2010/12/31
Gutes neues Jahr
Liebe Verwandte, liebe Freunde,
am letzten Abend des alten Jahres grüßen wir Euch herzlich aus dem ziemlich leeren Cambine und wünschen euch einen guten und gesegneten Anfang im neuen Jahr des Herrn 2011!
Eure Claudia und Thomas
2010/12/27
Cambine Adventskalender 20
Ja, natürlich, Weihnachten ist auch vorbei. Aber Pfingsten eben auch. Und an beiden Festen passt der folgende kleine Witz: Auf dem ökumenischen Kirchentag in München soll es gewesen sein. Einer fragt den anderen: Sag mal, bist du Pfingstler? Und der andere soll geantwortet haben: Nää, iech bie doch Ärzgebirger. Iech bie eher ä Weihnachtler!
Weihnachten in Mosambik ist eher was für Pfingstler, nicht dass es da besonders spirituell zuginge oder charismatisch. Das nicht, aber erzgebirgisch sozialisierte Weihnachtler sind hier, was das Fest angeht, wirklich auf sich selbst gestellt. Leider gilt das in Cambine erfahrungsgemäß auch vom Gottesdienst. Darauf muss man sich erst einstellen...
Dann allerdings kann es ganz reizvoll sein, Weihnachten ohne großes Drumherum zu erleben. Den 25. mit den Kindern und Jugendlichen im Waisenhaus verbringen. Geschenke verteilen. Auch selber eins bekommen. Kurz die Nachbarin besuchen, die neulich ihren Sohn verloren hat. Übers Internet einen Rundfunkgottesdienst miterleben und die bewegende Predigt mühelos verstehen. Und natürlich Bachs Weihnachtsoratorium - immer noch und immer wieder rührt es uns an:
Rühmet, was heute der Höchste getan!
Lasset das Zagen, verbannet die Klage, ...
Genau das werden wir tun - und Weihnachtler bleiben. Denn wie hat Sepp Herberger gesagt:
Der Advent hat vier Wochen.
Und nach dem Fest ist vor dem Fest.
(Oder so ähnlich.)
2010/12/24
Cambine Adventskalender 19
Denn er ist unser Friede,
der aus beiden eines gemacht hat
und den Zaun abgebrochen hat,
der dazwischen war,
nämlich die Feindschaft.
Epheser 2:14
20 Jahre nach der Wiedervereinigung Deutschlands gibt es noch viele trennende Zäune und Mauern in unserer Welt. Aber da ist auch die Botschaft des Engels an die Hirten von Bethlehem:
Ehre sei Gott in der Höhe
und Friede auf Erden
bei den Menschen seines Wohlgefallens.
Diese große Sehnsucht und Hoffnung verbindet uns,
frohes Christfest!
Porque ele é a nossa paz,
o qual de ambos fez um;
e tendo derribado a parede da separação
que estava no meio, a inimizade.
Efésios 2:14
20 anos depois da reunificação de Alemanha ainda existem muitas paredes da separação no nosso mundo. Mas também existe a mensagem do anjo aos pastores de Belém:
Glória a Deus nas maiores alturas,
e paz na terra entre os homens,
a quem ele quer bem.
Estamos juntos naquela grande saudade e esperança,
feliz Natal!
For he is our peace,
who has made both one and
has broken down the middle wall
of partition between us.
Ephesians 2:14
20 years after the reunification of Germany still exist many walls of partition in our world. But there is also the message of the angel to the shepherds of Bethlehem:
Glory to God in the highest
and on earth peace.
Good will toward men.
We are together in this great longing and hope,
merry Christmas!
Claudia + Thomas Guenther
Cambine, Moçambique, 2010/12/24
2010/12/23
Cambine Adventskalender 18
Als Kind hat unsereins natürlich auch Klavierunterricht gehabt und dabei mindestens fünf Klavierlehrerinnen verbraucht. Doch trotz des Verbrauchs von mindestens fünf Klavierlehrerinnen kann ich bis heute nur ein einziges Weihnachtslied auf dem Klavier spielen: Alle Jahre wieder, kaum dass am Weihnachtsbaume die Lichter brennen: “Leise rieselt der Schnee”. Klavier besitzen wir längst keines mehr, bei einem solchen Repertoire lohnt es sich nun wirklich nicht, sich das ganze Jahr die Stube mit einem sperrigen Tastenkasten zu blockieren. Allerdings, jetzt hier im Erzgebirge haben wir doch wieder ein kleines, sogenanntes Harmonium in der Stubenecke stehen; ich meine so ein Ding, wo man, wie früher bei den Nähmaschinen – hier allerdings mit beiden Füßen – unentwegt unten treten muss, damit sich oben etwas rührt, beziehungsweise bei Tastendruck gewisse Töne erschallen. “Harmonium und Männerchor, so stell ich mir die Hölle vor”, soll der alte Kreuzkantor Mauersberger gesagt haben. Freilich, bei uns nicht Männerchor, sondern Familienkreis, einschließlich Denny-Oma. Nun haben in dem Musikkasten freilich auch schon Mäuse gewohnt. Und feindlich ist die Maus der Kunst, vor allem der höheren Kunst, vor allem die Erzgebirgsmaus. Trotz hektischen beidfüßigen Auf-der-Stelle-Tretens unten im Pedal geben gewisse Tasten nur schwachen, respektive gar keinen Laut. Und dann ist da noch dieses, schon in der Kindheit gefürchtete b in der Notenschrift, das plötzlich zur Bedienung von schwarzen Tasten auffordert. Kurzum, da die Familie singt (die Enkel als Bestandteil einer nicht mehr persönlich zu gesanglicher Äußerung fähigen Zukunft natürlich anderweitig beschäftigt) – gibt es ausgerechnet bei den wichtigsten Stellen wie: in den Herzen ist's warm/still schweigt Kummer und Harm besonders disharmonische Harmoniumaussetzer. Und während die Familie hört, wie furchtbar ich spiele, höre ich, wie furchtbar die Familie singt. Doch gerade dieses ins Leere ausschwingende Ganz-Alleine-Singen gibt unserem familienbedingt nun einmal bescheidenen Beitrag zusätzlich noch etwas unbedingt Glaubhaftes, eine so sonst kaum geäußerte, besondere Verlorenheit. Die altertümelnde Wendung still schweigt Kummer und Harm ist da plötzlich weit entfernt vom Ich-bin-fit-Getue der Okay-Gesellschaft – drückt also unsere wirkliche Angst, unsere wirkliche Sehnsucht nach Geborgenheit aus. (Das Wort Harm ist übrigens nicht völlig synonym mit Kummer, sondern bedeutet – nach Adelung – anhaltende, hochgradige Betrübnis).
Jedenfalls bin ich meinen, nun schon vor fünfzig Jahren so leichtsinnig verbrauchten Klavierpädagoginnen nun doch zu großem Dank verpflichtet. Und wenn ich alljährlich wieder wie wild in die Pedalen trete und abermals die Töne aussetzen und ich aus Furcht vor den schwarzen Tasten massiv daneben greife, glänzet tatsächlich von draußen der weihnachtliche, sprich: tief verschneite Wald herein – halb bedrohlich und halb zu Verstehen gebend, wie gut wir es eigentlich haben in unserer Erzgebirgsstube: Freue Dich, Christkind kommt bald. Und selbst wenn es zu Weihnachten wie immer zufällig regnet, herrscht Weihnachten trotzdem Winter, schon von der Kindheit her: still und starr ruht der See. Ein Phänomen, das bereits anzeigt, wie sehr wir eigentlich Weihnachten brauchen – damit es endlich einmal stille wird:
Leise rieselt der Schnee...
Diesen Text des Schriftstellers Thomas Rosenlöcher habe ich aus dem Kalender "Sächsische Heimat 2008" des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz übernommen.
2010/12/21
Cambine-Adventskalender 17
Heute kam der Weihnachtsgruß von Thomas Kemper bei uns an. Die folgende Zeichnung habe ich ihm entnommen. Sie stammt von einem unbekannten Künstler aus dem Projekt, in dem Thomas vor vielen Jahren in Brasilien arbeitete, der Gemeinschaft der Leidenden der Straße.
