2013/12/24

24. Dezember

Weil Gott in tiefster Nacht erschienen,
kann unsere Nacht nicht endlos sein.

Heute haben wir wieder unser Weihnachtsposter an die Wand geheftet. Wir haben es hier in Mosambik gekauft. Seither gehört es zu unserer Weihnachtsgrundausstattung. In nächtlicher Umgebung erscheinen die Hirten und die Weisen vor dem neu geborenen Kind. Es ist der Kontrast zwischen dem tiefen Schwarz des Hintergrundes und den lebendigen Farben der Figuren, der mich bei diesem Bild so anspricht und der mich an diese Zeile aus dem Weihnachtslied erinnert:

Weil Gott in tiefster Nacht erschienen,
kann unsere Nacht nicht endlos sein.

So wünschen wir allen, die mit Weihnachten ihre Mühe haben in diesem Jahr, dass sie, wenn alle anderen wirklich oder scheinbar fröhlich sind, wenigstens diese Hoffnung behalten. Auch das kann heißen: frohe Weihnacht.
 

23. Dezember

Einen Tag vor Heiligabend bin ich die sechzig Kilometer nach Anhane gefahren, um die Witwen im dortigen Wohnprojekt zu besuchen. Wie fast immer war es eine sehr schöne Begegnung. Alt und hinfällig gewordene Frauen, die zusammen mit den noch rüstigeren ihren Alltag meistern - so gut es eben geht. Das Projekt hat keinen Haushalt, das heißt: die Frauen leben von dem, was sie auf ihren Feldern anbauen und von dem, was Besucher ihnen gelegentlich bringen.


Das ist mal mehr, mal weniger. Alles ist willkommen. Ein Sack Reis. Ein Sack Maismehl. Öl und Zucker. Ich hatte noch zehn tiefgefrorene Hühner dabei. Die werden sie wohl nicht bis zum 1. Feiertag aufheben können, denn einen Kühlschrank gibt es nicht. Der Strom aus den Solarpanelen reicht nur für die Beleuchtung.


Sie leben einfach, die Frauen im Zentrum Anhane. Doch wenn man ihnen begegnet, spürt man deutlich: Sie sind froh, ein Bett zu haben und ein Dach über dem Kopf. Und die anderen, mit denen zusammen sie leben.



Natürlich wird es auch dort mitunter Streit geben. Doch im Grunde weiß jede: Hier zu sein ist besser als irgendwo auf der Straße zu leben und zu sterben


Wünschen wir ihnen FELIZ NATAL - FROHE WEIHNACHTEN. Ich bin ganz gewiss: Sie wünschen es uns auch.





2013/12/22

22. Dezember


Heute morgen im Gottesdienst in Muzima, einer wirklich armen Filialgemeinde, etwa 30 Minuten Allradstrecke außerhalb von Cambine im Busch gelegen. Ein Mädchen von vielleicht 12 Jahren liest auf Xitswa aus dem Lobgesang der Maria, Lukasevangelium, Kapitel 1:

  Meine Seele erhebt den Herrn
  und mein Geist freut sich Gottes,
  meines Heilandes...

  Er stößt die Gewaltigen vom Thron
  und erhebt die Niedrigen.
  Die Hungrigen füllt er mit Gütern
  und lässt die Reichen leer ausgehen...

Ob sie die Tragweite dieser Worte versteht?
Ob wir die Tragweite dieser Worte verstehen?

2013/12/21

21. Dezember

Ein ehrenwertes Haus?


In diesem Mietshaus wohnen wir seit einem Jahr,
und sind hier wohlbekannt.
Doch stell dir vor,
was ich soeben unter
unserer Haustür fand.
Es ist ein Brief von unseren Nachbarn,
darin steht: Wir müssen raus!
Sie meinen, du und ich wir passen nicht
in dieses ehrenwerte Haus.

Weil wir als Paar zusammen leben
und noch immer ohne Trauschein sind,
hat man sich gestern hier getroffen
und dann hat man abgestimmt.
Und die Gemeinschaft aller Mieter
schreibt uns nun: Ziehen sie hier aus!
Denn eine wilde Ehe, das passt nicht
in dieses ehrenwerte Haus.

Es haben alle unterschrieben,
schau dir mal die lange Liste an!
Die Frau von nebenan,
die ihre Lügen nie für sich behalten kann.
Und die vom Erdgeschoss,
tagtäglich spioniert sie jeden aus.
Auch dieser Kerl, der seine Tochter schlägt,
spricht für dieses ehrenwerte Haus!

