With a little help of my friends
Wenn wir in Maxixe durch die Straßen
fahren, sehen wir fast immer Autos mit Logos von Hilfsorganisationen:
UNICEF, Ärzte ohne Grenzen, Samaritan's Purse, USAid, HANDICAP, SOS
Kinderdörfer, GIZ und andere mehr. Dazu kommen die kirchlichen
Hilfswerke und Missionen. So viele Helfer. So viele Projekte.
Wahrscheinlich sind die meisten davon sinnvoll und erfüllen einen
guten Zweck. HANDICAP zum Beispiel ist eigentlich eine internationale
Hilfsorganisation für Körperbehinderte. In Mosambik beteiligen sie
sich intensiv an der Räumung der gefährlichen Landminen. Wer wollte
da etwas Kritisches dagegen einwenden?
Trotzdem, ich will ehrlich sein: die
Vielzahl der Helfer ist mir nicht geheuer. Und ich sage das, obwohl
ich selber einer von ihnen bin. Sind die Mosambikaner wirklich so
hilfsbedürftig? Können sie die Dinge nicht selber in die Hand
nehmen? Und wenn nicht, warum nicht?
Viel ist über das Thema
Entwicklungshilfe in den letzten Jahren geschrieben und gestritten
worden. Den einen ist es viel zu wenig, was da getan wird, den
anderen viel zu viel. Das geht bis dahin, dass manche –
afrikanische! - Kritiker der Entwicklungshilfe vorschlagen, die
Hilfsorganisationen sollten sich komplett zurück ziehen. Nur so,
sagen sie, könne man den Regierungen begreifbar machen, dass das,
was die Hilfsorganisationen leisten, eigentlich zu deren ureigener
Verantwortung gehört.
Ich glaube, dieses Argument ist
richtig. Nur die Schlussfolgerung kann ich nicht teilen. Natürlich
erleichtert der Zufluss von Hilfsgeldern und -gütern es den
einheimischen Eliten oft genug, sich schamlos schadlos zu halten. Oft
an den durchaus vorhandenen Einkünften aus der Förderung von
Bodenschätzen und manchmal auch an den Hilfsgeldern selber. Ich
meine aber, dass sich die entwickelten Länder im Norden trotzdem
nicht aus der Verantwortung stehlen dürfen. Wir sind verpflichtet,
mit den unterentwickelten Ländern im Süden zu kooperieren. Wir
dürfen nicht so tun, als habe es den Kolonialismus nie gegeben. Oder
als sei er nur eine Art Vorform von Entwicklungshilfe gewesen, die
den Armen Schulen und Krankenhäuser gebracht hätte. Als wäre es im
Kolonialismus nicht auch und vor allem um Ausbeutung gegangen!
Nicht zu vergessen die politische
Bevormundung. Eine Ursache vieler aktueller Konflikte in Afrika liegt
in der sogenannten „Berliner Konferenz“ von 1884/85. Damals zogen
die Kolonialmächte die Grenzen ihrer Einflussgebiete ohne Rücksicht
auf Siedlungsgebiete einheimischer Völker. Keiner fragte, in welchem
Verhältnis sie zueinander standen. So wurden oft genug
rivalisierende Völkergruppen in gemeinsame Staatsgebilde gepresst
und zusammengehörige Siedlungsgebiete getrennt. Die dramatischen
Folgen sind bis heute zu spüren.
Es geht nur miteinander! Die
Schwierigkeit besteht darin, angemessene Formen von Zusammenarbeit zu
finden. Das fällt um so schwerer, je größer und je offizieller der
Rahmen ist. Hier sind vor allem Politik und Wirtschaft in der
Pflicht, gerechte Strukturen zu schaffen, die für beide Seiten von
Nutzen sind. Bleibt der Rahmen aber persönlich und überschaubar,
finden sich fast immer gute Möglichkeiten zu kooperieren. Zum
Beispiel in Cambine: vor Jahren wurde das Gästehaus renoviert. Geld
kam aus Deutschland und den USA. Getan wurde die Arbeit von
freiwilligen Helfern aus den USA und Mosambik. Das hilft den
mosambikanischen Eigentümern und zugleich denen, die Mosambik
besuchen. Genau so läuft es beim Bau des neuen
Studentenwohnheims. Studenten des Theologischen Seminars arbeiten
zusammen mit freiwillen Helfern aus Virginia, USA.
Miteinander arbeiten und feiern, das
stiftet Gemeinsamkeit. Das hilft, einander über kulturelle,
historische und geographische Grenzen hinweg verstehen zu lernen.
Natürlich, auch diese Form der Begegnung ist nicht frei von
Problemen. Und sie löst auch nicht die großen Fragen der
wirtschaftlichen und politischen Beziehungen. Dennoch halte ich diese
Form der Zusammenarbeit für sinnvoll. Sie kann den persönlichen
Horizont erheblich weiten. Menschen überschreiten die Grenzen ihrer
Kultur, und sie tun es nicht als Touristen. Sie begeben sich an Orte
und in Lebensbedingungen, die sie in keinem der üblichen
Reisekataloge finden. Wer schon einmal an so einer Begegnung
teilgenommen hat, weiß es aus eigener Erfahrung: Das Fremde bleibt
nicht fremd. Es gewinnt Gestalt. Es verbindet sich mit Gesichtern,
Namen, Menschen. Das passiert nicht vor dem Fernsehschirm. Das
gelingt nur mit Hilfe der Freunde, die wir gewinnen, indem wir
aufbrechen, ihnen zu begegnen.
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typisches Motto amerikanischer Freiwilliger
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