Auch wer zur Nacht geweinet
In Südafrika steht der heutige 3.
Advent ganz im Zeichen der Beerdigung von Madiba, wie Nelson Mandela
hier liebevoll genannt wird. Zehn Tage Staatstrauer - niemals zuvor, so hörten
wir grade im Fernsehen, gab es das im Land. Ein Bischof der
methodistischen Kirche im südlichen Afrika hielt die Predigt. Er
erhielt dafür viel Beifall. In Afrika ist das kein Widerspruch: auch
in einer Trauerfeier können Lachen und Händeklatschen ihren Platz
haben.
Wir besuchten heute zum ersten Mal den
Gottesdienst der methodistischen Gemeinde in Nelspruit. Gelesen wurde
die Passage aus Lukas 1, in der die beiden Schwangeren Elisabeth und
Maria einander begegnen. Und vor Freude „hüpfte das Kind in ihrem
Leib“, heißt es da. Der Pastor sprach über die adventliche
Freude, die nicht nur ein flüchtiges Gefühl sei, sondern eine
Lebenshaltung.
Es gibt ja solche Menschen, die
Heiterkeit verbreiten, wenn sie einem nur begegnen. Mandela scheint
so einer gewesen zu sein. Doch auch Menschen wie er sind nicht immer
fröhlich. Auch sie kennen Enttäuschung und Wut, Schmerz und Trauer.
Das Leben kann sehr ungerecht und verletzend sein. So sehr, dass
einer den Grund unter den Füßen zu verlieren droht.
Am selben Tag wie Mandela starb eine
gute Freundin von uns, weil sie nicht mehr weiterleben wollte. Ratlos
stehen wir daneben. Wir teilen die traurigen, vielleicht auch
zornigen Fragen, die ihr Tod all denen stellt, die ihr nahe standen.
Freude im Advent - was kann das in diesem Zusammenhang heißen? Ist
es nicht taktlos, jetzt von Freude überhaupt nur zu reden?
Ja, das kann sein. Vielleicht meine ich zu
trösten. Doch ich vergrößere nur die Not und die Verunsicherung
des Trauernden, weil ich sie mir nicht nahe gehen lasse. Doch stellt
uns nicht jede brennende Kerze, jedes erleuchtete Fenster, jedes
Weihnachtslied, das aus dem Supermarktlautsprecher rieselt, genau
diese eine Frage: Was heißt adventliche Freude für die, deren Welt
zerbrochen ist?
Das Volk, das im Dunklen wandelt, sieht
ein helles Licht, heißt es bei dem biblischen Propheten Jesaja. Licht im Dunkel. Kann sein, dass ich
es nur tränenverschwommen wahrnehme. Kann sein, dass ich es auch gar
nicht sehen kann. Oder ich will es einfach nicht. Dann ist es
wichtig, dass ich Menschen um mich habe, die das Licht
stellvertretend für mich im Blick behalten. Und die mich einfühlsam
daran erinnern, dass die Dunkelheit nicht allmächtig ist. Auch wenn
es zeitweise so scheint.
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