2014/02/01

Was ist los in Mosambik?

Vielleicht habt ihr euch schon gefragt, weshalb ich in den vergangenen Wochen so wenig geschrieben habe im Blog. Die Antwort lautet: Die allgemeine Lage war ziemlich unklar. Und im Blog wollte ich sie weder verharmlosen, noch dramatisieren. Drum zog ich es vor, zu schweigen.

Es ist schon ein eigenartiges Gefühl, wenn um einen herum alles ganz normal zu sein scheint. Und doch weiß man, dass es das nicht ist. Die Läden sind gefüllt wie immer - mit Waren und mit Menschen. Die Preise sind nicht gestiegen. An den Tankstellen gab und gibt es keine Engpässe. Doch sobald man mit Menschen ins Gespräch kam, spürte man deutlich die Angst vor einem neuen Krieg. "Genau so fing das damals auch an", sagten viele und meinten den Beginn des 16-jährigen blutigen Bürgerkriegs, der erst 1992 endete.

"Was ist los in Mosambik?", fragte ich wiederholt Menschen, mit denen ich ins Gespräch kam. "Ist das jetzt noch Frieden oder schon Krieg?" Die Antworten fielen verschieden aus. Frieden konnte man es jedenfalls nicht nennen, wenn es immer wieder zu Kampfhandlungen zwischen Regierungssoldaten und RENAMO-Kämpfern kam. Und wenn immer wieder auch die Zivilbevölkerung angegriffen wurde. Die offizielle Sprachregelung lautete "politisch-militärische Spannungen". Viele der Menschen, mit denen ich sprach, drückten sich weniger diplomatisch aus und nannten die Situation schlicht Krieg.

Dabei wurde deutlich, wie stark die Wunden des letzten Krieges noch schmerzen. Die scheinbare Normalität des alltäglichen Lebens ist nur eine dünne Decke darüber. Homoine, eine Kleinstadt, vielleicht 30 km Luftlinie von Cambine entfernt, war der Ort, in dem es das wohl schlimmste Massaker jenes Krieges gab: über 400 Tote, umgebracht von den Rebellen der RENAMO. Dass vor Weihnachten ausgerechnet in Homoine wieder RENAMO-Kämpfer auftauchten, war ganz offensichtlich kein Zufall. Allein ihre Präsenz reichte aus, die Bevölkerung in Angst und Schrecken zu versetzen. Und genau das scheint die Absicht gewesen zu sein.

Das war die Situation, in der auch wir überlegten, ob es nicht besser wäre, eine gepackte Tasche bereitstehen zu haben, um wenn nötig schnell nach Südafrika ausreisen zu können. Dazu ist es, Gott sei Dank!, nicht gekommen.

Und wie es jetzt aussieht, könnte es doch zu einer politischen Lösung des Konfliktes kommen. Die Kontrahenten haben sich auf einen Gesprächsprozess geeinigt. Die RENAMO will nicht länger die für den Herbst 2014 geplanten Wahlen boykottieren. Vorsichtige Zeichen einer Annäherung. Vielleicht hat sich doch die Einsicht durchgesetzt, dass mit einem erneuten Krieg alles bisher Erreichte auf dem Spiel steht. Und dass am Ende auch die ganz persönlichen Interessen der beiden Kontrahenten Staatspräsident Guebuza und RENAMO-Führer Dhlakama durch einen Krieg Schaden nehmen würden. Hoffen wir also, dass Einsicht und Verantwortung sich als stärker erweisen werden als ideologische Verhärtungen des Denkens, die beiden nicht fremd ist. 

Die Poltikwissenschaftlerin Katarina Hoffmann ist Leiterin des Büros der Friedrich-Ebert-Stiftung in Maputo. Auf der Webseite "Internationale Politik und Gesellschaft" hat sie eine Analyse veröffentlicht, die aus meiner Sicht die Situation sehr zutreffend beschreibt, auch wenn sie darin auf die sich andeutende vorsichtige Entspannung noch nicht eingegangen ist. Hier geht es zu diesem Artikel.

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