Plötzlich sitzt da eine Frau in unserem Gartenhäuschen. Sie scheint nur wenig Portugiesisch zu sprechen. Ich kann kaum mit ihr reden. Wir holen Hilfe. Dann hören wir: sie sei von ihrer Familie verstoßen worden. Sie suche eine Bleibe. Weil wir ihr die nicht geben können, bringen wir sie gemeinsam zum Pastor. Der kennt vielleicht Verwandte oder kann welche ausfindig machen. Wir sind ratlos. - Als wir wenig später zum Waisenhaus fahren, liegt die Frau am Straßenrand im Gras und scheint zu schlafen. Sie hat es bei Pastors anscheinend nicht lange ausgehalten.
Wenig später in Maxixe. Wieder ist es ein Frau, die uns auffällt. Wir haben sie schon öfters wahrgenommen. Sie lebt auf der Straße. Manchmal trägt sie ihr Hab und Gut in einer Plastiktüte bei sich. Heute ist sie selber nur eine Plastiktüte gepackt. Sie trägt eine „Bluse“ und einen „Rock“ aus leeren Reissäcken. Wie alle anderen sehen wir sie. Sie rührt uns auch an in ihrer Armut. Doch wie könnten wir ihr helfen? Wir sprechen darüber und kommen auf eine Idee: Wir könnten rauszukriegen versuchen, ob bei den Witwen in Anhane vielleicht ein Platz für sie frei wäre. Und wenn, kann man sie dann einfach ins Auto setzen und hinbringen? - Wir werden nochmal drüber nachdenken müssen.
Vor dem Geschäft, in dem wir oft Reis kaufen, sitzt ein Mädchen und weint. Es ist vielleicht drei, vier Jahre alt. Es hat seine Mutter verloren. Die Männer, die immer dort stehen, um Säcke in Autos zu tragen und die dafür einen geringen Lohn kassieren, sagen: Das Mädchen sitzt schon über vier Stunden da und ruft nach seiner Mutter. Wir schauen einander fragend an: Könnte es sein, dass das Mädchen in den nächsten Tagen zu uns ins Waisenhaus kommt? Später kommen wir nochmal an dem Geschäft vorbei. Einer der Männer sagt uns, inzwischen sei die Mutter da gewesen und habe ihre Tochter abgeholt. Wir sind erleichtert. Trotzdem bleibt die Frage: Was ist das für eine Mutter, die ihre Tochter in diesem Alter am Straßenrand so lange allein lässt?
Drei Momentaufnahmen. Cambine und Maxixe in der Woche vor Weihnachten 2011.
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