2012/11/17

Brotloser Dienst

Letzten Sonntag im Gottesdienst anlässlich der Distriktskonferenz: Meine anwesenden Lehrerkollegen am Theologischen Seminar werden nach vorn gerufen. Der Superintendent erklärt der versammelten Gemeinde, dass diese Pastoren Hunger leiden. Sie sehen zwar nicht so aus in ihren chicen Anzügen, aber es ist wahr: Seit April haben sie kein Gehalt mehr bekommen. Und wann die Kirche das nächste Geld überweisen wird, weiß keiner. 
Auf große Ersparnisse wird keiner der vier zurückgreifen können. Denn das Traurige ist: das läuft in jedem Jahr so ähnlich. Mal reicht das Geld für die Gehälter bis Juni, mal eben auch nur bis April. (Ich habe davon schon verschiedentlich berichtet.) 

Meine Kollegen Lehrer am Theologischen Seminar: Seit Monaten ohne Gehalt
Nun ist es nicht so, dass meine Kollegen gar nichts zwischen die Zähne bekämen. Immerhin haben sie in Cambine die Möglichkeit, auf dem Feld etwas anzubauen. Doch trotzdem reicht es oft hinten und vorne nicht. Der Superintendent bittet um eine Kollekte. Es kommen 1300 Meticais (etwa 35 €) ein. Das ist zwar nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein, immerhin ist es ein Zeichen der Verbundenheit.
Noch ernster ist die Situation bei den von der Kirche angestellten Hilfskräften im Gesundheitswesen. Die haben seit November 2011 kein Gehalt mehr bekommen. Und keiner von ihnen wagt es, etwas zu unternehmen. Sie sagen sich wohl: Wenn ich aufmucke, werde ich meinen Arbeitsplatz verlieren. Dann habe ich gar keine Chance mehr, das ausstehende Geld zu erhalten. Also weiterarbeiten. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Dazwischen sitzen wir Europäer täglich am gut gedeckten Tisch. Natürlich spüren wir den Impuls, ihnen helfen zu sollen. Aber wie soll das gehen? Punktuell können wir diesem und jenem etwas zukommen lassen. Doch das Gehaltsproblem als solches ist struktureller Art. Das zu lösen steht in der Verantwortung der Kirche für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

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