2011/07/02

Einmal im Jahr zum Gedulds-TÜV

In Mosambik sind etwa 380.000 Kraftfahrzeuge zugelassen. Seit 1. Juli dieses Jahres muss jedes von ihnen eine Vignette haben. Endlich hat man eine regelmäßige technische Inspektion zur Pflicht gemacht. Die Armut ist groß, drum sieht man auf der Straße viele Fahrzeuge in desolatem Zustand - mit den entsprechenden Folgen für die Verkehrssicherheit.

Nun gibt es in jeder Provinz eine(!) Station. Da muss man hin, einmal im Jahr, und bekommt die Vignette oder nicht. Ich war letzte Woche dort. Lenkung, Bremsen, Stoßdämpfer, sogar die Abgaswerte wurden kontrolliert. Am Ende erfuhr ich: Prüfung bestanden.


Doch nebenbei musste ich noch eine ganz andere Prüfung bestehen. Früh um vier stand ich auf, um gegen sechs an der Prüfstation zu sein. Es sind immerhin 75 km bis dahin. Als ich ankam, standen vor mir schon etwa 50 Fahrzeuge. Bis Mittag bewegte sich gar nichts. Als die Dunkelheit hereinbrach, trennten mich vielleicht noch zehn Fahrzeuge von der Einfahrt zur Prüfstation. Gegen halb sieben, sagte man uns, dass wir nun doch nicht mehr heute drankämen. Einige Fahrer beschlossen, in ihren Autos zu übernachten. Ich fuhr nach hause. Nach einer kurzen Nacht war ich früh um sechs wieder zur Stelle. Ein Fahrer, der am Straßenrand im Auto übernachtet hatte, ging von Wagen zu Wagen und begrüßte die Rückkehrer persönlich. Ich durfte mich vorn anstellen. Einer der Wartenden hatte alle aufgelistet, die gestern schon einen Tag gewartet hatten. Schon um neun war ich dran. Und halb zehn durfte ich wieder gehen. Gegen Mittag war ich zurück in Cambine.

Ich weiß nun: Mein Auto ist soweit in Ordnung. Gewundert hat mich nur, dass keiner sich für Beleuchtung und Blinker interessierte. Es werden also auch weiterhin Fahrzeuge unterwegs sein, die zwar die Vignette haben aber kein Licht.

Die technische Inspektion war also eher ein Gedulds-TÜV, mehr Selbsterfahrung als Erhöhung der Verkehrssicherheit. Ich stelle mir vor, in Europa hätte es in gleicher Situation Aufstand gegeben. In Mosambik nehmen die Menschen das hin, bleiben gelassen, akzeptieren das Chaos und fangen an, es in eigener Verantwortung selbst zu organisieren.


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