Ja, was hat das zu bedeuten, dass Gott nicht zuerst bei den Etablierten, den Wohlgeratenen und Besserverdienenden ankommt? Im Palast des Königs Herodes hat man noch gar nichts von dem gehört, wonach die drei weitgereisten Sternkundigen fragen. Auch die, deren Türen den Unterkunft für die Niederkunft Suchenden verschlossen bleiben, haben offenbar keine Ahnung davon, wer da vor ihnen steht. Eine gute Frage: Wenn das hochheilige Paar nach Bethlehem muss, weil es von dort stammt, müsste es dort doch auch Verwandte geben. Warum nimmt sie von ihnen keiner auf?
Die ersten, denen die Augen aufgehen, haben keinen König im Stammbaum, kein ausgebuchtes Gästehaus als Einnahmequelle. Es sind Hirten, Außenseiter, immer ein wenig schmutzig. Sie riechen nach Tier und leben auf dem Feld, haben keine feste Bleibe. Die anderen, die Anständigen und Gutfunktionierenden, behandeln sie gerne von oben herab. Doch nun kommt von ganz oben herab der Heiland bei ihnen an - und nicht zuerst bei denen in gehobener Stellung. An den höheren Töchtern und Söhnen geht er erst einmal vorbei, um bei denen anzukommen, die ganz unten sind.
Wollen wir das eigentlich wissen, wenn wir im Warmen am gut gedeckten Tisch sitzen und „das Fest“ feiern? Es muss uns die Festfreude nicht verderben, aber die Frage muss schon erlaubt sein:
Was soll das heißen, dass Gott diejenigen zuerst aufsucht, die ganz unten sind?
Hier ist der Weihnachtsgruß von Thomas Kemper in vollem Wortlaut zu finden: http://new.gbgm-umc.org/ (in englischer Sprache)
2010/12/18
Cambine Adventskalender 16
D. fliegt nach Burundi. N. fährt nach Tete. M. ist sowieso schon in Brasilien. Und überhaupt reist, wer nur irgendwie kann, noch vor den Feiertagen aus Cambine ab. Das erklärt ein wenig das Erstaunen in den Gesichtern unserer mosambikanischen Nachbarn, wenn wir sagen: „Wir bleiben über Weihnachten in Cambine.“ - Das können sie nur schwer verstehen.
„Ihr als Europäer könnt es euch doch leisten“, scheinen sie zu denken. „Warum fliegt ihr nicht auch heim, um mit eurer Familie Weihnachten zu feiern?“ Man sieht förmlich, wie sie innerlich den Kopf schütteln. Manchmal kommen wir fast in Erklärungsnot. Dass es uns zu teuer ist, können wir zwar sagen, aber so recht glaubt uns das hier niemand. Dass uns der Schnee in Deutschland abhält – das wäre gelogen. Was sollen wir also sagen?
Gar nichts werden wir sagen. Nur dass es so ist, wie es ist. Und dass wir den Weihnachtstag mit den Kindern aus dem Waisenhaus verbringen, werden wir sagen. Und dass wir am 26. ganz für uns alleine an den Strand fahren, werden wir vielleicht noch sagen. Aber vielleicht auch nicht.
Warum eigentlich sollten wir uns rechtfertigen müssen?
2010/12/17
Cambine Adventskalender 15
2010/12/15
Cambine Adventskalender 14
Was man unter einem "Mob" zu verstehen hat, ist allgemein bekannt: eine aufgewühlte Menge Volk. Seit einiger Zeit gibt es auch den sogenannten "flash mob". Menschen verabreden sich per Mobiltelefon oder Internet, zu einer bestimmten Zeit an einen bestimmten Ort zu kommen und dort gemeinsam etwas zu tun. Das kann bedrohlich sein, muss aber nicht, wie der folgende kleine Film zeigt. Wir haben den Link von Barbara Hüfner-Kemper aus New York zugeschickt bekommen. Herzlichen Dank!
http://www.youtube.com/user/
Ist es nicht ein wenig wie bei den Hirten in der Weihnachtsgeschichte? Mitten im ganz und gar Alltäglichen tut sich plötzlich eine andere Welt auf und nach einem kurzen Erschrecken glänzen die Augen der Menschen vor Staunen über das, was sie da hören und sehen.
2010/12/14
Cambine Adventskalender 13
Sauna, nur ohne Tauchbecken. So ein Tag war heute. Trotzdem, Claudia hat Plätzchen gebacken, gemeinsam mit Maria Alexandre, Gilda und Maria Xavier. Für die drei Mädchen aus dem Waisenhaus war es natürlich ein Fest. Nicht nur wegen der süßen Reste, die es immer zu schleckern gibt, wenn gebacken wird, sondern auch weil sie Tia Claudia mal ein paar Stunden ganz für sich haben konnten.
Cambine ist umgeben von Abertausenden Kokospalmen. Schon die Kinder klettern die nackten Stämme hinauf, dass uns Ungeübten vom bloßen Zuschauen schlecht wird. Frische Kokosnüsse kann man als Fastfood am Straßenrand kaufen. Kokosöl, Kokosfasern - die Pflanze ist hier allgegenwärtig. Kokosmakronen kennt allerdings keiner.
Es liegt an den Eiern. Die sind den Leuten hier einfach zu teuer, als dass sie sie in der nötigen Menge zu Plätzchen verbacken könnten. Heute aber wurden Makronen gebacken aus selbst hergestellten Kokosraspeln und frischen Eiern.
Noch so ein Grund, warum die Mädchen heute einen guten Nachmittag hatten.
2010/12/11
Cambine Adventskalender 12
Während Thomas in der Kirchenbank schwitzte, stand Claudia zu Hause in der Küche und schwitzte. Als sei es nicht ohnehin schon warm genug, brannte den gesamten Vormittag über der Gasherd. Sonnabend vor dem 3. Advent. Plätzchen backen. Und weil bei uns zugleich die Mangos vom Baum fallen, hat sie noch Marmelade und Chutney gekocht. Appetitlich sieht es schon mal aus, finde ich.
Ob es schmeckt, werden wir morgen probieren, wenn alles abgekühlt sein wird. Eigentlich kann es gar nicht anders sein: das Chutney muss schmecken! Sind ja lauter gute Sachen drin: Mangos natürlich, Apfel und Zwiebel, Ingwer und Chilli, Knoblauch und Sternanis, Kardamom und Curry, Lorbeer, Nelken und Zimt. "So exotisch hat es in meiner Küche noch nie gerochen", sagte Claudia danach. - Und dabei haben wir noch gar nicht von den Plätzchen gesprochen...
Cambine Adventskalender 11
Die Entscheidungen sind getroffen: Die Evangelisch-methodistische Kirche in Mosambik wird die Gehaltszahlungen an ihre hauptamtlichen Mitarbeiter grundlegend anders strukturieren. Bisher zahlten die Gemeinden "ihre/n" Pastor/in direkt von dem Geld, das im jeweiligen Monat eingenommen wurde. Und wenn das zu wenig war, blieb für das Gehalt nichts übrig. Und wenn es einen Konflikt zwischen Pastor und Gemeinde gab, war das Gehalt ein sehr effizientes Druckmittel. Künftig wird das Gehalt aus einem zentralen Gehaltsfond gezahlt werden, der aus den Umlagen der Gemeindebezirke finanziert werden soll. Zusätzlich muss die Kirche die 2012 auslaufenden Transferzahlungen aus der Partnerkonferenz Missouri ausgleichen. Das ist eine gewaltige Herausforderung!
Sie ist nur zu bewältigen, wenn die Kirche ihre Organisationsstruktur und ihren gesamten Dienst grundsätzlich auf den Prüfstand stellt. Vielleicht ist es schon ein wenig spät, damit zu beginnen. Aber ein Anfang ist gemacht. Von sechzehn Superintendentenstellen bleiben tatsächlich nur noch sechs übrig. In einem zweiten Schritt wird dann auch die Zahl der Distrikte, die vorerst weiterbestehen sollen, auf sechs reduziert werden. Ab sofort soll das neue System in sechs Distrikten einen Probelauf absolvieren. Ab Juli 2011 soll es dann in der gesamten Konferenz angewandt werden.