Und dann die Dicke, die den Hund verwöhnt,
jedoch ihr eigenes Kind vergisst.
Der Alte, der uns stets erklärt,
was hier im Haus verboten ist.
Und der vom ersten Stock,
er schaut die ganze Zeit zum Fenster raus
und er zeigt jeden an, der mal falsch parkt
vor diesem ehrenwerten Haus.

Der graue Don Juan schaut dich
jedes mal im Aufzug schamlos an.
Die Witwe, die verhindert hat,
dass hier ein Schwarzer einziehen kann.
Auch die von oben. Wenn der Gasmann kommt,
zieht sie den Schlafrock aus.
Sie alle schämen sich für uns,
denn dies ist ja ein ehrenwertes Haus...

Wenn du mich fragst,
diese Heuchelei halt ich nicht länger aus!
Wir packen unsre sieben Sachen und ziehen fort,
aus diesem ehrenwerten Haus!
Udo Jürgens, 1975 


Vielleicht verhält es sich ja auch ganz anders mit dem adventlich geschmückten Haus auf dem Bild oben. Wer weiß? Ich lade euch ein: Lasst eurer Phantasie freien Lauf. Tut einmal dasselbe wie Udo Jürgens, als er sein Lied schrieb: Denkt euch Geschichten aus von Menschen, die hinter diesen Fenstern leben - hinter den erleuchteten und den dunklen. - Und: Wie wäre es wohl, wenn ich selber in diesem Haus wohnen würde?

2013/12/17

17. Dezember

Zuerst: Ich bitte um Entschuldigung, dass der Adventskalender dieses Jahr so wenige "Türchen" hat. Wir waren die vergangenen Tage unterwegs in Südafrika. Dort haben wir normalerweise guten Internetzugang. Diesmal war das anders: wegen häufiger Gewitter war der Netzzugang im Gästehaus häufig gesperrt, bzw. der Strom war ganz abgeschaltet. Nun sind wir zurück in Cambine und ich hoffe auf Besserung.

Heute habe ich eine Email von einem Kollegen erhalten. Darin findet sich ein Link, den ich gerne weiterreichen will. Besonders interessant ist er für diejenigen, die noch Geschenkideen suchen. Doch zugleich regt er an, ganz grundsätzlich über Weihnachten nachzudenken.

http://www.zeit-statt-zeug.de/

Viel Spaß beim Stöbern im Webshop!

15. Dezember


Auch wer zur Nacht geweinet

In Südafrika steht der heutige 3. Advent ganz im Zeichen der Beerdigung von Madiba, wie Nelson Mandela hier liebevoll genannt wird. Zehn Tage Staatstrauer - niemals zuvor, so hörten wir grade im Fernsehen, gab es das im Land. Ein Bischof der methodistischen Kirche im südlichen Afrika hielt die Predigt. Er erhielt dafür viel Beifall. In Afrika ist das kein Widerspruch: auch in einer Trauerfeier können Lachen und Händeklatschen ihren Platz haben.

Wir besuchten heute zum ersten Mal den Gottesdienst der methodistischen Gemeinde in Nelspruit. Gelesen wurde die Passage aus Lukas 1, in der die beiden Schwangeren Elisabeth und Maria einander begegnen. Und vor Freude „hüpfte das Kind in ihrem Leib“, heißt es da. Der Pastor sprach über die adventliche Freude, die nicht nur ein flüchtiges Gefühl sei, sondern eine Lebenshaltung.

Es gibt ja solche Menschen, die Heiterkeit verbreiten, wenn sie einem nur begegnen. Mandela scheint so einer gewesen zu sein. Doch auch Menschen wie er sind nicht immer fröhlich. Auch sie kennen Enttäuschung und Wut, Schmerz und Trauer. Das Leben kann sehr ungerecht und verletzend sein. So sehr, dass einer den Grund unter den Füßen zu verlieren droht.

Am selben Tag wie Mandela starb eine gute Freundin von uns, weil sie nicht mehr weiterleben wollte. Ratlos stehen wir daneben. Wir teilen die traurigen, vielleicht auch zornigen Fragen, die ihr Tod all denen stellt, die ihr nahe standen. Freude im Advent - was kann das in diesem Zusammenhang heißen? Ist es nicht taktlos, jetzt von Freude überhaupt nur zu reden?

