Weihnachten 2008. Was war da gewesen? – Eigentlich nicht viel. Die Christvesper an Heiligabend stand für 16 Uhr im Plan, fand dann aber 20 Uhr statt. Da gingen wir nicht hin. Um diese Zeit das Haus allein zu lassen, das erschien uns in diesen Tagen zu riskant. Zu viele Langfinger sind unterwegs.
Für das Weihnachtsessen hatten wir bei Dieudonné einen Hasen bestellt. Als ich am vormittags nachfragte, meinte er nur, er habe den Hasen für uns. Nur: er lebt noch! Und da wir auf die Schnelle niemanden fanden, der ihn schlachten könnte, hat er Weihnachten überlebt. Natürlich waren wir nicht begeistert. Doch auch bei Dieudonnés Landwirtschaftsprojekt war eingebrochen worden. Deshalb hatte er wohl anderes zu tun als unseren Hasen schlachten zu lassen...
Bescherung: Das war schön! So viele schöne Dinge von so vielen lieben Menschen, die uns grüßten und uns damit zeigten, dass sie an uns dachten. Herzlichen Dank an euch alle. Zunächst mal so allgemein auf diesem Weg. Später dann auch noch mal persönlicher.
Kaum hatten wir alle Geschenke ausgepackt, klopfte es an der Tür. Draußen stand ein fremder Mann. Ich hatte ihn in Cambine noch nie gesehen. Er sei gerade mit dem Chapa angekommen. Er wolle Sachen bei uns abstellen. Sein Weg nach Hause sei noch weit und er könne nicht alles mit einem mal nach Haus tragen. Plötzlich war Senhor Mauricio da. Er machte die Runde durchs Dorf, um zu sehen, ob alles in Ordnung sei. Da sah er den Fremden an unserer Tür. Wir notierten seine Telefonnummer und er stellt einen Sack Reis und einen Sack Kokosnüsse bei uns ab. Morgen früh, sagte er, will ich ihn abholen. Er holte ihn noch am gleichen Abend ab. Drei junge Leute aus seiner Familie kamen ihm entgegen. Sie trugen die Säcke nach Hause. Die Frauen die schwereren, die Männer den Rest.
Am nächsten Morgen gingen wir auf neun Uhr zum Weihnachtsgottesdienst. Die Kirche war so gut wie leer. Im Alterraum stand ein Tisch, darauf ein Fernseher. Es lief ein Video mit südafrikanischer Gospelmusik. Einige Gemeindeglieder kamen noch. Als der Gottesdienst begann, waren wir zwölf, am Schluss vielleicht fünfzehn. Nein, Weihnachtsfreude kam so nicht auf. Schade.
Später am Tag fragte ich Senhor Mauricio, wo denn die Gemeinde gewesen sei. In Deutschland sei Weihnachten die einzige Zeit im Jahr, in der die Kirchen voll seien. Und hier war gähnende Leere. Er lachte nur und verwies auf das Wetter. Nach Tagen brütender Hitze hatte es endlich angefangen zu regnen. Die Leute warten auf den Regen, sagte er. Und wenn der Regen kommt, dann gehen sie aufs Feld. Da kann es Sonntag sein oder Weihnachten oder Neujahr. Das Feld hat Vorrang. Auf das, was dort wächst, sind die Menschen, wie es scheint, mehr angewiesen als auf den Gottesdienst am Weihnachtstag. Als der Gottesdienst zu Ende war, goss es in Strömen. Wir warteten. Der Regen ließ nicht nach. Die Gemeindeglieder bleiben einfach sitzen. Eine Frau schlief in der Bank sitzend ein. Wir gingen. Als wir zu hause ankamen, waren wir durchnässt.
Wenigstens das Weihnachtsoratorium hörten wir dann noch. Und die Weihnachtsgeschichte nach Lukas. Und eine Besinnung zur Christvesper las ich, die wir per Mail erhielten. Gut, dass wir das alles tun konnten.
Als der Regen nachließ, besuchten wir die Kinder im Waisenhaus. Kleine Geschenke hatten wir vorbereitet. Ein Paar Flipflops für jeden, einen Lolli, dazu selbstgebastelte Sterne von den Kindern und Jugendlichen aus Mareis Praktikumsgemeinden.
Mit der Verteilung klappte es nicht so gut. Von manchen Größen hatten wir zu viele, von anderen zu wenig. Aber das werden wir noch korrigieren! Jedenfalls hier war die Freude groß.
Nun ist Weihnachten vorbei. Einen zweiten Feiertag gibt es in Mosambik offiziell nicht. Noch immer ist das Wetter so, dass man keinen Hund vor die Tür jagen möchte. Erst wegen der Hitze (selbst im Zimmer hatten wir 36°!), und nun wegen des Regens. Aber wir lassen uns nicht unterkriegen! Heute werden wir das Haus verlassen. Auch ohne Hund.
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