Zusätzlich sollen die Projekte der Kirche künftig mehr Gewinn abwerfen: Bücherläden, Gästehäuser, Landwirtschaftsbetriebe und die Tischlerei in Cambine. Auch das ist ein ehrgeiziges Vorhaben, denn in dem Zustand, in dem sich viele dieser Projekte derzeit befinden, sind sie eher ein Teil des Problems als eine Hilfe zu seiner Lösung.
Es soll auch zahlreiche personelle Veränderungen geben. Aber das hört man nur hinter vorgehaltener Hand. Noch bis morgen ist das Chefsache. Dann wird die Bischöfin die neue Dienstzuweisungsliste verlesen. Hoffentlich gibt es nicht wieder so viele Verweigerer wie im letzten Jahr!
2010/12/08
Cambine Adventskalender 10
... bekam heute im Begrüßungsgottesdienst zu Jährlichen Konferenz die Bischöfin überreicht. Das ist nun mal für unsere Gegend typisch.
Doch jenseits der schönen Gesten wird in den nächsten Tagen hart gearbeitet werden müssen. Weitreichende Entscheidungen gilt es zu treffen. Die Zahl der Distrikte soll von 16 auf 6 reduziert werden. Das ist nur scheinbar eine rein verwaltungstechnische Entscheidung, denn mit dieser Strukturänderung fallen ja auch zehn (vergleichsweise gut bezahlte) Superintendentenstellen weg.
Und noch tiefgreifender: Das Gehaltssystem für die Pastoren soll grundlegend verändert werden. Künftig soll das Gehalt nicht mehr von der jeweiligen Gemeinde, sondern von der zentralen Gehaltskasse gezahlt werden. Die soll aus Umlagen der Gemeindebezirke gespeist werden. Für die Pastorinnen und Pastoren wäre das eine enorme Verbesserung - vorausgesetzt, die Gemeindebezirke sind willens und in der Lage, die Umlagen regelmäßig und pünktlich zu überweisen.
Wie auch immer, das begeisterte Singen lassen sich die mosambikanischen Brüder und Schwestern nicht verbieten. Gut so!
Cambine Adventskalender 9
Gestern war es drei Jahre, dass wir in Moçambique angekommen sind.
- Und wir haben glatt nicht dran gedacht. Ist das ein gutes Zeichen?
Wir haben beschlossen, es so zu deuten. Also:
... auf ein Viertes!
2010/12/07
Cambine Adventskalender 8
Heute beginnt in Chicuque die Jährliche Konferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche in Mosambik. Eigentlich ja erst morgen, aber wenn man schon zusammenkommt, muss man die gemeinsame Zeit auch nutzen.
So wurde für heute noch ein zusätzliches Seminar angesetzt, zu dem alle Pastoren und Pastorinnen eingeladen sind. Um neun sollte es beginnen.
Die Gäste aus den USA, die referieren sollen, sind aber erst heute morgen um fünf in Maputo aufgebrochen. Sieben Stunden brauchen sie bestimmt, um in Chicuque anzukommen. So wird die Konferenz also irgendwann beginnen, irgendwann nachdem die Gäste eingetroffen sein werden. Und bis dahin werden die Pastorinnen und Pastoren ihre gemeinsame Zeit schon irgendwie sinnvoll zu nutzen wissen.
Als ich heute morgen das Auto vollpackte, um einige Studenten und Dozenten samt Gepäck zur Konferenz zu fahren, stand die Frage, wer wird sich hinten in den Kofferraum zum Gepäck setzen. Der Direktor meinte, es könnten doch eigentlich die beiden Pastoren hinten sitzen. Doch es war deutlich zu spüren: Auf diesem Ohr waren sie taub. So stiegen schließlich die beiden Studentinnen hinten ein. - An sich kein Problem. Und doch wird auch an einem so unscheinbaren Beispiel deutlich, wie fest hier auch in der Kirche das traditionellen Rollenbewusstsein in den Köpfen der Menschen verankert ist. Wir haben zwar eine Bischöfin, wir arbeiten vielleicht auch kooperativ mit ihr zusammen, aber deshalb muss noch lange kein Mann, der auch noch Pastor und Lehrer ist, hinten bei den Koffern sitzen.
2010/12/06
Cambine Adventskalender 7
Ein in Deutschland weithin unbekanntes Adventslied erzählt, wie Maria und Joseph auf dem Weg nach Bethlehem in einem Kirschgarten rasten. Mit Verweis auf das Kind unter ihrem Herzen bittet Maria Joseph, ihr Kirschen zu pflücken. Der aber reagiert patzig: Soll doch der Vater des Kindes dir Kirschen pflücken!
Da neigt sich der Kirschbaum, streckt Maria einen Zweig entgegen und sie kann Kirschen pflücken. Für Joseph ist klar: Gott selber, der Vater von Marias Kind, hat das bewirkt. Er erschrickt und bittet ihn um Vergebung: Was hab ich getan? Herr, hab Erbarmen mit mir!
Das Lied wurde nachweislich bereits im 15. Jahrhundert gesungen. Es greift zurück auf eine Legende aus dem sogenannten Pseudo-Matthäus, einer apokryphen Bearbeitung des biblischen Matthäusevangeliums aus dem 7. Jahrhundert nach Christi Geburt.
Es existieren viele Aufnahmen dieses Liedes, die derzeit bekannteste findet sich auf dem Weihnachtsalbum „If on a winter's night...“ von Sting. Anzuhören und zu sehen unter:
http://www.youtube.com/watch?v=CVTganOzERI
Cherry Tree Carol
When Joseph was an old man, an old man was he
He courted Virgin Mary, the queen of Galilee
He courted Virgin Mary, the queen of Galilee
When Joseph and Mary were walking one day
Here is apples and cherries so fair to behold
Here is apples and cherries so fair to behold
Then Mary spoke to Joseph so meek and so mild
"Joseph, gather me some cherries for I am with child"
"Oh Joseph, gather me some cherries for I am with child "
Then Joseph flew in anger, in anger he flew
"Oh, let the father of the baby gather cherries for you"
"Oh, let the father of the baby gather cherries for you"
So the cherry-tree bowed low down, low down to the ground
And Mary gathered cherries while Joseph stood down
And Mary gathered cherries while Joseph stood down
Then Joseph took Mary all on his right knee
Crying, "Lord, have mercy for what I have done"
Crying, "Lord, have mercy for what I have done"
When Joseph was an old man, an old man was he
He courted Virgin Mary, the queen of Galilee
He courted Virgin Mary, the queen of Galilee
2010/12/05
Cambine Adventskalender 6
mehr Advent im Advent
Kirchweihe in Massinga. Das war gestern. Studienjahresabschlussfest am Theologischen Seminar. Das war heute. Gestern fünf Stunden Gottesdienst, heute nur drei. - 2. Advent in Cambine.
Die fünf jungen Leute in den schwarzen Talaren, das sind die Absolventen des Theologischen Seminars in diesem Studienjahr. Nach vier Jahren Ausbildung werden sie am nächsten Sonntag ihre erste Dienstzuweisung erhalten. In der nächsten Woche findet in Chicuque - etwa 35 Kilometer von hier - die Jährliche Konferenz (Synode) der methodistischen Kirche statt. Noch so ein Termin im Advent. In Deutschland wäre das undenkbar. Zum Glück. Denn trotz allem vorweihnachtlichen Trubel und Getöse, auch entgegen aller Säkularisierung, das Fest der Geburt Christi ist tief in unserer Kultur verwurzelt.
So wie es selbst von den geografischen, klimatischen und kulturellen Bedingungen in Europa geprägt wurde, so hat es im Gegenzug auch die europäische Kultur beeinflusst. Zwei Weihnachtsfeiertage plus Heiligabend zeugen davon. Und selbst, wenn es oft nur mangelhaft gelingen mag, irgendwie wollen viele die Advents- und Weihnachtszeit als besondere Zeit im Jahr erleben. In Mosambik erlebe ich das nicht so.