Ja, das kann sein. Vielleicht meine ich zu trösten. Doch ich vergrößere nur die Not und die Verunsicherung des Trauernden, weil ich sie mir nicht nahe gehen lasse. Doch stellt uns nicht jede brennende Kerze, jedes erleuchtete Fenster, jedes Weihnachtslied, das aus dem Supermarktlautsprecher rieselt, genau diese eine Frage: Was heißt adventliche Freude für die, deren Welt zerbrochen ist?

Das Volk, das im Dunklen wandelt, sieht ein helles Licht, heißt es bei dem biblischen Propheten Jesaja. Licht im Dunkel. Kann sein, dass ich es nur tränenverschwommen wahrnehme. Kann sein, dass ich es auch gar nicht sehen kann. Oder ich will es einfach nicht. Dann ist es wichtig, dass ich Menschen um mich habe, die das Licht stellvertretend für mich im Blick behalten. Und die mich einfühlsam daran erinnern, dass die Dunkelheit nicht allmächtig ist. Auch wenn es zeitweise so scheint.


2013/12/15

14. Dezember

Großzügig

Ach, wie eng ich doch manchmal denke! Heute zum Beispiel beim Abendessen. Wir sind im Restaurant. Gerade haben wir das Essen bekommen, da macht eine Rosenverkäuferin die Runde. Sie kommt an jeden Tisch. Statt einfach eine Rose zu kaufen, reagiere ich unsicher. Ich frage Claudia: Willst du eine? - Was soll sie da wohl antworten? Doch wir brauchen gar nicht antworten. Denn die Verkäuferin steht schon am Nachbartisch.

Dort sitzt ein südafrikanisches Pärchen. Der Mann verhandelt mit der Verkäuferin den Preis. Er zahlt - und kauft ihr alle Rosen ab, den ganzen Eimer. Er umarmt die Verkäuferin. Die freut sich natürlich riesig. Und alle freuen sich mit, denn der Mann vom Nebentisch verteilt die Rosen im Restaurant. „Frohe Weihnachten!“ Das ist sein einziger Kommentar.

Ach, wie eng ich doch manchmal denke.

2013/12/11

11. Dezember

 

Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein

Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein,
die Engel.
Sie gehen leise, sie müssen nicht schrein,
oft sind sie alt und hässlich und klein,
die Engel.

Sie haben kein Schwert, kein weißes Gewand,
die Engel.
Vielleicht ist einer, der gibt dir die Hand,
oder er wohnt neben dir, Wand an Wand,
der Engel.

Dem Hungernden hat er das Brot gebracht,
der Engel.
Dem Kranken hat er das Bett gemacht,
und hört, wenn du ihn rufst, in der Nacht,
der Engel.

Er steht im Weg und er sagt: Nein,
der Engel.
Groß wie ein Pfahl und hart wie ein Stein –
Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein,
die Engel.

Rudolf Otto Wiemer

2013/12/10

10. Dezember

Aus gegebenem Anlass...


2013/12/09

9. Dezember

Land der Sehnsucht
Nehmen wir einmal an, wir lebten in einem Land, in dem Krieg und Terror herrschen.
Nehmen wir einmal an, wir könnten uns unseres Lebens nicht mehr sicher sein und der Tod lauere uns überall auf.
Nehmen wir einmal an, es wären die Kinder aus unserer Familie, die auf der Flucht sind, ängstlich, verwaist, traumatisiert, orientierungslos.
Nehmen wir einmal an, wir lebten in Syrien - was würden wir machen? Würden wir nicht auch unserer Sehnsucht folgen, die keineswegs purer Abenteuerlust oder reinen Wohlstandsgelüsten entspringt, sondern vielmehr der Angst ums nackte Überleben? Würden wir nicht auch in ein Land fliehen wollen, in dem wir uns sicher fühlen können?
Nehmen wir einmal an, es gäbe ein Land, in dem sich jeder an folgendes biblisches Wort hält: Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst.
Nehmen wir einmal an, es gäbe ein Land, in dem dieses Wort von allen beherzigt wird, auch von denen, die mit Gott und Bibel nichts anzufangen wissen oder wollen, die aber dennoch überzeugt sind, dass kein Mensch, wirklich keiner, mehr oder weniger wert ist als der andere, sprich: als man selbst.
Nehmen wir einmal an, es gäbe ein Land, in dem Flüchtlingen mit ihrem Schmerz über den Verlust ihrer Heimat und ihrer Angehörigen nicht noch verhohlene oder unverhohlene Feindseligkeiten entgegenschlagen, sondern Respekt, Mitgefühl und Hilfsbereitschaft. Nehmen wir einmal an, es gäbe ein Land, in der die Sorge um das Wohl der Flüchtlinge größer ist als darum, selbst zu verarmen.
Nehmen wir einmal an, niemand würde dies für einen frommen Wunschgedanken, eine naive Milchmädchenrechnung oder weit hergeholte Utopie halten.
Nehmen wir einmal an, es gäbe jemanden, der so ein Land kennt.
Ich würde ihn nach dem Weg fragen und zöge dorthin.
Andrea Wilke, Referentin im Bischöflichen Ordinariat Erfurt, Thüringische Landeszeitung, 01.09.2013

