2011/10/09

durchs Netz gefallen

Freitag abend, kurz nach 9: Stromausfall. Kein Problem, denken wir. Wenigstens Licht haben wir ja noch. Dafür sorgt die Solaranlage. Und für den Computer und zum Handyladen reicht es allemal.

Sonnabend morgen, kurz nach dem Aufwachen, ich probiere: kein Strom. Langsam fangen wir an, uns zu sorgen. Wir haben Fisch im Eisfach. - Was ist eigentlich los? Wir versuchen, im Internet etwas zu erfahren. Die Website des staatlichen Fernsehens wurde seit gestern abend nicht aktualisiert. Haben die im Maputo vielleicht auch keinen Strom?

Sonnabend nachmittag: immer noch kein Strom. Wenn wir nicht bald wieder mit Energie versorgt werden, wird das Wasser knapp werden. Noch gibt es in Cambine keine solarbetriebene Pumpe. Man sagt uns: Es gäbe in Teilen von Maputo und in den beiden Provinzen Gaza und Inhambane keinen Strom. In den Geschäften wird die Tiefkühlware antauen - und später trotzdem verkauft werden. Banken und Tankstellen werden nicht funktionieren. Was ist mit denen, die unterwegs sind und nicht tanken können? Es heißt, in Palmeira, einer Kleinstadt in der Provinz Maputo seien zwei Strommasten umgekippt. Das ist mindestens 400 Kilometer entfernt. Wie kann das passieren? Sabotage in Friedenszeiten? Verkehrsunfall? Materialermüdung? Wir nehmen die Information als das, was sie ist: ein Gerücht.

Sonnabend abend: Als wir schlafen gehen, gibt es immer noch keinen Strom. Wir müssen sparsam mit Wasser umgehen. Wenn unser Tank erst mal leer ist, kommt nichts mehr nach. Dann müssen wir wie alle anderen auch an die Quelle. Die ist gut 20 Minuten Fußweg entfernt.

Sonntag morgen, gegen drei: Ich liege wach. Immer noch kein Strom. Inzwischen ist offenbar auch die solargespeiste Batterie leer. Licht gibt es nur noch von der Kerze und aus der
Taschenlampe.

Um die Geschichte abzukürzen: Sonntag mittag, kurz nach 13 Uhr werden wir wieder mit Energie versorgt. Wir nehmen es dankbar zur Kenntnis. Zwar hatte die Sonne die Batterien wieder geladen, doch für den Kühlschrank reichte es trotzdem nicht. Nun warten wir noch darauf, dass auch die Wasserversorgung wieder funktioniert.

Einmal mehr haben wir gespürt, wie störanfällig unsere technisierte Welt ist. Dona Marta, die außerhalb von Cambine wohnt in ihrem Haus ohne Strom- und Wasseranschluss, wird von alldem vielleicht gar nichts mitbekommen haben.

4 Kommentare:

  1. Hier ist ein Bericht über den Stromausfall, sogar mit Bild.

    http://www.imensis.co.mz/news/anmviewer.asp?a=21757&z=15

    Alles Gute und viel Erfolg in Cambine.

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  2. Hier ist das Statement der EDM. Na, hoffentlich ist die Hilfskonstruktion mit den 5 Säulen etwas zugfester. Da werden Sie in Cambine in nächster Zeit wohl noch öfter mal eine "corte de energia" haben.

    http://www.edm.co.mz/index.php?option=com_content&view=article&id=226%3Agaza-e-inhambane&catid=53%3Anoticias&Itemid=78&lang=en

    Viele Grüße

    aus Mügeln in Sachsen

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  3. Tunduru aus Mügeln in Sachsen - Sie waren lange Jahre in Mosambik. Wann war das? Und wo? Wer sind Sie?