Vor einem anderen Hintergrund als in Deutschland sind wir also genau wie ihr, selbst dafür verantwortlich, wie adventlich wir uns die Adventszeit gestalten - trotz Kirchweih, Studienjahresabschluss und Jährlicher Konferenz.
Cambine Adventskalender 5
4.12. - Heute abend schnell noch mal nach Chicuque: die Torte abholen für das Studienjahresabschlussfest morgen.
Natürlich habe ich gelernt: In Afrika keine Autofahrten nach Einbruch der Dämmerung! Meist halte ich mich dran. Immer geht es freilich nicht. Wie heute. Als wir wegfahren, ist es noch hell.
Auf dem Rückweg nach Cambine: es ist schon ziemlich duster, ein schwerer LKW im Gegenverkehr. Seine beiden Scheinwerfer blenden mich. Vor mir auf der Fahrspur eine Frau, dunkle Haut, dunkle Kleidung. Ich seh sie im letzten Moment. Es fehlt nicht viel und ich hätte vor der Entscheidung gestanden: sie oder ich? - Aber ich kann noch ausweichen.
Manchmal entscheidet eben eine Zollstocklänge oder ein Wimpernschlag darüber, wie es weitergeht im Leben. Ich hatte die notwendigen zwei Meter zu Verfügung. Gott sei Dank! Sonst könnte ich jetzt nicht so locker darüber berichten.
Cambine Adventskalender 4
1. Dezember in Maputo. Noch immer sind wir hier. Die letzten Besorgungen haben wir am vormittag erledigt: einen Blinkschalter für den Land Rover organisieren, das fehlende Teil für unser Auto ist leider noch nicht aufzutreiben, ein Koffer für eine Waisenhausmutter und eine Tonerkartusche für unseren Drucker.
Atemberaubend, welche Preisunterschiede es da gibt. Im ersten Laden, in dem ich fragte, wollten sie über 8.500 Meticais (etwa 180 Euro). Gekauft habe ich die Kartusche dann in einem Laden wenige hundert Meter entfernt für 1.750 Meticais (also etwa 37 Euro). Erklär mir einer den Unterschied...
Wir sitzen im Vorgarten des französischen Kulturzentrums mitten in der Stadt. Hier gibt es frischen Fruchtsaft und immer was zu sehen. Im Hintergrund hören wir den Soundcheck. Es scheint heute eine Veranstaltung zu sein. Kindergruppen gehen an uns vorbei in Richtung Saal. Es muss also etwas für Kinder sein. Wir gehen ihnen nach und sehen, wie der Saal sich füllt. Transparente sind an den Wänden angebracht: „AIDS ist eine unheilbare Krankheit, aber du kannst dich schützen“, steht da geschrieben. An anderer Stelle: „1. Dezember Welt-AIDS-Tag“.
Dann beginnt das Programm. Zwei Mädchen, höchstens vierzehn Jahre alt, begrüßen die Anwesenden. Eine Kindergruppe tanzt und singt und untermalt den Inhalt ihres Liedes mit klaren Gesten.
„Wir grüßen alle Kinder, die HIV-positiv sind“, singen sie: Und: „Wir grüßen alle, deren Eltern an AIDS gestorben sind. - Lasst nicht zu, dass nun auch noch eure Hoffnung stirbt.“
Als ein Geistlicher ein kurzes Wort an die Kinder richtet und mit uns allen betet, geht ein als Frosch verkleideter Mensch durch die Reihen und verteilt Kondome.
2010/12/04
Cambine Adventskalender 3
30.11. - Heute morgen in der Autowerkstatt zog ich die Nummer: 935. „Wir sind stolz darauf, Ihnen dienen zu dürfen“, stand da geschrieben. Doch weder die Nummer, noch der stolze Spruch hatten irgendeine Bedeutung. Schon nach einer halben Stunde stand ich - unverrichteter Dinge - wieder auf der Straße. Für diese Werkstatt sei unser Auto viel zu alt, bedeutete man uns. Dabei stand an der Wand in großen roten Buchstaben der gleiche Name geschrieben wie auf dem Typenschild unseres Wagens. Man schickte uns von einem zum anderen und war kein bisschen stolz darauf, uns helfen zu können.
Schließlich landeten wir bei dem Händler, bei dem wir vor drei Jahren unseren Gebrauchten im stolzen Alter von vierzehn Jahren erworben hatten. Für afrikanische Verhältnisse sozusagen als Jungwagen. Dort am Straßenrand, direkt neben dem fließenden Stadtverkehr, im Halbschatten unter einem Baum wurde uns geholfen. Ohne eine Nummer zu ziehen und ohne stolze Sprüche.
Ich will nicht über TOYOTA schimpfen. Ich will mich nur selber hüten, den Mund zu voll zu nehmen.
2010/11/28
Cambine Adventskalender 2
Da kannste lange warten...
Wir waren beim Einkauf für's Waisenhaus: drei Säcke Reise, zwei Säcke Mehl, Kartons mit Milchpulver, Ölflaschen – ein langer Einkaufzettel. Plötzlich ging die Heckklappe des Autos nicht mehr zu öffnen. Der Mechaniker unseres Vertrauens meinte, es sei ein elektrisches Problem. Er könne da nicht helfen. Er wusste aber jemanden, zu dem er mich samt Auto brachte. Bestimmt sei nur der Staub von Cambine auf den Kontakten. Das kann man nebenbei erledigen...
Der Elektriker ging tapfer ans Werk, entfernte hier eine Verkleidung, öffnete dort eine Klappe, und baute schließlich den gesamten Mechanismus der Heckklappe aus. Nach etwa anderthalb Stunden stellte er fest, dass er mir nicht helfen könne. Ein Teil der elektronischen Steuerung sei kaputt und das gäbe es nur in Maputo. Also baute er alles Ausgebaute wieder ein – was ihm sichtlich Mühe bereitete. Er hatte diese Arbeit an diesem Autotyp vorher sicher noch nie ausgeführt. Das dauerte weitere zweieinhalb Stunden...
In der Stadt wartete Claudia die ganze Zeit auf mich. Erst auf den Stufen vor einem Geschäft, dann im klimatisierten Wartebereich einer Bank. Nach vier Stunden kam ich endlich zurück und hatte nichts erreicht.
Außer vielleicht, dass wir den Doppelsinn des Wortes Geduld buchstabieren konnten: abwarten, auch wenn sich das Problem nicht gleich lösen lässt. Und zugleich dranbleiben, eben weil sich das Problem nicht gleich lösen lässt.
Morgen fahren wir also nach Maputo...
2010/11/27
Cambine Adventskalender 1
1. Advent. Das neue Kirchenjahr beginnt. Doch wen interessiert es wirklich? Auch für die Frommen markieren Silvester und Neujahr den Jahreswechsel und nicht Ewigkeitssonntag und 1. Advent. Für Erzgebirger (ohne "l", versteht sich!) ist der Sonnabend vor dem 1. Advent allerdings das, was dem Rheinländer der 11.11. ist: der Beginn der fünften Jahreszeit.
"Gahr für Gahr gieht's zen Advent ufn Budn nauf..." Warum? Das fragen nur Uneingeweihte! Zum Aufräumen natürlich nicht. Zum "Männle-runter-huln", und den Stern natürlich. Was denn sonst?
Auch wenn wir keinen Dachboden haben, so bin ich heute doch wenigstens auf die Leiter gestiegen und habe die Adventskartons vom Schrank heruntergeholt.
Während ich danach mit einigen Jugendlichen aus dem Waisenhaus im Busch Brennholz holen war, hat Claudia unser Häuschen adventlich hergerichtet. Ihr seht: Erzgebirger bleiben, was sie sind, wo immer sie sich auch rumtreiben!
Was uns von den heimischen Erzgebirgern unterscheidet:
Zum einen: Nach dem Schmücken des Hauses haben wir den Abend auf der Terrasse verbracht.
Nein, wir vergleichen jetzt keine Temperaturen. Nur so viel: Nach Einbruch der Dämmerung waren sie angenehm.