2013/12/08

8. Dezember - 2. Advent


Cambine  im Ausnahmezustand


Alle zwei Jahre findet die Jährliche Konferenz (= Synode) der Evangelisch-methodistischen Kirche in Mosambik in Cambine statt. Dann befindet sich das Dorf für eine halbe Woche im Ausnahmezustand. Hunderte von Gästen bevölkern es. Als Europäer frage ich mich: Wo bleiben die alle? Aber das ist für Afrikaner keine Frage. Strohmatte auf den Boden und gut. So könnten in einer Wohnung wie unserer gut und gerne acht bis zehn Gäste unterkommen. Irgendwie muss das gehen...


So viele Menschen müssen dann aber auch verpflegt werden. Für die Frauen, die dafür sorgen, dass alle satt werden, ist das eine Herausforderung. Schon wegen der Menge. Dann aber auch wegen des Konferenzprogramms. Denn das wird nie eingehalten. Einmal, so sagte uns eine der Küchenfrauen, hätten sie das Abendessen zur vereinbarten Zeit fertig gehabt. Die Konferenzsitzung sei dann aber erst gegen halb drei in der Nacht zu Ende gewesen. In Deutschland nicht denkbar. In Afrika durchaus.


Heute gibt es Reis und Bohnen. Wie gestern. Und morgen.


Guten Appetit!

Im Abschlussgottesdienst der Konferenz verliest die Bischöfin traditionell die Dienstzuweisungsliste. So erfahren die Pastoren und Pastorinnen, ob und wo sie im nächsten Jahr Gemeindearbeit tun werden. In Deutschland wird das langfristig mit den betroffenen Gemeinden und PastorInnen vorbesprochen. In Mosambik soll es auch heute noch vorkommen, dass mancher erst in diesem Gottesdienst erfährt, was seine Kirche in diesem Jahr mit ihm vorhat.


Nochmal zu den Gästen. Wir hatten keine zehn Gäste im Haus. Es war uns eine Ehre, der Bischöfin einen Schlafplatz anbieten zu dürfen. Den nutzte sie gerne, doch meistens nicht lange. Letzte Nacht endete ihre Sitzungszeit morgens um halb zwei. Halb sieben verließ sie das Haus schon wieder, denn um acht begann der Gottesdienst. 



Das war unser zweiter Advent.




2013/12/06

6. Dezember

Unbezwungen

Aus dieser Nacht, die mich umhüllt,
von Pol zu Pol schwarz wie das Grab,
dank ich welch immer Gottes Bild
die unbezwung'ne Seel mir gab. 
 
Wenn grausam war des Lebens Fahrt,
habt ihr nie zucken, schrein mich sehn!
Des Schicksals Knüppel schlug mich hart -
mein blut'ger Kopf blieb aufrecht stehn!

Ob zornerfüllt, ob tränenvoll,
ob Jenseitsschrecken schon begann:
das Grauen meines Alters soll
mich furchtlos finden, jetzt und dann.

Was kümmert's, dass der Himmel fern
und dass von Straf' mein Buch erzähl',
Ich bin der Herr von meinem Stern,
Ich bin der Meister meiner Seel'! 

