2013/12/17

15. Dezember


Auch wer zur Nacht geweinet

In Südafrika steht der heutige 3. Advent ganz im Zeichen der Beerdigung von Madiba, wie Nelson Mandela hier liebevoll genannt wird. Zehn Tage Staatstrauer - niemals zuvor, so hörten wir grade im Fernsehen, gab es das im Land. Ein Bischof der methodistischen Kirche im südlichen Afrika hielt die Predigt. Er erhielt dafür viel Beifall. In Afrika ist das kein Widerspruch: auch in einer Trauerfeier können Lachen und Händeklatschen ihren Platz haben.

Wir besuchten heute zum ersten Mal den Gottesdienst der methodistischen Gemeinde in Nelspruit. Gelesen wurde die Passage aus Lukas 1, in der die beiden Schwangeren Elisabeth und Maria einander begegnen. Und vor Freude „hüpfte das Kind in ihrem Leib“, heißt es da. Der Pastor sprach über die adventliche Freude, die nicht nur ein flüchtiges Gefühl sei, sondern eine Lebenshaltung.

Es gibt ja solche Menschen, die Heiterkeit verbreiten, wenn sie einem nur begegnen. Mandela scheint so einer gewesen zu sein. Doch auch Menschen wie er sind nicht immer fröhlich. Auch sie kennen Enttäuschung und Wut, Schmerz und Trauer. Das Leben kann sehr ungerecht und verletzend sein. So sehr, dass einer den Grund unter den Füßen zu verlieren droht.

Am selben Tag wie Mandela starb eine gute Freundin von uns, weil sie nicht mehr weiterleben wollte. Ratlos stehen wir daneben. Wir teilen die traurigen, vielleicht auch zornigen Fragen, die ihr Tod all denen stellt, die ihr nahe standen. Freude im Advent - was kann das in diesem Zusammenhang heißen? Ist es nicht taktlos, jetzt von Freude überhaupt nur zu reden?

Ja, das kann sein. Vielleicht meine ich zu trösten. Doch ich vergrößere nur die Not und die Verunsicherung des Trauernden, weil ich sie mir nicht nahe gehen lasse. Doch stellt uns nicht jede brennende Kerze, jedes erleuchtete Fenster, jedes Weihnachtslied, das aus dem Supermarktlautsprecher rieselt, genau diese eine Frage: Was heißt adventliche Freude für die, deren Welt zerbrochen ist?

Das Volk, das im Dunklen wandelt, sieht ein helles Licht, heißt es bei dem biblischen Propheten Jesaja. Licht im Dunkel. Kann sein, dass ich es nur tränenverschwommen wahrnehme. Kann sein, dass ich es auch gar nicht sehen kann. Oder ich will es einfach nicht. Dann ist es wichtig, dass ich Menschen um mich habe, die das Licht stellvertretend für mich im Blick behalten. Und die mich einfühlsam daran erinnern, dass die Dunkelheit nicht allmächtig ist. Auch wenn es zeitweise so scheint.


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