Und noch was: Vor wenigen Tagen hat die Mangosaison begonnen. Noch vorige Woche zahlten wir umgerechnet etwa 2,50€, heute schon nur noch die Hälfte für - eine Waschschüssel voller reifer frischer Früchte. Da kaufen wir natürlich - für die Kinder im Waisenhaus und für uns selber auch.
Ja, es ist der Vorabend des 1. Advent 2010. Ein Teller voll reifer Früchte, ist das nicht auch ein schönes Bild für das biblische Wort: "Als die Zeit reif war..." Und während ich das schreibe, tönen von der Festplatte die Schennhaader Maad: "Es is ball suweit..."
2010/11/14
Warum ich so selten schrieb
Ich habe darüber nachgedacht und muss sagen: Ja, ihr habt recht. Vieles, von dem, was ich schreibe, hat eine kritische Schlagseite. Woran liegt das?
Die Ursache liegt, glaube ich, darin, dass ich das Schreiben für den Blog benutze, um die Eindrücke, die ich so mache, zu verarbeiten. Und das ist am meisten notwendig bei den Erfahrungen, an denen ich mich reibe. Davon gibt es zugegebenermaßen viele.
Ich will mich aber mühen, künftig einfach auch mal was zu erzählen. Nur so, ganz ohne Reibefläche. Ich bin gespannt, ob und wie mir das gelingen wird.
Ein öffentliches Tagebuch wird es ganz sicher trotzdem nicht werden. Pastoren sind zwar oft eitle Persönlichkeiten. Da ist was Wahres dran. Aber dafür bin ich, glaub ich, nicht eitel genug.
Löt-Kolben
Zugleich ist Cambine aber auch eine Siedlung im Busch, denn dort, wo rings ums Dorf die Felder aufhören, fängt der Busch an. Auch dort leben Menschen. Die haben es weit zum Wasser und zur Haltestelle. Elektrischen Strom beziehen sie, wenn überhaupt, von der Sonne. Meistens leben sie von dem, was sie auf ihren Feldern anbauen und von Brennholz, das sie schlagen und ins Dorf verkaufen.
Wir waren auf dem Weg zu einem dieser Brennholzverkäufer. Wir kannten den Weg. Doch wo mussten wir vom Weg abbiegen, um zu seiner Hütte zu gelangen? Bei einigen Männern, die am Wegrand unter einem Baum saßen, fragte ich nach. Sie konnten mir zwar nicht weiterhelfen, doch ich sah, womit einer von ihnen beschäftigt war.
Auf einer Matte saß er im Sand, vor sich ausgebreitet ein zerlegtes Transistorradio. Neben der Matte brannte ein Holzfeuerchen. Zwei abgenagte Maiskolben lagen daneben. In den Maiskolben staken Stahlstifte, die er im Feuer aufheizte. Einen hatte er in der Hand, um damit zu löten. Ich staunte nicht schlecht. Ich weiß nicht, ob er sein Radio wieder zum Spielen brachte. Es würde mich allerdings wundern, wenn nicht.
2010/09/30
Vielleicht haben sich manche schon gewundert
Ihr, die ihr uns Freundschaftsanfragen geschickt habt, bitte nehmt es nicht persönlich. Lasst uns trotzdem Freunde bleiben. Es geht nicht gegen euch. Es ist mehr das Prinzip. Ihr habt unsere Email-Adresse. Ihr lest unseren Blog. Ihr könnt ihn kommentieren. Ihr habt vielleicht unsere Telefonnummer. Oder ihr könnt sie erfragen. Lasst uns so miteinander in Kontakt bleiben oder treten. Das funktioniert auch.
2010/09/21
In der Zeitung gefunden
"Im Seniorenheim, in dem ich arbeite: Die Sonne, brennt auf den Innenhof. In Demenz versunken, schauen einige Bewohner im Schatten trübe vor sich hin. Nur eine 98-Jãhrige, mit Hut und Handschuhen, scheint fröhlich zu sein. 'Sie können diese Hitze gut ertragen?' frage ich sie. Da blitzen ihre Augen auf: 'Ja, in Brasilien ist es heiß gewesen, und auch in Lambarene, bei Albert Schweitzer.' Ich setze mich zu ihr. 'Schweitzer sang in der Sonne. Ich war Schwester, bei ihm und in Brasilien. Mich erinnert die Sonne an meine Hilfe für die Kranken.' Sie neigt den Kopf, schließt die Augen und erträgt die unerträgliche Hitze geduldig."
2010/09/20
Wie im Fluge
Jetzt kommt es darauf an, die gesammelten Eindrücke nachwirken zu lassen. Die Erlebnisse selber vergehen ja schnell. Eindrücke und Erinnerungen bleiben. Und gelohnt hat sich eine Reise, wenn man lange von ihr zehren kann. Wir jedenfalls denken gerne an die gemeinsamen Tage mit euch zurück, liebe Astrid, lieber Jürgen. Schön, dass ihr euch aufgemacht habt, uns zu besuchen.
P.S.: Die vergangene Nacht habt ihr im Flugzeug zugebracht. Da sitzt man in seinem Sessel und weiß nicht recht, wohin mit den Beinen. Der Rücken tut weh. Man will schlafen und kann es doch nicht. Und wenn man gerade eingeschlafen ist, muss der Nachbar raus aufs Klo. Da kann sich die Nacht ganz schön ziehen, selbst wenn sie im Fluge vergeht.
2010/09/07
Maputo brennt nicht
Nun sind wir in Maputo angekommen, im noblen Hotel am feinen Ende der Stadt. Wir sitzen auf dem Balkon. Die Stadt ist hell erleuchtet. Laute Musik dringt zu uns herauf. Wir sind in der Stadt unterwegs. Die Vorstadt, in der die Unruhen begannen, durchqueren wir auf der Schnellstraße. Alles scheint wie immer. Nahe dem Präsidentenpalast patroullieren bewaffnete Polizisten.
Was wir sehen, sind nur die Schäden, die die Auseinandersetzungen der vergangenen Woche hinterlassen haben: Spuren von brennenden Reifen im Asphalt. Zerstörte Zäune. Geplünderte Läden, Verletzte, Tote sehen wir nicht. Es ist Sonntag, da sehen wir nicht einmal den Zorn, der die Unruhen hervorgerufen hat.
Ich will an einem Automaten Geld abheben. Der Wachmann, mit dem ich spreche, redet von den Sorgen der armen Leute. Weil in Mosambik kaum Getreide angebaut wird, muss man Weizen und Reis auf dem Weltmarkt kaufen. Wegen der großflächigen Brände in Russland und der verheerenden Überschwemmung in Pakistan sind beide Grundnahrungsmittel in den vergangenen Monaten von Woche zu Woche teurer geworden. In der Folge soll nun der staatlich festgelegte Brotpreis angehoben werden. Auch von Preiserhöhungen bei Wasser, Strom und Kraftstoff war die Rede gewesen. Doch das scheint vorerst vom Tisch zu sein.
Die Lebenshaltungskosten werden trotzdem weiter steigen. Den zahllosen Menschen, die keine oder nur geringe regelmäßige Einkünfte haben, macht das Angst. Und doch: der Staat kann die Lebensmittelpreise nicht immer weiter subventionieren. Sein Budget reicht schon jetzt nicht, um alle Aufgaben angemessen zu finanzieren.
Wir fahren weiter. Unten am Meer feiern die Menschen. Uns scheint, es sind mehr als an einem gewöhnlichen Sonntag, Liebespaare, Familien, Männergesellschaften. Uns erreicht eine anonyme SMS: Keine Gewalt! Keine Vandalismus. Heute spielt Mosambik gegen die Elfenbeinküste. Da müssen wir zusammenhalten, damit wir unser Spiel gewinnen! - „Unser Spiel“, ist damit nur das Fußballspiel gemeint?
Am Sonntagabend liegt Partystimmung über der Stadt. Die Gaststätten sind voll. Von Spannung spüren wir nichts. Wir sind in Polana, dem Viertel derer, die den angekündigten Preiserhöhungen gelassen entgegen sehen können.
