"Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen." Es war Martin Luther, der diese Zeile aus einem Kirchenlied des 11. Jahrhunderts ins Deutsche übertragen hat. Und seither wurde diese menschliche Grunderfahrung von Dichtern und Sängern immer wieder neu in Worte gefasst: "zerbrechlich sind wir".
Gestern wurde hier in Cambine eine Pastorin zu Grabe getragen. Voriges Jahr hatte die Witwe ein zweites Mal geheiratet, einen Witwer. Vergangene Woche ist sie bei der Geburt ihres Kindes gestorben und auch das Kind hat nicht überlebt. Nun ist ihr Mann zum zweiten mal Witwer.
Gestern abend erreichte unseren Praktikanten die traurige Nachricht, dass im fernen Deutschland seine Großmutter verstorben ist.
Und heute morgen beim Brötchenholen im Waisenhaus hörten wir vom plötzlichen Tod einer Schülerin aus dem Mädcheninternat. Heute morgen sei sie noch munter gewesen und habe mit den anderen am Fluss Wasser geholt. Beim Wäschewaschen sei sie dann plötzlich tot umgefallen - ein Mädchen im Berufsschulalter.
Und während ihr Leichnam mit dem Pickup aus dem Internat ins Totenhaus gebracht wird, findet direkt nebenan in der Kirche eine Hochzeit statt. Durch die offenen Fenster dringt fröhlicher Gesang. Man kann das unpassend finden - oder ein Symbol darin erkennen:
Selbst der Tod ist vom Leben umfangen. Gott sei Dank.
....Und während ihr Leichnam mit dem Pickup aus dem Internat ins Totenhaus gebracht wird, findet direkt nebenan in der Kirche eine Hochzeit statt. Durch die offenen Fenster dringt fröhlicher Gesang....
AntwortenLöschenEine Hochzeit kann man natürlich schlecht absagen. Das ist ja in Moçambique ein Riesenereignis und erstreckt sich über mehrere Tage. Während meiner zahlreichen Besuche hat es auch Todesfälle gegeben. Die Nachbarn wechseln sich dann ab, sitzen schweigend vor dem Haus des Verstorbenen und zeigen durch ihre ständige Anwesenheit ihre Verbundenheit mit den Hinterbliebenen. Ich erinnere mich noch an einen Todesfall, der sich kurz vor dem Jahreswechsel ereignete. In "unserer" Straße wäre da niemand auf den Gedanken gekommen, ein Feuerwerk zu veranstalten. Es herrschte absolute Stille.