2014/07/02

Cambine Kalender - Juli 2014



With a little help of my friends

Wenn wir in Maxixe durch die Straßen fahren, sehen wir fast immer Autos mit Logos von Hilfsorganisationen: UNICEF, Ärzte ohne Grenzen, Samaritan's Purse, USAid, HANDICAP, SOS Kinderdörfer, GIZ und andere mehr. Dazu kommen die kirchlichen Hilfswerke und Missionen. So viele Helfer. So viele Projekte. Wahrscheinlich sind die meisten davon sinnvoll und erfüllen einen guten Zweck. HANDICAP zum Beispiel ist eigentlich eine internationale Hilfsorganisation für Körperbehinderte. In Mosambik beteiligen sie sich intensiv an der Räumung der gefährlichen Landminen. Wer wollte da etwas Kritisches dagegen einwenden?

Trotzdem, ich will ehrlich sein: die Vielzahl der Helfer ist mir nicht geheuer. Und ich sage das, obwohl ich selber einer von ihnen bin. Sind die Mosambikaner wirklich so hilfsbedürftig? Können sie die Dinge nicht selber in die Hand nehmen? Und wenn nicht, warum nicht?

Viel ist über das Thema Entwicklungshilfe in den letzten Jahren geschrieben und gestritten worden. Den einen ist es viel zu wenig, was da getan wird, den anderen viel zu viel. Das geht bis dahin, dass manche – afrikanische! - Kritiker der Entwicklungshilfe vorschlagen, die Hilfsorganisationen sollten sich komplett zurück ziehen. Nur so, sagen sie, könne man den Regierungen begreifbar machen, dass das, was die Hilfsorganisationen leisten, eigentlich zu deren ureigener Verantwortung gehört.

Ich glaube, dieses Argument ist richtig. Nur die Schlussfolgerung kann ich nicht teilen. Natürlich erleichtert der Zufluss von Hilfsgeldern und -gütern es den einheimischen Eliten oft genug, sich schamlos schadlos zu halten. Oft an den durchaus vorhandenen Einkünften aus der Förderung von Bodenschätzen und manchmal auch an den Hilfsgeldern selber. Ich meine aber, dass sich die entwickelten Länder im Norden trotzdem nicht aus der Verantwortung stehlen dürfen. Wir sind verpflichtet, mit den unterentwickelten Ländern im Süden zu kooperieren. Wir dürfen nicht so tun, als habe es den Kolonialismus nie gegeben. Oder als sei er nur eine Art Vorform von Entwicklungshilfe gewesen, die den Armen Schulen und Krankenhäuser gebracht hätte. Als wäre es im Kolonialismus nicht auch und vor allem um Ausbeutung gegangen!

Nicht zu vergessen die politische Bevormundung. Eine Ursache vieler aktueller Konflikte in Afrika liegt in der sogenannten „Berliner Konferenz“ von 1884/85. Damals zogen die Kolonialmächte die Grenzen ihrer Einflussgebiete ohne Rücksicht auf Siedlungsgebiete einheimischer Völker. Keiner fragte, in welchem Verhältnis sie zueinander standen. So wurden oft genug rivalisierende Völkergruppen in gemeinsame Staatsgebilde gepresst und zusammengehörige Siedlungsgebiete getrennt. Die dramatischen Folgen sind bis heute zu spüren.

Es geht nur miteinander! Die Schwierigkeit besteht darin, angemessene Formen von Zusammenarbeit zu finden. Das fällt um so schwerer, je größer und je offizieller der Rahmen ist. Hier sind vor allem Politik und Wirtschaft in der Pflicht, gerechte Strukturen zu schaffen, die für beide Seiten von Nutzen sind. Bleibt der Rahmen aber persönlich und überschaubar, finden sich fast immer gute Möglichkeiten zu kooperieren. Zum Beispiel in Cambine: vor Jahren wurde das Gästehaus renoviert. Geld kam aus Deutschland und den USA. Getan wurde die Arbeit von freiwilligen Helfern aus den USA und Mosambik. Das hilft den mosambikanischen Eigentümern und zugleich denen, die Mosambik besuchen. Genau so läuft es beim Bau des neuen Studentenwohnheims. Studenten des Theologischen Seminars arbeiten zusammen mit freiwillen Helfern aus Virginia, USA.

Miteinander arbeiten und feiern, das stiftet Gemeinsamkeit. Das hilft, einander über kulturelle, historische und geographische Grenzen hinweg verstehen zu lernen. Natürlich, auch diese Form der Begegnung ist nicht frei von Problemen. Und sie löst auch nicht die großen Fragen der wirtschaftlichen und politischen Beziehungen. Dennoch halte ich diese Form der Zusammenarbeit für sinnvoll. Sie kann den persönlichen Horizont erheblich weiten. Menschen überschreiten die Grenzen ihrer Kultur, und sie tun es nicht als Touristen. Sie begeben sich an Orte und in Lebensbedingungen, die sie in keinem der üblichen Reisekataloge finden. Wer schon einmal an so einer Begegnung teilgenommen hat, weiß es aus eigener Erfahrung: Das Fremde bleibt nicht fremd. Es gewinnt Gestalt. Es verbindet sich mit Gesichtern, Namen, Menschen. Das passiert nicht vor dem Fernsehschirm. Das gelingt nur mit Hilfe der Freunde, die wir gewinnen, indem wir aufbrechen, ihnen zu begegnen.

typisches Motto amerikanischer Freiwilliger

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