Doch was wird am Montag morgen geschehen, am anderen Ende der Stadt, in Matola und Machava und all den anderen Vierteln, in denen das einfache Volk lebt? Das weiß keiner, sagt der Wachmann neben dem Geldautomaten. Da spürt man sie wieder, die Spannung. Sie ist immer noch da. Sie kann jederzeit neue Funken schlagen.
2010/09/05
6:0
Das Mbombela-Stadion ist sehr schön. Seine Tragekonstruktion ist Giraffen nachempfunden. Wenn die um das Stadion herum gepflanzten Akazien einmal ausgewachsen sein werden, soll das ganze Gelände an den nahe gelegenen Kruger-Nationalpark erinnern. Die Atmosphäre im Stadion war, wie man es zur WM kennengelernt hat: laut und begeistert, dabei friedlich und trotz allem diszipliniert. Von den etwa 38.000 Besuchern waren nur wenige Weiße. Zum Glück hat uns unser Gastgeber zum Stadion gefahren und am Schluss auch wieder abgeholt. Verkehrsmäßig war es eine Katastrophe. An-und Abfahrt dauerten viel länger als vermutet. Deshalb kamen wir leider zu spät zum Vorprogramm. Dabei hätten wir es gerne miterlebt, wenn schwarze und weiße Südafrikaner gemeinsam ihre Nationalhymne singen: Nkosi sikelel iAfrika. Gott segne Afrika. Schade, das haben wir gestern verpasst. Eigentlich ein Grund, mal wieder zum Fußball zu gehen, zumindest in Afrika.
2010/09/04
Alle fünfe...
Gestern sind wir von unserem zweitägigen Trip durch den Kruger-Park zurück gekommen. Wir saßen viele Stunden im Auto, denn aussteigen darf man ja nur an einigen markierten Aussichtsstellen und in den umzäunten Camps. Doch es hat sich allemal gelohnt. Unsere Gäste hatten sooo ein Glück... - und wir mit ihnen. Gleich bei ihrem ersten Besuch sämtliche "Big Five" zu sehen, das ist schon was ganz Besonderes. Dazu noch Hyänen, einen (sehr seltenen) Kampfadler mit Beute - alles aus nächster Nähe. Wir sind noch tief beeindruckt. Und auch das Quartier (Biyamiti Bush Camp) war prima. Da kann man glatt vergessen, was um einen rum in der Welt so passiert. Doch keiner kann sein Leben lang im Park bleiben - es sei denn er ist ein Elefant.
2010/09/02
Urlaub
Astrid, Jürgen, Claudia und Thomas
2010/08/23
Antwort auf einen Kommentar
Wie ist das nun mit der viel gescholtenen afrikanischen Unverbindlichkeit? Wie geht ihr als Mitteleuropäer damit um?
Um ehrlich zu sein: Es gelingt uns mal besser, mal weniger gut, uns darauf einzustellen.
Besonders schwer fällt es, wenn ich den Eindruck habe, dem anderen ist es gleichgültig, ob da jemand wartet. Da ist es meines Erachtens manchmal auch angebracht, seinem Ärger Luft zu machen. Einmal war es so, dass die Studenten über Monate kein Stipendium erhielten, weil ein Kollege schlicht versäumt hatte, eine Information weiterzugeben. Da habe ich mich mal per Mail eingemischt. So kann es einfach nicht gehen, sage ich als Europäer. Doch selbst die Studenten, die Hunger hatten, wagten es nicht, Alarm zu schlagen.
Allerdings muss man in Betracht ziehen, dass die Lebensbedingungen hier komplett anders sind als in Europa. Der öffentliche Personennahverkehr läuft hier z.B. kaum nach Fahrplan. Das Chapa (Linientaxi) fährt ab, wenn genügend Fahrgäste da sind. Das lässt sich schwer kalkulieren.
Am besten geht es noch, die ganze Sache mit Humor zu nehmen. Im Anhang des Gesangbuches der Evangelisch-methodistischen Kirche hier in Mosambik steht u.a. der Satz geschrieben: "Der Gottesdienst soll exakt zum angegebenen beginnen." Es war Sonntag morgen 9 Uhr. Wir standen vor der Kirche. Sie war abgeschlossen. 9:15 Uhr war immer noch niemand da, sie aufzuschließen. Auch der Pastor fehlte noch. Da zitierte ich besagten Satz aus dem Gesangbuch und meinte: "Das hat aber kein Europäer hier hingeschrieben." - Wir konnten gemeinsam drüber lachen. Aber wie gesagt, das fällt mal leichter und mal schwerer.
Und ändern werden wir es wohl kaum. Wenn wir von Afrikanern erwarten, dass sie sich in Europa an die dort geltenden Regeln anpassen, dürfen wir uns nicht wundern, wenn das anders herum genau so gilt.
Und noch eins: Genau so, wie es auch unpünktliche Europäer gibt, gibt es auch zuverlässige Afrikaner. Obwohl sich das eigentlich von selbst versteht, will ich es an dieser Stelle noch erwähnen.
Gute Idee
"Hallo ihr lieben Günthers,
hier kommen wieder einmal Grüße aus der Heimat. Bei uns ist ein heißes Wochenende. Vergangenen Sonntag hatten wir unser jährliches Gemeindesommerfest der Gemeinde Ebersbrunn. Auch da hatten wir einen schönen Nachmittag und trotz des angesagten Regens schien die Sonne. Neben vielen Spielen und guten Kaffee und Kuchen hatten wir auch eine Versteigerung organisiert, wobei wir viel Freude hatten. Die Versteigerung brachte einen guten Erlös ein, welchen ihr für eure Arbeit in Cambine bekommen sollt. ... Den genauen Betrag geben wir euch später bekannt, weil auch diesen Sonntag noch einiges Geld dazugekommen ist. Wir hoffen, dass wir somit ein wenig unserer Sommerfestfreude an euch weitergeben können."
Danke, ihr lieben Ebersbrunner, das ist euch gelungen!
2010/08/16
Alles sinnlos?
Einige Kinder im Waisenhaus haben große Probleme in der Schule. Ich habe mir vorgenommen, mit einigen einzeln zu arbeiten. Um zu sehen, auf welchem Stand sie gerade sind, wollte ich mir die zwei Bücher der ersten Klasse von den Schülern ausleihen. Als ich das Dona Maravilha erzählte, hat sie mich zweifelnd angeschaut. Vielleicht hätte ich ja Glück und einer hätte seine Bücher noch. So war es dann auch. Von den sieben Erstklässlern konnte mir nur Samito sein Portugiesisch- und Mathematikbuch bringen. Die Bücher waren in einem katastrophalen Zustand, aber immerhin: er hatte sie noch.
Vor ungefähr drei Wochen hab ich wohl so an die 30 Knöpfe an die Hemden der Schuluniformen genäht. Heute tat ich das wieder. Eigentlich konnte ich es nicht glauben, dass die schon wieder ab sein sollen. Den Müttern haben wir vor kurzem Nähsets gekauft, damit sie diese Arbeit selber erledigen können - anscheinend ohne großen Erfolg. Castigo hat seine Hose fast verloren. Sie ist ihm viel zu groß und dann war auch noch der Hosenknopf abgerissen. Den konnte ich nicht mehr annähen. Er musste los zum Unterricht, war eh schon zu spät dran.
Eine Freundin schrieb mir letztens die folgenden Zeilen von Jochen Klepper:
"Manchmal denkt man, Gott müsste einem in all den Widerständen der Arbeit ein sichtbares Zeichen geben, das einem hilft. Aber dies ist eben sein Zeichen: dass er einen durchhalten und es wagen und dulden lässt."
Morgen geh ich wieder hin und werde ganz bestimmt auch wieder abgerissene Knöpfe annähen.
2010/08/13
Nur mal 'ne Frage
Den Vogel zeigen
Als wir Dona Martha davon erzählten, lachte sie nur und meinte, dass schon viele Leute unter diesem Vogel gelitten hätten. Im Krieg sei es so gewesen, dass die Menschen es regelrecht mit der Angst zu tun bekamen, wenn sie ihn hörten. Der kurze schrille Ruf, den man so schlecht orten kann, weckte in ihnen die Furcht vor Rebellen, die sich im Dunkeln geheimnisvoll miteinander verständigten.