William Ernest Henley


Mit diesem Gedicht möchte ich an Nelson Mandela erinnern. An diesen Worten hat er sich in den Jahren seiner Haft immer wieder aufgerichtet. Nun ist diese wechselvolle Leben zu Ende gegangen. Bischöfin Rosemarie Wenner hat in einem Brief dazu folgendes geschrieben:

Menschen in allen Kontinenten trauern um Nelson Mandela. Als der Bischofsrat der Evangelisch-methodistischen Kirche im November 2006 in Südafrika tagte, hatten wir die große Ehre, Nelson Mandela und seine Ehefrau Graça Machel zu einem kurzen Besuch bei uns zu haben. Nelson Mandela wurde in der Methodistischen Kirche im südlichen Afrika getauft und seine Ehefrau Graça Machel, die aus Mosambik stammt, gehört der Evangelisch-methodistischen Kirche an. ... Nach dem Ende der Apartheid wurde Nelson Mandela der erste Präsident der Regenbogennation. Er half seinem Volk, Unrecht beim Namen zu nennen und aufzuarbeiten und so Versöhnung zu bewirken. Nelson Mandela hielt am Glauben fest, dass eine andere Welt möglich ist, eine Welt, in der alle Menschen in Würde leben können und in der „Gerechtigkeit und Friede sich küssen“ (Psalm 85,11). Diesen Glauben lebte er in beeindruckender Weise. Wir trauern mit seiner Familie und mit seiner Nation. Mit den Geschwistern der Methodistischen Kirche im südlichen Afrika, mit denen wir in Partnerschaft verbunden sind, beten wir: 
 
Wir gedenken an einen deiner treuen Diener
und vergegenwärtigen sein Lebenszeugnis vor dir, o Gott;
Wir ehren Nelson Mandela und sein Vermächtnis,
ein Vermächtnis der Gerechtigkeit, der Versöhnung und der Freiheit;
Wir haben uns dem Wirken deines Reiches geöffnet,
das sich in Madibas Leben
und im Leben vieler anderer mutiger
Führungspersönlichkeiten widerspiegelt.
Jetzt folgen wir ihrem Beispiel,
so wie sie deinem Beispiel nacheiferten;
Wir nehmen ihren Traum einer anderen Welt auf,
so wie sie diese Vision von dir aufnahmen;
Wir werden den Menschen mit Bescheidenheit
und Opferbereitschaft dienen,
so wie sie uns dienten.
Möge die grenzenlose Gnade Jesu Christi,
Gottes unendliche Liebe und Mitgefühl
und die gemeinschaftsstiftende Weggemeinschaft des Heiligen Geistes mit uns sein.
 

4. und 5. Dezember



Kontaktsuche

Gestern und vorgestern konnte ich keinen Eintrag im Blog veröffentlichen, weil wir keinen Zugang zum Netz hatten. Wieder mal. Sogar die Mobiltelefone blieben stumm im Dorf. Das ist ärgerlich gerade jetzt, weil wegen der Konferenztagung viele Gäste im Dorf sind. Wir sehen sie mit erhobenen Händen durchs Dorf laufen. Sie suchen nach einer Stelle mit Netzzugang. Solche Stellen kann man nicht sehen. Man muss sie kennen oder finden. 


Einige dieser Orte haben ihren festen Platz. Unter dem Mangobaum in unserem Garten, z.B. haben wir fast immer Empfang, meistens sogar nur dort. Oder in der Ecke vom Arbeitszimmer. Manchmal allerdings klingelt das Telefon auch, wenn ich auf dem Sofa sitze. Ein andermal, wie eben grade jetzt, geht über Tage gar nichts. So wird telefonieren zum Abenteuer.

Jahrtausende lebte die Menschheit ohne Mobiltelefone. Und heute ist es ein Problem, wenn man es mal nicht benutzen kann? Wie kann man das verstehen? Viel ist über diese Frage schon gesagt worden. Und auch meine Antwort ist nicht neu.

Wir Menschen sind eben auf Gemeinschaft angelegt. Zu unserem Wesen gehört Kommunikation, der Austausch mit anderen. „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei“, sagt Gott, bevor er dem Adam die Eva an die Seite stellt. In beiden biblischen Schöpfungsgeschichten gibt den Menschen nur als Doppelwesen: Mann und Frau, dazu geschaffen, miteinander zu kommunizieren.

Nun überliefert die Urgeschichte der Bibel nicht die privaten Erinnerungen der Familie Adam. Sie bietet vielmehr eine ur-typische Beschreibung des Lebens und der Welt, an der wir teilhaben. Dazu gehört, dass die Geschöpfe miteinander in Beziehung treten. Wenn Kommunikation abreißt, ist das immer ein Alarmsignal. Etwas, das Angst auslöst und das wir vermeiden möchten, weil der Mensch eben nicht sich selber genügen kann. Weil ich ein Mensch bin, brauche ich den anderen. Darum suchen wir ihn, wie in der Urgeschichte Gott den Adam und die Eva sucht, die sich im Garten vor ihm verstecken.