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  4. So lange war ich gar nicht in Moçambique. Wenn ich alle meine Besuche zusammenrechne, komme ich auf 14 Monate. Allerdings habe ich Kontakt zum Land bereits seit 1987. Damals bekam mein Arbeitgeber Gastarbeiter aus Moçambique. Zu einem von ihnen hat sich ein besonders enges Verhältnis entwickelt. Er war damals einer der jüngsten und bekam kurz nach seiner Ankunft in Deutschland die Nachricht, daß sein Vater während des Bürgerkrieges von RENAMO-Leuten erschossen worden war. 1997 habe ich ihn das erste Mal besucht. Er hatte damals angefangen, sich etwas außerhalb von Maputo ein Haus zu bauen und war erstaunt, daß ich vorzug, bei ihm in seinem wenig sicheren Haus Quartier zu beziehen, und auf die Wohnung des Onkels im Stadtzentrum im 10. Stock im Viertel der COOP verzichtete. Ich war mittlerweile 13mal da. Ich habe seine Kinder mit großgepäppelt, habe sie, wenn sie Malaria hatten, à la "neneca" zum Arzt gehuckt. Seine Tochter ist heute fast so alt wie er, als er in Deutschland ankam. Und wenn sein Sohn (14 Jahre) Probleme mit den "velhos (Eltern)" hat, beschwert er sich bei seinem "chara" in Deutschland, und der Weiße muß dann vermitteln.

    Aus dem Haus ist für dortige Verhältnisse etwas ganz Solides geworden. Die Hausfrau hat ihren Laden vor dem Haus bekommen, es wird nicht mehr in der Wohnstube gekocht, jedes Kind hat ein eigenes Zimmer, es ist in der Zwischenzeit ein Innen-WC vorhanden, das Gelände ist von einer Mauer umgeben, Fenster sowie vordere und hintere Veranda sind vergittert und können, falls es die Sicherheitslage erfordert, zusammen mit dem Wellblechdach unter Strom gesetzt werden, und es gibt auch einige Bewegungsmelder. Wenn ich da an Ihren schwerhörigen Wächter mit Pfeil und Bogen denke.... Die Provinz Inhambane gilt zwar als „Land der guten Leute (terra da boa gente)“, aber ruhig schlafen könnte ich da nicht.

    Natürlich war ich auch bei der Mama im Busch. Ihr Dorf (Chicungussa) liegt gar nicht weit von Cambine. Von Cambine folgen Sie der Sandpiste nicht in Richtung der EN 1 nach Morrumbene, sondern in entgegengesetzter Richtung (in Richtung Macarringue). Nach ca. 6 km kommen Sie da auf eine größere Straße mit der Nr. 546. Der folgen Sie in Richtung Norden. Insgesamt dürften es ca. 18 km sein.
    Die Mama (Mitte 60) haben wir vor einiger Zeit nach Maputo geholt. Sie hatte Mitte August ein Lungenproblem, war zwei Wochen in Morrumbene im Krankenhaus und erholt sich jetzt im Haus des Sohnes. In der Zwischenzeit ist über MoneyGram eine "Finanzspritze" weggegangen, um die Rehabilitation der Mama zu unterstützen.

    Ich war jetzt längere Zeit nicht mehr in Moçambique. Mit dem Alter steigt auch das Sicherheitsbedürfnis, zumal ich immer auf rein privater Basis dort war und wußte, daß mir in Krisensituationen niemand hilft. Erlebt habe ich allerhand. So habe ich beispielsweise die „cheias (Überschwemmung)“ im Jahre 2000 mitgemacht. Wir waren da über eine Woche von der Außenwelt abgeschnitten und natürlich ohne Strom. Und 2008 bin ich gerade noch so aus dem Land rausgekommen. Wenn mein Rückflugtag wenige Tage später gelegen hätte, hätte ich es auf Grund der Revolten wegen gestiegener Brot- und Transportpreise nicht bis zum Flughafen geschafft.
    Aber vielleicht raffe ich mich noch mal auf. Allein die wunderschönen Palmenpflanzungen von Sr. Coelho, eines Portugiesen, der trotz der Wirren der Unabhängigkeit dort geblieben ist, würden einen Besuch rechtfertigen.

    P.S Unter unseren Moçambikanern hatten wir übrigens auch einen Methodisten. Betreut wurde er vom Pastor aus Großenhain. Ich habe damals mehrmals Taxi gespielt. Einmal sogar am Heiligabend (es muß 1988 gewesen sein). Besuchen in Chamanculo konnte ich ihn leider nicht mehr, da Alpino Chambe bei meinem ersten Besuch schon nicht mehr unter den Lebenden weilte.

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