Und tatsächlich, auch ohne die Bedrohung des Krieges, hatte ich diese Assoziation auch schon gehabt. Wirklich, es wäre eine große Hilfe, wenn uns den Vogel jemand zeigen könnte. Dann könnten wir wieder ruhiger schlafen. Und unsere schwarzen Nachbarn auch.
2010/07/29
Vania
Während wir in Deutschland waren, brachte ihr Vater Vania ins Waisenhaus. Die Mutter sei gestorben, hieß es, und er könne sich genau so wenig um das Kind kümmern wie die anderen Verwandten. Da war Vania ein halbes Jahre alt.
Mütter und Kinder im Waisenhaus nahmen sich der Kleinen an. Doch aß und trank sie kaum. Dafür schrie sie viel. Offenbar hatte sie Schmerzen. Nach einigen Überlegungen, wie es denn mit Vania weitergehen könne, fassten die Mütter und die Direktorin den Entschluss, das Kind doch wieder in die Obhut der Familie zu geben. Die nahmen es auch wieder auf, obwohl inzwischen auch der Vater des Kindes gestorben war. Wenige Tage später ging Vanias kurzes Leben zu Ende.
Wir besuchen die Familie am Tag nach der Beerdigung. Sie wohnen etwa 20 Autominuten außerhalb von Cambine im Busch. Noch ist die Großfamilie beieinander. Die Frauen sitzen auf Matten auf dem Sandboden, die Männer nebenan auf Plastikstühlen. Leise einen Gruß murmelnd reichen wir einem nach dem anderen die Hände. Man bietet uns Stühle an. Schweigend sitzen wir eine Weile beieinander. Dann berichtet der Großvater kurz aus Vanias letzten Tagen. Die Direktorin des Waisenhauses spricht ein Gebet, dann gehen wir gemeinsam mit allen Verwandten die fünfhundert Meter zum Familienfriedhof. Das Grab des Urgroßvaters ist gemauert. Die anderen vier oder fünf Gräber sind einfache Erdhaufen. Vanias Grab ist das frischeste. Einige Verwandte nehmen Sand in die Hand und streuen ihn aufs Grab. Eine der Frauen gibt eine Kanne durch die Reihe. Manche gießen damit Wasser auf das Grab, doch immer so, dass es ihre linke Hand überspült. Das sei so Tradition, heißt es.
Man bittet mich um ein Gebet. Ich spreche es auf Deutsch. Die Menschen um mich herum verstehen mich so wenig, wie ich sie verstehe. Was uns dennoch verbindet, ist Traurigkeit – und Sehnsucht. Sehnsucht danach, dass sich das Wort des alten Propheten Jesaja endlich erfüllt und kein Kind mehr für einen frühen Tod geboren werden muss. Doch noch ist dieser verheißungsvolle Tag nicht angebrochen, soviel ist uns klar, zumal hier im mosambikanischen Busch, zehn Kilometer Fußweg von der nächsten Gesundheitsstation entfernt.
Schlechte Luft
Am nächsten Tag treffen wir uns wieder. Ihre Tante, sagt M., habe die Hälfte ihrer Tabletten mitgenommen. Sie habe auch Malaria, hätte sie gesagt, und mit der Schere die Packung mitten durch geschnitten. Aber es ginge ihr, M., ohnehin schon besser. Deshalb sei das alles auch nicht so schlimm. Morgen wolle sie sowieso zur Kontrolle gehen.
Claudia erklärt, dass die Tabletten nur wirken, wenn man sie regelmäßig einnimmt. M. lächelt nur. Ich mische mich ein, versuche sie zu überzeugen, dass sie nur ins Gesundheitszentrum gehen brauche, neue Tabletten holen. M.lächelt nur über unseren Eifer. Morgen wird sie hingehen - zur Kontrolle. Das reiche.
Wie es scheint, hält M. Malaria noch immer für eine Krankheit die durch schlechte Luft, mal-aria eben, ausgelöst wird und gegen die ein Spaziergang an frischer Luft mehr hilft als die richtige Medikation.
Semesterbeginn am Theologischen Seminar
Ohne Netz und doppelten Boden
Für uns, die verhinderten Nutzer, barg sie die Gelegenheit einiger bemerkenswerter Erfahrungen. Zum Beispiel die des Abgeschnittenseins. Räumliche Ferne, so ist mein Eindruck, trennt nicht wirklich, solange man sie kommunizierend überwinden kann. Allein zu wissen, dass ich Kontakt aufnehmen könnte, wenn ich wollte oder müsste, lässt die interkontinentale Distanz auf einen gefühlten Katzensprung schrumpfen. Erst das Abgeschnittensein von dieser Möglichkeit hat mich die wirkliche Entfernung wieder spüren lassen.
Oder die Erfahrung, dass unterbundene Kommunikation den Alltag zum stocken bringt. Ist das Geld für die Lebensmittel schon überwiesen? Wird im nächsten Semester ein neuer Lehrer ans Seminar kommen? Werden wir den Dienstwagen zur Reparatur bringen können? Antworten, die ausbleiben. Entscheidungen, die aufgeschoben werden müssen, wie so vieles. Das Gute daran: manches erledigt sich dadurch von allein.
Und schließlich die Erfahrung: So leicht fällt es mir doch nicht, ohne die elektronischen Kommunikationsmittel zu leben. Sie sind ein bedeutender Teil meines Alltags geworden. Das zeigt sich auch daran, dass ich hier und jetzt darüber schreibe. Es geht auch ohne, klar, aber es fehlt was.
2010/07/01
...nicht unser Tag
Als sich der Gast verspätet, versucht ihn jemand per Telefon zu erreichen. Nein, sie kämen noch nicht gleich, heißt es dann. Sie seien noch in der Provinzhauptstadt in einer Sitzung. Wann und ob er überhaupt ins Waisenhaus käme, sei im Moment nicht klar. Langer Rede kurzer Sinn: Auch nach zwei Stunden Warten war kein Minister angekommen...
Uns Europäer ärgert sowas: vertane Zeit! Unsere afrikanischen Freunde und Nachbarn nehmen's mit Gelassenheit. Der Superintendent meinte nur: Das war unsere Arbeit heute nachmittag - Warten auf den Minister. Ist das nun theologische Abgeklärtheit (schließlich wartet die gesamte Christenheit seit fast 2000 Jahren) oder ist es afrikanischer Fatalismus? Ich bin mir nicht sicher.
Wieder zu Hause setze ich mich auf den Schreibtischdrehstuhl. Dreimal knackt es laut, dann bricht er zusammen. Dabei wollte ich einfach nur da sitzen...
Nein, das war wirklich nicht unser Tag. Und doch, wenn man sich's richtig überlegt, hat Boaventura, der Superintendent wohl recht: Ist es nicht ständig unsere Aufgabe, damit zurecht zu kommen, dass im Leben nicht alles glatt geht? Natürlich ging das heute schief mit dem Stuhl und dem Minister. Ich kann mich darüber ärgern, aber verpflichtet dazu bin ich nicht. Denn es gab auch andere, bessere Erfahrungen an diesem Tag. Gott sei Dank!
2010/06/20
VON DAHEIM NACH HAUSE GEREIST
Doch zugleich sind wir noch nicht wirklich hier. Die Erlebnisse und Bilder der vergangenen drei Monate wirken in uns nach und werden uns wohl auch noch eine Weile begleiten und beschäftigen. Herzlichen Dank für alle Freundlichkeiten und Wohltaten, die uns bei den verschiedensten Begegnungen mit euch zuteil wurden: Schuhe putzen, Computer reparieren, Wunschessen kochen, ins Konzert oder Restaurant einladen, beim Wein beisammen sitzen und erzählen, uns durch eure Stadt führen, ein Fest miteinander feiern … und vieles andere mehr.
