich, lass mich ans Steuer. Du kannst auch mit einer göttlichen Belohnung rechnen.” Ein wenig ärgerlich lässt er den Papst hinter dem Steuer Platz nehmen, während er selbst sich nach hinten setzt, auf den Platz des Papstes.
Der Papst lässt den Motor an und gibt Gas. Schon nach Kurzem zeigt die Tachonadel 240 km/h. Da hören die beiden Polizeisirenen. Sie werden gestoppt. Ein Polizist nähert sich dem Papamobil. Als er sieht, wer am Steuer sitzt, tritt er zwei Schritte zurück und ruft über Funk seinen Chef.
“Wachtmeister Silva hier. Ich habe hier jemand sehr Wichtigen mit 240 Sachen gestoppt. Was soll ich tun?”
“Wer ist es denn? Ein Minister?”
“Wichtiger, Chef.”
“Der
Premierminister?”
“Wichtiger, Chef:” ...
“Noch wichtiger? Sag mir nicht, dass es der Ministerpräsident ist!”
“Wichtiger, Chef:” ...
“Noch wichtiger? Sag mir nicht, dass es der Ministerpräsident ist!”
“Nein,
Chef, ich glaube, es ist - Gott!”
“Gott? Das kann doch nicht sein! Wie kommst du denn darauf?”
“Chef, der Papst ist sein Fahrer!
“Gott? Das kann doch nicht sein! Wie kommst du denn darauf?”
“Chef, der Papst ist sein Fahrer!
Abonnieren
Posts (Atom)