Nito reist nach Norden
Morgens um halb sechs ist es in Cambine nicht mehr so ruhig, wie man meinen könnte. Das erste Pick-up-Taxi ist schon angekommen. Kinder mit Kanistern auf den Schultern holen Wasser. Frauen tragen im Wickeltuch ihre Kinder und gehen zur Feldarbeit. Ich bin mit dem Auto unterwegs an die Kreuzung. Nito, meine Kollege, reist nach Hause. Schon gestern hat er das Busbillet gekauft. Vor sechs muss er an der Haltestelle sein, an der Cruzamento, zehn Kilometer von Cambine entfernt. Wir dürfen uns nicht verspäten: Denn ist der Bus einmal gestartet, wartet er nicht auf späte Passagiere.
Wir sind rechtzeitig zur Stelle. Noch ist es an der Hauptstraße ruhig. Am Straßenrand wickelt eine Mutter ihr Kind. Enten watscheln an ihr vorbei. Im Sand liegen zwei leere Weinflaschen. Die Frauen mit den Schüsseln voller Mangos sind noch auf dem Weg hierher. In einer halben Stunde wird die Haltestelle ein geschäftiger Marktplatz sein.
Es ist zehn vor sechs. Nito ruft den Busfahrer an. Ich bin zur Stelle, sagt er ihm. Nimm mich mit! Fahr nicht vorbei! Siebzehn, achtzehn Stunden Busfahrt liegen vor ihm. Dazu eine Übernachtung irgendwo. Doch im Moment, so hört er den Fahrer sagen, sei er noch gar nicht losgefahren. Er habe erst drei Fahrgäste. Das sei zu wenig. Für so eine lange Strecke müsse der Bus schon besser besetzt sein. Er jedenfalls werde noch eine Weile warten, vielleicht kommen ja noch Passagiere.
Und Nito? Was bleibt ihm übrig, als auch zu warten. Gerade hatte er mir erzählt, dass er frühestens morgen um 10 oder 11 Uhr am Ziel sein werde. Nun kann es auch 15 oder 16 Uhr werden oder noch später. Wer weiß das schon?
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