Doch nun beginnt der Alltag wieder. Thomas wird am Montag im Seminar Wiederholungsprüfungen abnehmen. Danach müssen neue Vorlesungen für das zweite Semester (Juli – November) vorbereitet werden. Im Waisenhaus wird Claudia anfangen, Einnahmen und Ausgaben für die vergangenen drei Monate nachzubuchen. Vergangenen Freitag kam ungeplant ein Zwillingspärchen (sieben Monate alte Mädchen) ins Heim. Nun müssen zwei Kinderbetten besorgt werden und manches andere dazu... Ihr spürt, langweilig wird es vorerst wohl nicht werden.
Und dann ist da ja noch die Fußball-WM im Nachbarland Südafrika. Hinfahren werden wir nicht. Wir waren ja erst lange unterwegs. Aber das eine oder andere Spiel werden wir uns im Fernsehen schon anschauen - auf alle Fälle die Spiele mit deutscher Beteiligung. Und – mit Verlaub – die anderen, die danach noch folgen werden, sicher auch.
Es ist schon eigenartig. Wir waren drei Monate in Deutschland. Nun sind wir für weitere zwei Jahre in Mosambik. An dem einem Ort sind wir daheim. Am anderen Ort sind wir zu Hause. In welcher Richtung wir auch unterwegs sind, wir reisen immer von daheim nach Hause. Manchmal kommt es uns freilich so vor, als sind wir weder da noch dort richtig Zu Hause. Aber das ist – Gott sei Dank! - nur wirklich selten der Fall.
Zwischen daheim und zu Hause auf dem Airport Charles De Gaulle in Paris
GRUSS VON UNTERWEGS
Auf dem Flughafen werden Fotoapparate gezückt. Ein überlebensgroßer Nelson Mandela mit dem Pokal in der Hand, im Hintergrund eines der neu gebauten Stadien. Da kommt keiner vorbei ohne abzudrücken. Es wimmelt von Menschen. Von den oberen Stockwerken schallen einzelne Vuvuzelas durch die offene Haupthalle des Airports. Ein südkoreanisches Fernsehteam erwartet eine Delegation. Mit Trommeln und Fahnenschwenken werden die Ankommenden begrüßt.
Zoll- und Sicherheitsleute zeigen Präsenz, aktiv werden müssen sie nicht. Auch kontrolliert wird an diesem frühen Morgen niemand. Alles macht den Eindruck eines großen Festes, zu dem Verwandte aus aller Herren Länder anreisen. Auch ohne ein großer Kenner oder Fan zu sein, denke ich: Ist doch schön, wenn Menschen aus so vielen Ländern friedlich zusammen kommen – nur wegen eines Spiels. - Möge es die ganze Zeit der Meisterschaft über so bleiben!
2010/03/01
Gespannt auf Deutschland
Di 16.3. Ankunft in Berlin-Tegel
bis 22.3. Urlaub
23.3. Solingen
24.3. Berlin Wittenau
25.3. Berlin Friedenau
26.3. Bebra
28.3. Lage
1.4. Fachklinik Klosterwald Bad Klosterlausnitz
2.4. Bad Klosterlausnitz / Gera
4.4. Bad Klosterlausnitz
5.4. - 18.4. Urlaub
20.4. Plochingen
21.4. Besigheim
22.4. Schwaebisch-Hall/Crailsheim
23.4. Wuppertal
24.4. Wuppertal
25.4. Muenchen
26.4. Martha-Maria Nuernberg
27.4. Konstanz
28.4. Frankfurt/Main
29.4. Mainz-Wiesbaden
30.4. Boeblingen-Sindelfingen
1.5. Kandel
2.5. Waiblingen
4.5. Tropeninstitut Tuebingen
5.5. Stuttgart
6.5. Ulm
7.5. Reutlingen-Betzingen
8.5. Freiburg
9.5. Pirmasens
12.5. Goerlitz
13.5. Zittau
16.5. Dorfchemnitz
17.5. Crottendorf
18.5. Erfurt
19.5. Falkenstein
20.5. Venusberg
23.5. Zwickau-Planitz
24.5. Schoenheide / Scheibenberg
26.-30.5. Leipzig Ostdeutsche Jaehrliche Konferenz
31.5. Kirchberg
1.6. Lobenstein
2.6. Reinsdorf
3.6. Zwickau
4.6. Albernau
6.6. Schoenheide
7.6. Rodewisch
8.6. Dittersdorf / Drebach
9. - 13.6. Urlaub
15.6. Rueckflug ab Berlin-Tegel
Und vielleicht treffen wir uns ja irgendwo. Waer schoen.
2010/02/15
So also nicht
»Am Sonntag predigte ein Missionar. Er hatte eine herrliche, eindringliche Art zu reden, er beschrieb die Nöte der Eingeborenen und flehte in so rührenden Worten um Hilfe für diese leidenden Menschen, dass ich insgeheim den Betrag, den ich für die Kollekte vorgesehen hatte, von 50 Cent auf einen Dollar erhöhte. Der Missionar fuhr fort und schilderte das herzzerreißende Elend der Notleidenden. Mit meinen Vorsätzen wurden aus dem einen Dollar fünf. Noch einige Sätze – und die Predigt trieb mir das Wasser in die Augen. Ich beschloss, einen Scheck auszuschreiben, da ich nicht genug Bargeld bei mir hatte. Der Prediger war immer noch dabei, zu erzählen, wie schrecklich es die Armen hätten. Ich ließ den Gedanken an einen Scheck. fallen. Er fuhr fort. Ich kam wieder auf fünf Dollar zurück, dann auf vier, drei, zwei, einen Dollar. Er redete und redete und redete. Als schließlich die Kollekte herumging, nahm ich mir zehn Cent heraus.«
(gefunden in: Hans-Dieter Bastian, Kommunikation Themen der Theologie, Kreuz-Verlag Stuttgart 1972)
2010/02/06
Beinah ein Doktor
Kürzlich besuchte uns der für Cambine verantwortliche Distriktsarzt. Er teilte uns mit, dass er die Absicht habe, einen „Técnico“ in Cambine zu stationieren, um die Krankenstation künftig wieder stärker belegen zu können. Nach deutschem Verständnis ist ein Técnico kein Arzt, sondern ein erfahrener Pfleger mit einer zweijährigen medizinischen Zusatzausbildung. In Mosambik allerdings nehmen die Técnicos durchaus ärztliche Tätigkeiten wahr, einschließlich Operationen. Ein Técnico in Cambine – das würde die Qualität der medizinischen Versorgung im Dorf wesentlich verbessern. Nur müsste die Missão angemessenen Wohnraum zur Verfügung stellen. Jetzt ist die Direktion der Missão am Zug...
Servicewüste
Und wenn es nur fünf sind? Oder keiner...
Es scheint, dass andere Studiengänge attraktiver sind als das Theologiestudium in Cambine. Das scheint uns sogar verständlich, denn die Pastorentätigkeit in der methodistischen Kirche in Mosambik gilt nicht zu Unrecht als wahrhaft brotlose Kunst. Viele von Thomas' Kollegen haben seit Monaten kein Gehalt mehr bekommen. Und die Pastorinnen und Pastoren, die in Gemeinden Dienst tun, die sich irgendwo weit abgelegen im Busch befinden, erhalten oft das ganze Jahr kein Geld. Ihre Gemeindeglieder haben selber kaum das Nötigste. Ein Umlagensystem gibt es nicht, in dem finanzstärkere Gemeinden die Last der Schwächeren mittragen und so zu einer halbwegs gerechten Entlohnung der Hauptamtlichen beitragen könnten.
Die Zahlen stimmen, alles andere entwickelt sich...
Die Einkäufe für das Waisenhaus erledigen wir regelmäßig gemeinsam mit Dona Maravilha. Dabei spüren wir deutlich, wie die Lebensmittelpreise drastisch nach oben gehen. Kostete ein 50-Kilo-Sack Reis der Marke Coral im November 2009 noch 960 - 970 Meticais (etwa 26 Euro), so kostete er Ende Januar 2010 bereits 1200 Meticais (etwa 30 Euro), was unabhängig vom Eurokurs in etwa einer Steigerung von 25% in zwei Monaten entspricht.