2010/11/14

Löt-Kolben

Wer nach Cambine kommt, wird unser Dorf ganz sicher für eine Siedlung im Busch halten. Das stimmt und stimmt nicht. Das stimmt z.B. nicht, weil es in Cambine meistens elektrischen Strom und fließendes Wasser gibt. Und auch wenn unsere Kreuzung ganz und gar ohne Ampel auskommt, so ist es doch eine Kreuzung.

Zugleich ist Cambine aber auch eine Siedlung im Busch, denn dort, wo rings ums Dorf die Felder aufhören, fängt der Busch an. Auch dort leben Menschen. Die haben es weit zum Wasser und zur Haltestelle. Elektrischen Strom beziehen sie, wenn überhaupt, von der Sonne. Meistens leben sie von dem, was sie auf ihren Feldern anbauen und von Brennholz, das sie schlagen und ins Dorf verkaufen.

Wir waren auf dem Weg zu einem dieser Brennholzverkäufer. Wir kannten den Weg. Doch wo mussten wir vom Weg abbiegen, um zu seiner Hütte zu gelangen? Bei einigen Männern, die am Wegrand unter einem Baum saßen, fragte ich nach. Sie konnten mir zwar nicht weiterhelfen, doch ich sah, womit einer von ihnen beschäftigt war.

Auf einer Matte saß er im Sand, vor sich ausgebreitet ein zerlegtes Transistorradio. Neben der Matte brannte ein Holzfeuerchen. Zwei abgenagte Maiskolben lagen daneben. In den Maiskolben staken Stahlstifte, die er im Feuer aufheizte. Einen hatte er in der Hand, um damit zu löten. Ich staunte nicht schlecht. Ich weiß nicht, ob er sein Radio wieder zum Spielen brachte. Es würde mich allerdings wundern, wenn nicht.

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