Wir suchen den Zugang zum Netz, sagen wir. Vielleicht suchen wir dabei mehr als wir denken.

2013/12/03

3. Dezember

Schlagzeilen

Die gibt es ja nicht nur in der Presse. Manche tragen sie als Botschaft auf dem T-Shirt, andere kleben sie ans Auto. Es macht mir Spaß, solche Botschaften wahrzunehmen.

Ein Tauchshop in Tofo verkauft z.B. ein T-Shirt mit der Aufschrift: EAT MORE PLANKTON. Als wir es sahen, war es nur in der Walgröße XXL vorrätig.

Unvergessen auch der Wachmann in Springerstiefeln und Uniform, die Kalaschnikow in der Hand, der vor einem Auto posiert, auf dem groß geschrieben steht: JESUS IS MY POWER. Heute sah ich einen Kleinbus mit dem lebenspraktischen Tipp: WENN DER TEUFEL KLINGELT, SCHICK JESUS AN DIE TÜR.

Immer wieder sehe ich einen älteren Toyota-Geländewagen mit einem noch ein wenig älteren Fahrer. Sie tragen zwei schlichte Worte in die Welt: PAZ E TRABALHO - Frieden und Arbeit. Ich kenne den Mann am Steuer dieses Wagens nicht, doch wegen dieser Worte ist er mir sympathisch.

Ganz anders geht es mir mit dem Fahrer des Kleinbusses, der die Botschaft verbreitet: EUER NEID IST MEIN RUHM. Ist das vielleicht die mosambikanische Version des deutschen Aufkleber-Klassikers "Eure Armut kotzt mich an"? Doch auch das kann man sehen:


Ser pobre não é defeito - Arm sein ist kein Makel.

Ich finde, es lohnt sich, auf solche Botschaften zu achten. Vielleicht habt ihr ja auch schon ähnliches gesehen. Nur Mut, schreibt es in den Kommentar. Ich würde mich freuen. 

2013/12/02

2. Dezember

Vom Grund unter den Füßen


Als ich heute nachmittag
auf unsere Veranda trat,
sah ich die Silhouetten
dieser zwei Techniker
hoch oben im Mast.
Ihre Aufgabe ist es,
ihn mit Seilen zu stabilisieren.

Als ich sie sah,
hatte ich festen Grund unter den Füßen,

Doch allein der Gedanke,
ich müsste an ihrer Stelle sein,
ließ ihn scheinbar wanken.









Ganz da oben.
Allein in schwindelnder Höhe.
Die Seile, die dem Ganzen
Halt geben sollen,
hängen noch schlaff herunter.

Einer muss das Risiko eingehen
und vorklettern ins Ungesicherte,
im Vertrauen darauf,
dass der Unterbau ihn trägt.

Stellt mich nicht jeder neue Tag
vor diese eine Aufgabe:
vorklettern ins Ungesicherte
voller Zuversicht,
dass das Leben trägt?

2013/12/01

1. Dezember - 1. Advent

Der 1. Advent - ein Trauertag

Wie oft wird in diesen Tagen gesagt werden, dass Advent 'Ankunft' bedeute? Von Sehnsucht und Erwartung wird die Rede sein, von Vorfreude auf das kommende Fest. Es wird uns an die Geburt des Kindes erinnern, das die schwangere Maria biblischer Überlieferung gemäß nach Bethlehem trug. Dort sollte es geboren werden als neuer David, als Heils- und Friedensbringer.

Doch dieses Jahr ist der 1. Advent kein freudiger Tag in Mosambik. Kurzfristig wurde er zum Trauertag erklärt. Vergangenen Freitag ist eine Maschine der mosambikanischen Airline LAM auf dem Weg von Maputo nach Luanda abgestürzt. Nach langer Suche fanden Suchtrupps in weit abgelegener Gegend das völlig ausgebrannte Wrack. Überlebt hat das Unglück offenbar niemand. Es waren 33 Menschen an Bord gewesen.

Nein, auch die Adventswochen sind nicht "aus der Zeit gefallen". Die Welt ist nicht friedlicher oder milder in diesen Tagen. Auch der heutige Welt-AIDS-Tag erinnert uns daran, "dass es noch Wirklichkeiten gibt,
worüber ganze Völker weinen", wie Bettina Wegner singt.

Ja, in dieser Welt feiern wir Advent. So soll es sein, so muss es sein, damit die Hoffnung nicht stirbt unter uns.