2008/12/20

20. Dezember – Fensterchen öffnen

In den Wochen vor Weihnachten hängen in vielen Wohnungen Adventskalender. Kinder und Erwachsene lieben es, die am jeweiligen Tag die mit dem passenden Datum versehenen Fenster oder Türchen zu öffnen. Dahinter finden sie dann ein Bildchen oder Schokolade.
Bei uns wurde gestern auch ein Fensterchen geöffnet – das zum Gästezimmer. Und zwar von außen, um an die Brieftasche heranzukommen, die nicht weit genug vom Fenster entfernt lag. Viele Euros fand der ungebetene Besucher. Seine Augen werden geglänzt haben. Für Weihnachten hat er nun ausgesorgt. Gott sei Dank, die restlichen Sachen in der Brieftasche ließ er zurück. Nur wir haben jetzt den Ärger. - Natürlich, wir hätten besser aufpassen müssen. Trotzdem, die Klauerei hier auf dem Dorf ist ärgerlich! Oder war vielleicht Robin Hood am Werk? Oder Karl Stülpner? Und das bei den reichen Europäern erbeutete Geld wurde längst an die Armen verteilt? Das mag glauben, wer will. Ich nicht.
Und doch wird dieses Denken eine Rolle gespielt haben: Die haben’s ja. Und ich habe nichts. Also darf ich mir nehmen, was sich mir bietet. Die Meinungen darüber werden auseinander gehen, je nachdem ob ich mich zu den Armen oder zu den Reichen zähle.
Doch auch wenn es irgendwann einmal keine Armut mehr geben sollte, wäre das Problem des Mehr-Haben-Wollens nicht gelöst. Daran erinnert uns schon das Märchen vom Fischer und seiner Frau. Wie also können wir miteinander leben als Ärmere und Reichere? Und wie können wir dafür sorgen, dass jeder findet, was er zum Leben braucht – ohne dass er andere bestiehlt? Müssen wir weiter träumen? Oder gibt es realistische Möglichkeiten zu handeln? Im Moment weiß ich keine Antwort.

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