2011/12/24

Adventskalender 25

Metten, emol ganz annersch – un su fand se ihr End

Nu war dos Spiel von dr Christgeburt vorbei, un's war ganz orndlich un uhne gruße Panne geloffen. Ben Schlussbild standen se alle üm die Kripp rüm: De heilige Familie, de Hirten, de Engeln, de Weisen un de Kinner, unner Nachwuchs. Die kleene Amy hatt für'n Christkind e Lied of dr Blockflöt geblosen (se konnt bluß „Kommt ein Vogel gefolgen"). Un dr Bernie stand mit seiner grußen Trommel dernabn. Ar konnt aber nischt dermiet ahfange, weil ar de Stackn derzu vergassn hatt. Nu heilet ar, un de Maria musst ne trösten.

Itze sollt eigentlich die Orgel einsetzen, dass sich die Spieler alle dervumachen könnten. Aber weil dr Kanter de Noten zu „Oh, du fröhliche..." net geleich zer Hand hatt, ging's uversahens un für jeden überraschend wetter. Dr Mburu schnappet sich vom Bernie die gruße Trommel un hänget se sich üm. Un dann fing ar ah, mit'n klenn Finger ganz sachte drauf rümzerührn. Dann kam dr Daume derzu un schließlich de ganze Hand, dernoch alle beede. Es klang irgndewie fremdartig. Mir guckten uns ah un dachten, 's wollt net racht derzu passen.

Aber eh mir uns überlegt hatten, wos mir itze machen könntn, fing dar schwarze Keenig ah ze tanzen. Seine Kron hatt ar in de Kripp gelegt, un benn Weitertrommeln beweget ar arscht bluß ne Kopp, dann ne Oberkörper un de Arm, bis dr Bauch un de Fiß ah derzukame. Ar stand aber immer noch off en Fleck, weil ar sonst über die lange Hirtenknüppeln gestolpert wär. Dos wur aber annersch, wu die Kinner ah Gefalln an dare Tanzerei fanden un mietmacheten. Dann fiel's ne Hirten ei, dass se noch net ze alt wärn, un ne Engeln ging's genau esu.

Su kam's, dass numehro alle sich rhythmisch zen Trommeltakt üm de Kripp bewegetn - kee Ballettmeester hätt dos besser eistudiern könne. När dr Herodes blieb sitzen, weil ar doch sei Hus uhne Gürtel halten musst. Noch ener ganzen Weile fiel ne Mburu ei, dass es nu genug sei könnt. Ar schwenket zen Mittelgang ei un führet die ganze Spielschar naus. Dr Kanter hatt derweile Zeit, seine Noten ze finden, un dare „gnadenbringenden Weihnachtszeit" stand nischt mehr im Wag.

Vürn Segn saht dr Paster noch geistesgegnwartig, dass die alten Israeliten ah schu getanzt hätten, wenn ewos besondersch lus war; sugar im Tempel - wie unnere Mettenspieler vor dr Kripp!

aus: Heinz Friedrich, ...drüm sei mir ah su schie gewachsen...,
Lustige Geschichten aus dem Erzgebirge,
Manuela Kinzel Verlag 2004, ISBN 3-934071-59-7

Nach Angaben des Autors haben sich alle von ihm erzählten Geschichten
so oder so ähnlich im Raum Annaberg-Buchholz zugetragen.

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